Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat
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LANDESMUSIKRAT NIEDERSACHSEN<br />
Hochschulen und Musiklehrerausbildung<br />
Studienplätze für Musik im Lehramt<br />
Es ist kritisch zu sehen, dass es im Bundesland Niedersachsen immer noch<br />
zu wenige Studienplätze für Musik im Lehramt (GHR, Sonderschule, Berufsbildende<br />
Schule) an den lehramtsausbildenden Hochschulen gibt.<br />
Besonders <strong>in</strong> den Schulformen Grund-, Haupt- und Realschulen sowie <strong>in</strong> Förderschulen<br />
ist der Unterrichtsausfall nach wie vor hoch. Das M<strong>in</strong>isterium selbst<br />
spricht von 70-80%. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die verbleibenden Anteile vor allem<br />
<strong>in</strong> der Grundschule oftmals fachfremd unterrichtet werden. An den Gymnasien hat sich die Situation etwas entspannt,<br />
hier f<strong>in</strong>den die Schulen zurzeit e<strong>in</strong>igermaßen bedarfsdeckend Absolventen der drei Hochschulen (Musikhochschule Hannover,<br />
Universität Oldenburg, Universität Osnabrück) über die adäquat vorhandenen Studiensem<strong>in</strong>are vor. Für die Primarstufe<br />
bestehen deutlich zu wenig Studienangebote, h<strong>in</strong>zu kommen die politischen Entscheidungen, den Standort<br />
Hannover aufzugeben und nach Hildesheim zu verlagern, was nur reduzierte Akzeptanz f<strong>in</strong>det, sowie das Lehrpersonal<br />
am Standort Braunschweig nicht bedarfsorientiert aufrechtzuerhalten (s. Resolution der Mitgliederversammlung des<br />
Landesmusikrates vom 30.10.2011).<br />
Fachlehrkräfte für Musik <strong>in</strong> Haupt- und Realschulen s<strong>in</strong>d chronisch Mangelware. Hier bedarf es nicht nur der Bereitstellung<br />
von Studienplätzen, sondern auch der Informationspolitik bei Schulabgängern und Quere<strong>in</strong>steigern sowie e<strong>in</strong>er politisch<br />
gewollten f<strong>in</strong>anziellen Gleichstellung mit anderen Lehrämtern im späteren Berufsalltag. Die Musikschulen fangen<br />
hier zwar e<strong>in</strong>ige Defizite auf (z.B. durch Klassenmusizieren oder Band-Klassen), letztlich fehlt aber zu e<strong>in</strong>em Curriculumkonformen<br />
Modell der schulpädagogisch ausgebildete Schulmusiker. Angesichts der sozial bed<strong>in</strong>gten Anforderungen<br />
wäre hier e<strong>in</strong> verstärktes Angebot im Klassenmusizieren mit Tandembetreuung (Instrumentallehrer der Musikschule und<br />
Schulmusiker) wünschenswert. Dafür müssten allerd<strong>in</strong>gs die entsprechenden personellen und materiellen Ausbildungskapazitäten<br />
an den Hochschulen vorgehalten werden.<br />
Unterf<strong>in</strong>anzierung der Studiengänge für das Lehramt Musik<br />
Die Studiengänge für das Lehramt Musik an den wissenschaftlichen oder technischen Hochschulen (Braunschweig, Hildesheim,<br />
Lüneburg, Oldenburg, Osnabrück, Vechta) s<strong>in</strong>d generell unterf<strong>in</strong>anziert (Stellenpläne, Curricularnormwert), da<br />
sie – anders als die Hochschule für Musik, Theater und Medien <strong>in</strong> Hannover – im Verbund mit völlig anders strukturierten<br />
Fächern rechnerisch an den jeweiligen Grundordnungen und damit am NHG ausgerichtet werden. Der hohe personelle<br />
(Instrumentalunterricht) und materielle (Instrumente, Medien) Bedarf ließe eher Vergleiche zu naturwissenschaftlichen<br />
als zu geisteswissenschaftlichen Fächern zu.<br />
Strukturelle Defizite<br />
Trotz – oder gerade wegen – „Bologna“ gibt es une<strong>in</strong>heitliche Studien- und Prüfungsordnungen im Land, was den Hochschulwechsel<br />
<strong>in</strong>nerhalb Niedersachsens, aber auch <strong>in</strong>nerhalb der ganzen Republik erschwert, anstatt ihn wie versprochen<br />
zu erleichtern. Die Abfolge der Akkreditierungen g<strong>in</strong>g der PVO-Lehr I <strong>in</strong> Niedersachsen voraus, was den Hochschulen<br />
weitgehende <strong>in</strong>dividuelle Gestaltungsmöglichkeiten e<strong>in</strong>räumte.<br />
E<strong>in</strong>e stärkere Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>in</strong>nerhalb <strong>Deutschland</strong>s wäre dr<strong>in</strong>gend wünschenswert.<br />
Es gibt unverändert konträre Sichtweisen auf die Anteile von Theorie und Praxis im Studium und der zweiten Ausbildungsphase.<br />
Aus Sicht der Studienleiter fehlt es teilweise an theoretisch fundierten Kenntnissen und nachhaltig gelernten<br />
Inhalten und ersten Praxiserfahrungen, aus Sicht der Hochschulen beanspruche der pädagogische Praxisanteil zu viel<br />
Zeit gegenüber der wissenschaftlichen Ausbildung, aus Sicht der Schulleiter sollen die Referendare nach Veränderung<br />
des E<strong>in</strong>stellungsterm<strong>in</strong>s gemäß der Schulhalbjahre soweit ausgebildet se<strong>in</strong>, dass sie ohne explizite E<strong>in</strong>führungsphase<br />
sofort eigenverantwortlich unterrichten können, und aus Sicht der Studierenden gibt es zu viele Teilprüfungen <strong>in</strong>nerhalb<br />
des BA-/ MA-Modells und zu wenig pädagogische Praxisanteile <strong>in</strong> der Ersten Phase der Lehrerausbildung.<br />
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