Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat
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LANDESMUSIKRAT RHEINLAND-PFALZ<br />
<strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
Problemfelder im Bereich der <strong>Musikalische</strong>n <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz s<strong>in</strong>d<br />
derzeit:<br />
E<strong>in</strong> Großteil der <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dertagesstätten arbeitenden Erzieher<strong>in</strong>nen und<br />
Erzieher s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Musikpädagogik wenig, viele überhaupt nicht qualifiziert. So<br />
wird <strong>in</strong> der – für e<strong>in</strong>e elementare <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> wichtigste vorschulische<br />
Lebensphase – musikpädagogisch kaum oder nicht entsprechend gearbeitet.<br />
Dies ist <strong>in</strong>zwischen auch von der Landesregierung so erkannt.<br />
In den Grundschulen hat die 1969/70 stattgefundene Reform der Lehrerbildung,<br />
bei der an Stelle des „Zehnkämpfers“ der Fachlehrer für Musik e<strong>in</strong>geführt wurde, dazu geführt, dass der Anteil<br />
dieser Grundschullehrkräfte mit dem Fach Musik im Land bis vor kurzem bei 5% lag. Dies bedeutet, dass also 95% der<br />
Grundschullehrkräfte <strong>in</strong> ihrem Studium ke<strong>in</strong>e musikpädagogische Ausbildung erfahren haben. Dazu führten noch zwei<br />
weitere Ursachen:<br />
Bis vor kurzem war die Aufnahmequote im Fach Musik durch hohe <strong>in</strong>strumentale und musiktheoretische Anforderungen<br />
bei e<strong>in</strong>er Aufnahmeprüfung an den Standorten Koblenz und Landau der Universität Koblenz-Landau drastisch e<strong>in</strong>geschränkt.<br />
Diese Tatsache, verbunden mit e<strong>in</strong>er vollständig veralteten Didaktik <strong>in</strong> der Ausbildung, wirkte signifikant abschreckend<br />
auf studienwillige Lehramtsanwärter<strong>in</strong>nen und -anwärter.<br />
Im Gymnasialbereich ist auch <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz e<strong>in</strong> gewisser Nachwuchsmangel und e<strong>in</strong> damit verbundener Unterrichtsausfall<br />
zu konstatieren, (der durch e<strong>in</strong>e relativ hohe Quote an „Seiten- und Nebene<strong>in</strong>steigern“ abgeschwächt wurde).<br />
Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass die Kapazität der e<strong>in</strong>zigen Ausbildungsstätte für Schulmusiker <strong>in</strong><br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, der Hochschule für Musik an der Johannes Gutenberg-Universität Ma<strong>in</strong>z, stark e<strong>in</strong>geschränkt ist. Zudem<br />
wechselt e<strong>in</strong> Teil der dort Ausgebildeten nach dem Examen <strong>in</strong> andere Bundesländer, entsprechend der bundesdeutschen<br />
Praxis: Wo geht es mir am besten?<br />
Im Musikschulbereich ist <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong> „Notstand“ zu konstatieren, als dass die bis zur Bologna-Reform sowohl an der<br />
Universität Koblenz/Landau als auch an der Ma<strong>in</strong>zer Hochschule existierenden Studiengänge „Diplom-Musiklehrer“ e<strong>in</strong>gestellt<br />
wurden; <strong>in</strong> Koblenz ersatzlos, <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z ersetzt durch „die Erhöhung des Pädagogikanteils an den künstlerischen<br />
bzw. Orchesterstudiengängen“. Im Zuge dieser Umwandlung ist <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z die Ausbildung <strong>in</strong> den Fächern Gitarre und<br />
Blockflöte gänzlich verschwunden.<br />
Reaktionen auf die Problemfelder<br />
Anlässlich e<strong>in</strong>er Jubiläumsveranstaltung des Chorverbandes der Pfalz im Jahr 2010, bei der durch den Festredner, Herrn<br />
Hartmut Doppler, die Problematik der musikpädagogischen Szene <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz angesprochen wurde, hat der M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
des Landes, Herr Kurt Beck, die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es „Runden Tisches“ veranlasst. Seitdem befasst sich dort<br />
– unter Federführung des M<strong>in</strong>isteriums für <strong>Bildung</strong>, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur – der Landesmusikrat unter<br />
Mitwirkung der ihm angeschlossenen Fachverbände und Institutionen, geme<strong>in</strong>sam mit Vertretern der M<strong>in</strong>isterien <strong>in</strong>tensiv<br />
mit den brennenden musikpädagogischen Themen. Dabei zeichnet sich zu den oben genannten Themen ab:<br />
1.<br />
Die Ausbildung der zukünftigen Erzieher<strong>in</strong>nen und Erzieher erfolgt <strong>in</strong> den Fachschulen Sozialpädagogik und den Höheren<br />
Berufsfachschulen Sozialassistenz, für die das Land unlängst e<strong>in</strong>en neuen Lehrplan erlassen hat, der bedauerlicherweise<br />
das Fach Musik als solches nicht mehr enthält. Stattdessen ist die Musikpädagogik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ästhetischen Fächerverbund<br />
<strong>in</strong>tegriert worden. Da man den erst kurz existierenden gültigen Lehrplan derzeit nicht ändern möchte, hat man mittels<br />
e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe e<strong>in</strong>e „Handreichung Musikalisierungsprozess“ erstellt, die e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>heitlichende und stützende<br />
Funktion für die Ausbildner der zukünftigen Erzieher<strong>in</strong>nen und Erzieher haben soll. Diese Handreichung wurde für den<br />
Adressatenkreis durch e<strong>in</strong>e Praxistagung implementiert und wird zukünftig von weiteren Fortbildungsveranstaltungen<br />
flankiert werden.<br />
Im Übrigen f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz unter dem Namen „Muki“ seit dem Jahr 2005 e<strong>in</strong> großangelegtes Fort- und Weiterbil-<br />
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