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Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat

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II. <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Schulen ke<strong>in</strong>e Fachberater (Ausnahme RP KA), ke<strong>in</strong>e Fachleiter und ke<strong>in</strong>e Mitarbeiter <strong>in</strong> den Referaten für berufliche<br />

<strong>Bildung</strong> der Regierungspräsidien und im Kultusm<strong>in</strong>isterium, denen die Verantwortung für diese Fächer obliegt. Ansprechpartner<br />

s<strong>in</strong>d hier die Referenten der allgeme<strong>in</strong> bildenden Schulen, die jedoch zu den beruflichen Schulen kaum Bezug<br />

haben. Die Struktur der Lehrerfortbildung für berufliche Schulen des M<strong>in</strong>isteriums für Kultus, Jugend und Sport <strong>in</strong> der<br />

Fassung für 2006/07 sieht ke<strong>in</strong>e Fortbildungen für künstlerisch-ästhetische Fächer vor. 2 Es fehlt e<strong>in</strong> eigenes Fortbildungsprogramm<br />

und Fortbildungskonzept. Bei e<strong>in</strong>igen schulartübergreifenden Fortbildungen werden die Musiklehrer<br />

an beruflichen Schulen mit angesprochen. Leider auch dort nicht immer. 3 E<strong>in</strong>e Ausbildung von Referendaren an den Sem<strong>in</strong>aren<br />

für Didaktik und Lehrerbildung im Fach Musik für berufliche Schulen f<strong>in</strong>det seit Januar 2011 an den Standorten<br />

We<strong>in</strong>garten und Karlsruhe <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang statt. Mit landesweit weniger als 10 Referendaren <strong>in</strong> 10 Jahren wurden <strong>in</strong><br />

Baden-Württemberg zu wenig Fachkräfte für die beruflichen Schulen <strong>in</strong> Baden-Württemberg ausgebildet. An den Schulen<br />

gibt es nur wenige Fachkräfte, die Musik professionell unterrichten können. Die Schulen können meistens nicht aus<br />

eigener Kraft e<strong>in</strong> Angebot an Musikunterricht aufbauen, da e<strong>in</strong>erseits die steigenden Schülerzahlen <strong>in</strong> den beruflichen<br />

Gymnasien, die knappe Unterrichtsversorgung <strong>in</strong> den beruflichen Schulen, der Ausbau der profilergänzenden Neigungsfächer<br />

zu Lasten allgeme<strong>in</strong> bildender Fächer und schul<strong>in</strong>terne Prozesse Ressourcen auf sich ziehen. Andererseits stehen<br />

wegen der fehlenden Studiengänge für Musik an beruflichen Schulen kaum Fachkräfte für e<strong>in</strong> Referendariat an beruflichen<br />

Schulen zur Verfügung.<br />

Neue Landesregierung<br />

Die Landtagswahlen <strong>in</strong> Baden-Württemberg haben 2011 zu e<strong>in</strong>em Wechsel <strong>in</strong> der Landesregierung geführt. Die Parteien<br />

der neuen Landesregierung haben sich vor der Landtagswahl zum Musikunterricht an beruflichen Gymnasien klar geäußert.<br />

Dazu aussagekräftige Auszüge aus e<strong>in</strong>er Befragung, die vom Verband <strong>Deutscher</strong> Schulmusiker e.V. Landesverband<br />

Baden-Württemberg (VDS) im Februar 2011 durchgeführt wurde:<br />

„Der SPD ist sehr daran gelegen, die Bedeutung des Musikunterrichts für die gesamte gymnasiale Oberstufe <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg zu steigern. Wir wollen die E<strong>in</strong>führung von Musikunterricht als reguläres Unterrichtsfach wohlwollend prüfen.<br />

Sicherzustellen ist, dass e<strong>in</strong> solcher Schritt begleitet wird von der Ausbildung und E<strong>in</strong>stellung von qualifiziertem<br />

Personal <strong>in</strong> den Schulen und den Sem<strong>in</strong>aren. Dadurch wird e<strong>in</strong> qualitativ hochwertiger Musikunterricht gewährleistet.“<br />

(VDS Baden-Württemberg 2011, S. 11)<br />

„Uns Grünen war bislang nicht bekannt, dass nur 2 % der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler an den beruflichen Gymnasien<br />

tatsächlich Musikunterricht haben. Diese ger<strong>in</strong>ge Zahl ist erschreckend. Hier besteht e<strong>in</strong> akuter Handlungsbedarf. [...]<br />

Wir Grünen wollen deshalb <strong>in</strong> der nächsten Legislaturperiode den Musikunterricht an den beruflichen Gymnasien systematisch<br />

ausbauen. Wir wollen aber auch prüfen, <strong>in</strong>wieweit auch an anderen Beruflichen Schulen, vor allem an den<br />

Beruflichen Vollzeitschulen, an denen allgeme<strong>in</strong> bildende Schulabschlüsse erworben werden können, Musikunterricht<br />

angeboten werden kann“ (VDS Baden-Württemberg 2011, S. 11)<br />

Nach der Landtagswahl haben BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD Baden-Württemberg den geme<strong>in</strong>samen Kurs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Koalitionsvertrag festgehalten. Dar<strong>in</strong> ersche<strong>in</strong>t der Musikunterricht an beruflichen Gymnasien nicht explizit.<br />

Die beruflichen Gymnasien haben im Koalitionsvertrag e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert, der erwarten lässt, dass es künftig eher<br />

mehr Schüler an diesen Schulen geben wird:<br />

„Für die Durchlässigkeit unseres <strong>Bildung</strong>ssystems s<strong>in</strong>d die beruflichen Gymnasien von zentraler Bedeutung. Immer mehr<br />

Schulabsolvent<strong>in</strong>nen und Schulabsolventen mit mittlerem <strong>Bildung</strong>sabschluss wollen sich weiterqualifizieren und die<br />

Hochschulreife erwerben. Wir werden für alle zugangsberechtigten Bewerber<strong>in</strong>nen und Bewerber e<strong>in</strong>en Rechtsanspruch<br />

auf Zugang zu e<strong>in</strong>em beruflichen Gymnasien schaffen. Damit stellen wir sicher, dass alle jungen Menschen mit entsprechenden<br />

Noten von der Mittleren Reife zur Hochschulreife aufsteigen können. Dadurch kann auch der Bedarf an Menschen<br />

mit akademischen Abschlüssen besser abgedeckt werden.“ (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN; SPD Baden-Württemberg<br />

2011, S. 11)<br />

Forderungen des LMR zur <strong>Musikalische</strong>n <strong>Bildung</strong> an beruflichen Gymnasien<br />

Der LMR fordert deshalb für den Bereich des Musikunterrichts <strong>in</strong> beruflichen Gymnasien:<br />

1. Musikunterricht sollte wieder an allen Schulen von qualifizierten Lehrkräften angeboten werden, damit die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler, die sich für e<strong>in</strong>en <strong>Bildung</strong>sweg über die Realschulen und beruflichen Gymnasien zum Abitur<br />

entschieden haben, die Möglichkeit haben, das Wahlangebot anzunehmen. Für e<strong>in</strong>e ganzheitliche <strong>Bildung</strong> sollte Musikunterricht<br />

wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kanon aus Wahl-Pflichtfächern <strong>in</strong>tegriert werden, so dass beispielsweise jeder Schüler<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es der Fächer Musik, Kunst, Philosophie oder Theater belegen und nicht durch e<strong>in</strong>e Vertiefung des<br />

Profilfachs ersetzen kann.<br />

2 http://lehrerfortbildung-bw.de/bs/weitere_<strong>in</strong>formationen/struktur/<strong>in</strong>dex-old.htm.<br />

3 Beispielsweise Lehrgang Nummer 827434: Popsongs im Chor, <strong>in</strong> der Schulband und am Klavier mit der Zielgruppe Musiklehrer/<strong>in</strong>nen an Haupt- und Realschulen<br />

sowie an allgeme<strong>in</strong> bildenden Gymnasien.<br />

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