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Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat

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II. <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Ästhetisches Lernfeld<br />

Durch die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz wurde im Jahr 2008 die Möglichkeit geschaffen, im Rahmen des Grundschullehramtes<br />

e<strong>in</strong>en ästhetischen Lernbereich, <strong>in</strong> dem die Fächer Kunst, Sport und Musik aufgeschmolzen s<strong>in</strong>d, anstelle des Faches Musik<br />

zu studieren. Dadurch werden sowohl Studienanteile als auch Leistungspunkte für die jeweiligen fachlichen Anteile<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Dreiteilung so reduziert, dass e<strong>in</strong>e solide fachliche Ausbildung nicht mehr gewährleistet ist. Zudem kommt<br />

e<strong>in</strong> auf der Basis dieser Regelung e<strong>in</strong>gerichteter Studiengang ohne Eignungsprüfung aus (s. o. Abschnitt „Eignungsfeststellungsverfahren“).<br />

Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeiten: Musik und . . .<br />

Die Möglichkeiten der Verknüpfung des Studiums des Faches Musik mit anderen Unterrichtsfächern s<strong>in</strong>d durch das LABG<br />

2009 erheblich e<strong>in</strong>geschränkt worden. Von Studierenden häufig gewählte und für die spätere Tätigkeit <strong>in</strong>teressante Komb<strong>in</strong>ationen<br />

mit Fächern wie Französisch, Technik und Kunst <strong>in</strong> der Sekundarstufe I, Philosophie, Pädagogik und Sport <strong>in</strong><br />

der Sekundarstufe II s<strong>in</strong>d nunmehr als Komb<strong>in</strong>ationsfächer für das Fach Musik ausgeschlossen. Das ersche<strong>in</strong>t nicht nur<br />

<strong>in</strong>haltlich wenig s<strong>in</strong>nvoll, sondern führt auch zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Attraktivität des Studiums.<br />

E<strong>in</strong>-Fach-Lehrer<br />

Der durch das LABG ermöglichte Typus des E<strong>in</strong>-Fach-Lehrers wird von Schulleitungen aufgrund der e<strong>in</strong>geschränkten E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

nicht gern und daher selten e<strong>in</strong>gestellt. Diese Tatsache wird nicht genügend kommuniziert, ist Studierwilligen<br />

zu Beg<strong>in</strong>n ihrer Ausbildung daher auch nicht h<strong>in</strong>reichend bewusst und führt im Laufe der Ausbildungen sehr<br />

häufig zu Frustrationserlebnissen.<br />

Erwerb weiterer Lehrämter<br />

Die für das Lehramt an Grund-, Haupt-, Realschulen (GHR) und den entsprechenden Jahrgängen der Gesamtschulen erworbene<br />

Lehrbefähigung im Fach Musik kann um das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen (Gym/Ge) erweitern<br />

werden. Das weist § 41 der Lehramtsprüfungsordnung von 2003 aus, <strong>in</strong> dem festgeschrieben ist, dass e<strong>in</strong>e solche Erweiterung<br />

durch „erweiterte fachwissenschaftliche Studien im Umfang von etwa 20 Semesterwochenstunden und e<strong>in</strong>en<br />

Leistungsnachweis pro Fach ... sowie zusätzliche Prüfungsleistungen“ <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er mündlichen bzw. schriftlichen<br />

Prüfung erworben werden kann. Das Studium der Lehrämter GHR bzw. Gym/Ge unterscheidet sich allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>eswegs<br />

nur <strong>in</strong> Bezug auf den Umfang der fachwissenschaftlichen Studien. Vielmehr schlagen sich die unterschiedlichen<br />

Anforderungen, die <strong>in</strong> den verschiedenen Schultypen an Musiklehrende gerichtet werden, <strong>in</strong> deutlich unterschiedlichen<br />

E<strong>in</strong>gangsvoraussetzungen für die jeweiligen Studiengänge, aber auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stark schultypenspezifischen Gestaltung<br />

der musik praktischen und musikpädagogischen Studienanteile nieder. Es fehlt hier zum e<strong>in</strong>en an erweiterten fachpraktischen<br />

Studienanteilen sowie auch an e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen fachdidak tischen Ausbildung für den Musikunterricht <strong>in</strong> der gymnasialen<br />

Oberstufe.<br />

Seitene<strong>in</strong>steiger<br />

Viele Absolventen musikalischer (nicht Lehramts-)Studiengänge erhoffen sich im Verlauf ihres Lebens e<strong>in</strong>e Stabilisierung<br />

ihrer wirtschaftlichen Lage durch den Wechsel <strong>in</strong> den Lehrberuf, was durch spezielle Vorgaben seitens des Schulm<strong>in</strong>isterium<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren deutlich erleichtert worden ist. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive und breite musikpraktische, musikwissenschaftliche<br />

und musikpädagogische Ausbildung für Musiklehrende an allgeme<strong>in</strong> bildenden Schulen stellt e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare<br />

Voraussetzung für erfolgreiches Unterrichten dar. Die Absolventen <strong>in</strong>strumentalpädagogischer oder künstlerischer Studiengänge<br />

benötigen z. B. dr<strong>in</strong>gend zusätzlich Kompetenzen im Musizieren mit Schülergruppen, im Umgang mit der Vielfalt<br />

musikalischer Stile und Instrumente sowie im schulpraktischen Instrumentalspiel. In noch stärkerem Maße gilt dies für<br />

Absolventen musikwissenschaftlicher Studiengänge, die im Studium ke<strong>in</strong>e systematische Schulung <strong>in</strong> anwendungsbezogenen<br />

Musizierpraxen erfahren haben. Absolventen beider Studiengänge benötigen außerdem unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

musikpädagogische bzw. fachdidaktische <strong>Bildung</strong>. Diese Kompetenzen s<strong>in</strong>d kaum <strong>in</strong> der kurzen Zeit der Nachqualifikation<br />

zu erwerben, zumal wenn die Seitene<strong>in</strong>steiger parallel dazu mit hoher Stundenzahl schon unterrichten müssen.<br />

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