Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat
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II. <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Landesmusikrat Sachsen-Anhalt<br />
Grundschule<br />
Der Musikunterricht <strong>in</strong> der Grundschule obliegt häufig noch den jeweiligen Klassenlehrer<strong>in</strong>nen und -lehrern, folglich<br />
sollten diese auch über elementare musikdidaktische und fachpraktische Kompetenzen verfügen. Hier klaffen jedoch<br />
Notwendigkeit und Realität immer noch zu häufig ause<strong>in</strong>ander. Zeitgemäßer Musikunterricht erfordert von Musik unterrichtenden<br />
Lehrkräften die Kompetenz der Leitung von S<strong>in</strong>g- und Instrumentalgruppen, e<strong>in</strong>er musikalisch fundierten Bewegungserziehung,<br />
e<strong>in</strong>er guten Stimmbildung und die Beherrschung e<strong>in</strong>es Instruments. Wenn <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt, beg<strong>in</strong>nend<br />
mit der Grundschule, zunehmend e<strong>in</strong> Lehrplan für Musik bis h<strong>in</strong> zur Stufe Sek. I e<strong>in</strong>geführt wurde, ist das zwar e<strong>in</strong>e<br />
grundsätzliche Verbesserung des fachlichen Anspruchs an den Musikunterricht, bedarf aber der komplexen Umsetzung<br />
durch dafür qualifizierte Lehrer. An dieser konkreten Schnittstelle ist aber e<strong>in</strong> Defizit gewachsen.<br />
Die Forderung nach Verbesserung des Musikunterrichtes <strong>in</strong> der Grundschule richtet sich deshalb e<strong>in</strong>erseits auf die<br />
kapazitäre Verbesserung von Lehramtsstudienplätzen bzw. der Verpflichtung aller Grundschullehramtsstudierenden<br />
zur Aneignung grundlegender musikalischer Fähigkeiten und Fertigkeiten, andererseits zielt diese Forderung<br />
aber vor allem auf die E<strong>in</strong>stellung entsprechend ausgebildeter Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer <strong>in</strong> den Schuldienst des Landes.<br />
Weiterh<strong>in</strong> sollte durch die Schulaufsicht darauf geachtet werden, dass die Bandbreite der Stundentafel voll<br />
ausgeschöpft werden.<br />
Mit dem jährlichen Abschluss des Jugendmusikfests Sachsen-Anhalt, dem “Tag des S<strong>in</strong>gens”, ist es dem Landesmusikrat<br />
Sachsen-Anhalt gelungen, e<strong>in</strong>en besonderen Aufmerksamkeitspunkt zu setzen und wenigstens für e<strong>in</strong>en Tag landesweit<br />
die K<strong>in</strong>der an den Grundschulen zum S<strong>in</strong>gen und für Projekte anzuhalten, die das Musikmachen <strong>in</strong> den Mittelpunkt stellen.<br />
Sekundarschule<br />
Die Situation des Musikunterrichts an Sekundarschulen stellt sich <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt z. Z. immer noch defizitärer dar als<br />
an Grundschulen. Der Erhöhung der Präsenz des Faches Musik <strong>in</strong> den Stundentafeln nach 1990 steht e<strong>in</strong> eklatanter Mangel<br />
an ausgebildeten Musikfachlehrern gegenüber. Weil die Anforderungen und die Bedeutung dieses Faches dauernd<br />
unterschätzt werden, wird der Unterricht häufig von Nichtfachlehrern erteilt, e<strong>in</strong>e Lösung, die nur <strong>in</strong> Ausnahmen „besser<br />
als nichts“ bedeutet. Demgegenüber werden vorhandene Kapazitäten nicht immer zielgerichtet genutzt. Auch <strong>in</strong> den Sekundarschulen<br />
fehlt es noch an Fachunterrichtsräumen mit der geeigneten Ausstattung. Der neue, kompetenzorientierte<br />
Lehrplan erfordert e<strong>in</strong>e feste Verankerung als kont<strong>in</strong>uierlich zu erteilendes Fach <strong>in</strong> der Stundentafel, dem aber <strong>in</strong> Praxis<br />
nicht entsprochen wird. Die Potenziale, die die Paradigmensetzung des Lehrplanes <strong>in</strong> sich bergen, werden deshalb nicht<br />
flächendeckend wirksam.<br />
Gymnasium<br />
Die Situation des Musikunterrichtes an Gymnasien ist z. Z. vergleichsweise günstig, dennoch ist sie, objektiv gemessen,<br />
im allgeme<strong>in</strong>en ebenfalls nicht befriedigend. Negativ wirkt sich, hauptsächlich als Folge der Situation <strong>in</strong> den Grundschulen,<br />
besonders die sehr unterschiedliche, oftmals fehlende musikalische Vorbildung der Schüler aus. Der Gesamte<strong>in</strong>druck<br />
wird zwar durch die Arbeit der Landesschulen, des Landesgymnasiums für Musik Wernigerode und die Landesschulen<br />
Lat<strong>in</strong>a August Hermann Francke Halle und die Landesschule Pforta mit ihren Musikzweigen, verbessert und sogar<br />
an diesen Punkten beispielhaft positiv bee<strong>in</strong>flusst, dennoch s<strong>in</strong>d auch hier Verbesserungen möglich und teilweise auch<br />
anzustreben. (s. u.)<br />
Für die Ensembleleitung – e<strong>in</strong> unverzichtbarer Bestandteil der Tätigkeit von Musiklehrern – stehen viel zu wenig<br />
Stunden zur Verfügung.<br />
Gymnasien mit besonderem Profil Musik<br />
Die drei Landesschulen Sachsen-Anhalts, das Landesgymnasium für Musik Wernigerode, die Landesschulen Schulpforte<br />
und Lat<strong>in</strong>a August Hermann Francke Halle, haben bundesweite Anerkennung für ihre über die allgeme<strong>in</strong>e Schulbildung<br />
h<strong>in</strong>ausgehende Profilierung für Musik erfahren. An allen von ihnen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>ternational renommierte Ensembles zu f<strong>in</strong>den,<br />
über die vor allem die öffentliche Wahrnehmung dieses besonderen Schulprofils stattf<strong>in</strong>det.<br />
Mit dem Erlass des M<strong>in</strong>isteriums aus dem Jahre 2001 für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Zuweisung des Stundenschlüssels für den Unterricht<br />
im besonderen Profil, unabhängig davon, ob es künstlerisch oder naturwissenschaftlich geprägt ist, ist vor allem<br />
die Instrumentalausbildung an der Lat<strong>in</strong>a Halle geschwächt worden. Dieser erfordert e<strong>in</strong>en erheblich größeren Anteil<br />
an E<strong>in</strong>zelunterricht, was z. B. naturwissenschaftlicher Gruppenunterricht gar nicht kennt. Auch s<strong>in</strong>d die Anforderungen<br />
zwischen Vokal- und Instrumentalunterricht unterschiedlich zu charakterisieren.<br />
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