Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat
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II. <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
<strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> außerschulischen Bereichen<br />
Situation<br />
Außerschulische Lernorte, an denen <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> unterschiedlichsten Formen e<strong>in</strong>e Rolle spielt, s<strong>in</strong>d so verschiedenartige<br />
Institutionen wie Jugendfreizeitzentren, Kirchen, Musikbibliotheken, soziale E<strong>in</strong>richtungen, öffentliche<br />
und private Musikschulen, Angebote von Privatmusikerziehern, aber auch private Initiativen ohne jegliche <strong>in</strong>stitutionelle<br />
Verankerung. Auch Orte <strong>in</strong>formeller <strong>Musikalische</strong>r <strong>Bildung</strong> wie Bandprobenräume oder Initiativen der freien Musikszene<br />
(sei es Hip Hop, Rock, Elektronik u.a.) s<strong>in</strong>d darunter zu verstehen. Als größte Weiterbildungse<strong>in</strong>richtung im Bereich <strong>Musikalische</strong>r<br />
<strong>Bildung</strong> gehört auch die Landesmusikakademie Berl<strong>in</strong> zu diesem Komplex.<br />
E<strong>in</strong>en besonderen Bereich bilden die Education-Abteilungen von Orchestern, Konzert- und Opernhäusern, die sich primär<br />
dem Publikumsnachwuchs verpflichtet fühlen und weiterführende Impulse zur <strong>Musikalische</strong>n <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> der Stadt geben.<br />
Probleme<br />
Jugendfreizeite<strong>in</strong>richtungen als Orte des Austauschs und <strong>in</strong>formellen Lernens geraten zunehmend unter Druck durch<br />
Aufhebung der öffentlichen/bezirklichen Trägerschaft und den Versuch, diese <strong>in</strong> private Trägerschaft ohne gesicherte<br />
F<strong>in</strong>anzierung des Personals zu überführen. Dadurch fallen zunehmend Orte für Jugendliche weg, an denen Begegnung,<br />
Austausch und Erprobung eigener musikalischer Stile <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em außerschulischen Rahmen stattf<strong>in</strong>den kann.<br />
Die Musikbibliotheken leiden <strong>in</strong> besonderem Maße unter den E<strong>in</strong>sparungen im Bibliothekswesen, so dass die Aktualität<br />
der Medienbestände abnimmt und Musikbibliothekar<strong>in</strong>nen kaum noch präsent s<strong>in</strong>d.<br />
Erschw<strong>in</strong>gliche Probenräume für Bands s<strong>in</strong>d schwer zu f<strong>in</strong>den.<br />
An den Education-Abteilungen der Orchester und Opernhäuser s<strong>in</strong>d Mitarbeiter nur selten strukturell fest verankert,<br />
so dass die Kont<strong>in</strong>uität und Nachhaltigkeit dieser Vermittlungsarbeit nicht gesichert ist. Die durch die <strong>Bildung</strong>sarbeit<br />
erzeugten M<strong>in</strong>dere<strong>in</strong>nahmen (vergünstigte Karten für Schüler u. a.) werden zu Lasten der Häuser verbucht.<br />
Lösungen<br />
E<strong>in</strong> Austausch über die <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> an Schulen, öffentlichen Musikschulen, Jugendfreizeitzentren, privaten Anbietern<br />
von Musikunterricht, musikalischen Angeboten der Kirchen und Musikvermittlern im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es übergreifenden<br />
<strong>Musikalische</strong>n <strong>Bildung</strong>srahmens für die Stadt Berl<strong>in</strong> könnte das gegenseitige Bewusstse<strong>in</strong> über die Spezifik des jeweils<br />
anderen schärfen und Synergien erzeugen. Häufig haben Education-Abteilungen das Problem, dass die aufgrund e<strong>in</strong>maliger<br />
Projekte begeisterten K<strong>in</strong>der und Jugendlichen für die weitere Beschäftigung mit Musik „entflammt“ wurden, aber<br />
Möglichkeiten der Fortsetzung nicht bekannt oder aufgrund von Gebühren/Entgelten für sozial Schwache nicht nutzbar<br />
s<strong>in</strong>d. Hier könnten e<strong>in</strong> Netzwerk <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> und entgeltfreie oder -reduzierte Angebote weiter helfen.<br />
Forderungen<br />
Förderung der Nachhaltigkeit der Jugendkulturarbeit,<br />
Vernetzung von Jugendkulturarbeit an Jugendfreizeitzentren, Kirchen und <strong>in</strong> anderen außerschulischen Bereichen,<br />
die sich mit <strong>Musikalische</strong>r <strong>Bildung</strong> im weitesten S<strong>in</strong>ne beschäftigen durch entsprechende Datenbanken, Fachtagungen<br />
und die geme<strong>in</strong>same Arbeit an e<strong>in</strong>em übergreifenden Konzept „<strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>“,<br />
Erhalt und Ausbau des Fachpersonals <strong>in</strong> den Musikbibliotheken sowie Aufstockung der Anschaffungsetats,<br />
erleichterte Zugangsmöglichkeiten zu Probenräumen für Bands und andere Ensembles (s. Abschnitt Laienensembles<br />
und freie Szene),<br />
Schaffung nachhaltiger Strukturen <strong>in</strong> den Education-Abteilungen der Orchester, Konzert- und Opernhäuser Berl<strong>in</strong>s,<br />
Ausgleich von M<strong>in</strong>dere<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> Kultur<strong>in</strong>stitutionen, die diesen aufgrund der <strong>Bildung</strong>sarbeit mit K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen<br />
oder sozial Schwachen entstehen, aus Landesmitteln,<br />
Professionalisierung der Ausbildung von Musikvermittlern/ Konzertpädagogen durch E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Lehrstuhls/<br />
Studiengangs „Konzert- und Musiktheaterpädagogik/Musikvermittlung“.<br />
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