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Musikalische Bildung in Deutschland - Deutscher Musikrat

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II. <strong>Musikalische</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Im Jahr 1980 wurden <strong>in</strong>folge des bereits damals existierenden Missstands – organisiert durch das Landes<strong>in</strong>stitut für Lehrerfortbildung<br />

und unterstützt durch die fünf Bezirksregierungen – etwa 80 Moderator/<strong>in</strong>nen systematisch ausgebildet,<br />

die <strong>in</strong> Schulämtern Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens e<strong>in</strong>jährige Qualifikationserweiterungsmaßnahmen Musik anboten. Dadurch<br />

wurde die Situation des Faches e<strong>in</strong> wenig besser, die Fortbildungen wurden aber nach und nach fast gänzlich wieder<br />

e<strong>in</strong>gestellt und werden heute nur noch an zwei Standorten angeboten.<br />

Die dargestellten Missstände wirken umso stärker, als Musik das e<strong>in</strong>zige Fach ist, das den <strong>in</strong> den Richtl<strong>in</strong>ien verankerten<br />

Auftrag nach Gestaltung von Schul- und Klassenleben bedient. E<strong>in</strong> Fehlen entsprechender Fachleute wirkt sich also auch<br />

an dieser zentral bedeutsamen Stelle negativ auf die Schulqualität aus.<br />

Die Zahl der zur offenen Ganztagsschule angemeldeten Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler steigt <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen schnell.<br />

Der Erlass sieht e<strong>in</strong>e enge Kooperation von Jugend, Kultur und Schule vor, damit e<strong>in</strong>e <strong>Bildung</strong> hoher Qualität erreicht<br />

wird. Bezogen auf Musik kann es nicht zu den wünschenswerten Effekten kommen, da auf Seiten der Schulen die Musikfachkräfte<br />

fehlen, die e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Anb<strong>in</strong>dung der außerschulischen Angebote an das schulische Gesamtcurriculum<br />

herstellen könnten.<br />

Gebraucht werden:<br />

an jeder Grundschule genügend Musiklehrer<strong>in</strong>nen und Musiklehrer mit entsprechender Fakultas, um den durch die<br />

Stundentafel vorgeschriebenen Unterricht jeweils zur Hälfte im Fach Musik erteilen zu können;<br />

e<strong>in</strong>e verstärkte Fortführung der durch die Landesmusikakademie NRW durchgeführten Qualifikationskurse für fachfremd<br />

Musik Unterrichtende <strong>in</strong> Primarstufe und Sekundarstufe:<br />

die Anerkennung des Zeitaufwandes für die Koord<strong>in</strong>ation der <strong>in</strong>ner- und außerschulischen Angebote;<br />

die Qualifizierung aller <strong>in</strong> der Grundschule tätigen Akteure im Bereich Kooperation mit Partnern anderer Berufsgruppen;<br />

die „Belebung“ von Fachkonferenzen Musik (schulische und außerschulische Partner).<br />

Musikunterricht <strong>in</strong> den Sekundarstufen I und II<br />

(von Anke Haun)<br />

Ke<strong>in</strong> durchgängiger Musikunterricht an den weiterführenden Schulen<br />

Die Stundentafel für das Fach Musik wird an den weiterführenden Schulen oft flexibel bis pragmatisch ausgelegt. Die<br />

für die Sekundarstufe gesetzlich vorgesehene Stundenzahl <strong>in</strong> den Jahrgangsstufen 5-9 wird dann auf das M<strong>in</strong>deste reduziert.<br />

Aufgrund der angespannten Personalsituation wird der Musikunterricht <strong>in</strong> der Regel nicht durchgängig und aufbauend<br />

erteilt. Lücken ergeben sich meist <strong>in</strong> den Jahrgangsstufen 7-9. Der Aufbau musikalischer Fähigkeiten, der Bereich<br />

musikalischen Gestaltens und die Erschließung von Kultur können aufgrund fehlender Sequenzialität nur ansatzweise<br />

realisiert werden. Die damit verbundenen Folgen für e<strong>in</strong>e anspruchsvolle Oberstufenstufenarbeit liegen auf der Hand.<br />

Musikologisches Grundwissen muss dann immer wieder mühsam aufgearbeitet werden, um <strong>in</strong> der Oberstufe nachhaltig<br />

und anspruchsvoll lernen zu können.<br />

Musik <strong>in</strong> der Oberstufe<br />

In der Oberstufe entsteht erneut e<strong>in</strong>e deutliche Fokussierung auf die so genannten Kernfächer. H<strong>in</strong>zu kommt die Schulzeitverkürzung<br />

von G9 auf G8. Darüber h<strong>in</strong>aus ist die Wahlmöglichkeit des Kulturfaches Musik durch e<strong>in</strong>geschränkte<br />

Komb<strong>in</strong>ation mit anderen Fächern erschwert worden. Das Fach Musik kann als Abiturfach <strong>in</strong> der Oberstufe nach der neuen<br />

APOGOSt nicht mehr den sprachlich-literarisch-künstlerischen Bereich abdecken. Wer Musik <strong>in</strong> der Oberstufe anwählt,<br />

muss auf Grund der e<strong>in</strong>geschränkten Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeiten und Alternativen für e<strong>in</strong>e spätere berufliche Laufbahn<br />

ungünstige Kursangebote für das eigene Portfolio <strong>in</strong> Kauf nehmen. E<strong>in</strong>e Abwahl des Faches ist dann – trotz möglicherweise<br />

ursächlichen Interesses – unvermeidlich.<br />

Ebenso ist das Fach Musik häufiger gefährdet durch <strong>in</strong>nerschulische Umstrukturierungen, z. B. das Umwidmen e<strong>in</strong>es<br />

Grundkurses <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en vokalpraktischen Kurs. Das Fach Musik f<strong>in</strong>det dann „irgendwie“ statt, nur handelt es sich dabei<br />

dann nicht mehr um allgeme<strong>in</strong> bildenden Unterricht im S<strong>in</strong>ne gesetzlicher Vorgaben.<br />

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