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Leitfaden 2 - The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints

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Schriftstelle/<br />

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Fortsetzung<br />

Nach einer solchen Rede kam einmal ein Mann zu ihr, in dem sie einen der Aufseher im Konzentrationslager<br />

erkannte. Er trat auf sie zu, streckte ihr die Hand entgegen und sagte: „Eine herrliche<br />

Botschaft, mein Fräulein. Wie schön zu wissen, daß alle unsere Sünden, wie Sie sagen, auf dem<br />

Grund des Meeres liegen!“<br />

Corrie ten Boom erinnert sich noch gut an ihre Reaktion:<br />

„Ich, die ich so beredt von Vergebung gesprochen hatte, kramte in meinen Taschen herum, um<br />

seine Hand nicht ergreifen zu müssen. Er konnte sich natürlich nicht mehr an mich erinnern – wie<br />

hätte er sich auch an eine von vielen tausend weiblichen Gefangenen erinnern sollen?<br />

Aber ich erinnerte mich noch gut an ihn und an die Lederpeitsche, die an seinem Gürtel<br />

gehangen hatte. Jetzt stand ich einem meiner Peiniger von Angesicht zu Angesicht gegenüber,<br />

und mir gefror das Blut in den Adern.<br />

,Sie haben in ihrer Rede Ravensbrück erwähnt‘, sagte er. ,Ich war dort Aufseher.‘ Nein, er erinnerte<br />

sich nicht mehr an mich.<br />

,Aber inzwischen habe ich mich zu <strong>Christ</strong>us bekehrt und bin <strong>Christ</strong> geworden. Ich weiß, daß<br />

Gott mir die Grausamkeiten vergeben hat, die ich dort beging, aber ich möchte es auch aus Ihrem<br />

Mund hören. Fräulein‘ – und wieder streckte er mir die Hand entgegen – ,vergeben Sie mir?‘“<br />

• Was würdet ihr in dieser Situation empfinden? Was würdet ihr tun? Könntet ihr dem Mann<br />

vergeben?<br />

Lassen Sie die Jungen LuB 64:9–11 lesen und markieren.<br />

• Wem müssen wir gemäß den Worten des Herrn vergeben? (Allen Menschen.)<br />

• Auf wem verbleibt die größere Sünde, wenn wir nicht vergeben? (Auf uns.)<br />

• Was würde geschehen, wenn Corrie ten Boom ihrem Peiniger nicht vergeben könnte?<br />

Corrie ten Boom erzählt weiter:<br />

„Da stand ich nun, ich, deren Sünden immer wieder vergeben worden waren, und konnte<br />

selbst nicht vergeben. Betsie war im Konzentrationslager gestorben – konnte er ihren langsamen,<br />

qualvollen Tod einfach durch seine Bitte um Vergebung auslöschen?<br />

Es kann nicht lange gewesen sein, daß er so dastand, mit hingehaltener Hand, aber für mich<br />

waren diese Sekunden wie Stunden, in denen ich den schwersten Kampf meines Lebens<br />

ausfocht.<br />

Denn ich wußte, daß ich ihm vergeben mußte. Die Botschaft, daß Gott vergibt, ist ja an eine<br />

Bedingung geknüpft: Wir müssen vorher denjenigen vergeben, die uns Böses getan haben. <strong>Jesus</strong><br />

hat gesagt: ,Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure<br />

Verfehlungen auch nicht vergeben.‘<br />

Ich wußte nicht nur, daß dieser Satz ein Gebot Gottes war, sondern kannte seine Bedeutung auch<br />

aus eigener Erfahrung. Seit Kriegsende betrieb ich in Holland ein Heim für die Opfer der Nazis.<br />

Diejenigen, die imstande waren, ihren früheren Feinden zu vergeben, waren auch imstande, in die<br />

Welt zurückzukehren und sich ein neues Leben aufzubauen, unabhängig davon, wie groß der<br />

körperliche Schaden war, den sie erlitten hatten. Diejenigen jedoch, die ihre Verbitterung nicht<br />

überwanden, konnten ihr Leben nicht wieder selbst in die Hand nehmen. So schrecklich einfach<br />

war das.<br />

Und noch immer stand ich da, während eine eisige Hand mein Herz umklammert hielt. Aber<br />

Vergebung ist kein Gefühl, auch das war mir klar. Vergebung ist vielmehr ein Willensakt, und der<br />

Wille arbeitet unabhängig von der Temperatur, die man im Herzen spürt. ... ,Hilf!‘ betete ich still.<br />

,Ich kann die Hand heben, das schaffe ich. Gib du mir das Gefühl dazu.‘<br />

Und so legte ich steif und mechanisch meine Hand in seine, die er mir entgegengestreckt hatte.<br />

Und in diesem Augenblick geschah etwas Unglaubliches. Wie ein Strom fuhr es aus der Schulter<br />

den Arm hinab und hinein in unsere verschlungenen Hände. Eine heilende Wärme schien mein<br />

ganzes Wesen zu durchströmen, so daß mir die Tränen in die Augen stiegen.<br />

,Ich vergebe dir, Bruder!‘ rief ich. ,Von ganzem Herzen!‘<br />

Lange hielten wir uns an den Händen – der ehemalige Aufseher und die ehemalige Gefangene.<br />

Nie habe ich Gottes Liebe so intensiv gespürt wie in diesem Augenblick.“ (Auszüge aus „I’m still<br />

learning to forgive“, Corrie ten Boom, abgedruckt mit freundlicher Genehmigung von Guideposts<br />

Magazine, © 1972 Guideposts Associates, New York 10512.)<br />

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