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Europa am Scheideweg – Zwischen Verbrüsselung und Vielfalt

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

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EUROPA AM SCHEIDEWEG <strong>–</strong> ZWISCHEN VERBRÜSSELUNG UND VIELFALT<br />

Das Ansehen der Neutralität Österreichs leidet unter dem unklaren<br />

Neutralitätsbegriff. Dieser läßt sich so auslegen, daß Österreich<br />

im Anlaßfall seine Neutralitätspflichten aufgr<strong>und</strong> verfassungsrechtlicher<br />

Bestimmungen im Widerspruch zu Beistandsverpflichtungen<br />

auf EU-Ebene wahrnehmen muß. Da Beschlüsse mit militärischen<br />

oder verteidigungspolitischen Bezügen in der EU nur<br />

einstimmig gefaßt werden können, könnte dies wiederum zu einer<br />

massiven Einschränkung der Handlungsfähigkeit der EU führen.<br />

Zwar gilt das Prinzip der konstruktiven Stimmenthaltung (Opting<br />

out). Da jedoch auch bei einer konstruktiven Enthaltung die Durchführung<br />

von Beschlüssen nicht behindert werden darf <strong>–</strong> also etwa<br />

der Transit von Kriegsmaterial zugelassen werden müßte <strong>–</strong>, bleibt<br />

Österreich bei potentieller Gefährdung der Neutralität bei entsprechender<br />

Auslegung des Völkerrechts nur das Opting out. Angesichts<br />

der Uneinigkeit der Völkerrechtler in bezug auf die Neutralitätspflichten<br />

Österreichs wird es im Anlaßfall jedoch letztlich eine politische<br />

Frage sein, ob Österreich sich zugunsten der Solidarität oder<br />

der Neutralität entscheiden wird. Niemand kann erwarten, daß bei<br />

einem Angriff auf einen Mitgliedstaat der Europäischen Union ein<br />

Heraushalten möglich wäre. Dennoch bleibt für die österreichische<br />

Politik die Zukunftsaufgabe erhalten, den Neutralitätsbegriff ein<br />

für alle Mal verbindlich zu klären.<br />

Mit der „Immerwährenden Neutralität“ ist Österreich eine Selbstverpflichtung<br />

eingegangen, keinen Bündnissen beizutreten <strong>und</strong> im<br />

Falle eines Krieges keiner Partei militärische Vorteile <strong>–</strong> Stützpunkte,<br />

Lieferung oder Durchfuhr von Kriegsmaterial <strong>–</strong> zu gewähren.<br />

Österreich beteiligt sich jedoch seit 1960 an UN-Blauhelmeinsätzen,<br />

hat aber auch Militäraktionen, die mit einem UN-Mandat versehen<br />

waren, nicht behindert <strong>und</strong> teilweise <strong>–</strong> über Aufforderung <strong>–</strong> sogar<br />

unterstützt. Während des Golfkriegs 1991 wurde die Durchfuhr<br />

von Kriegsmaterial von der österreichischen Regierung genehmigt.<br />

Österreich nimmt seit 1995 auch an der NATO-Partnerschaft für<br />

den Frieden teil.<br />

Ebenso ist Österreich nach seinem EU-Beitritt 1995 auch im Bereich<br />

der Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik, wie oben dargelegt, neue<br />

Verpflichtungen eingegangen. Die EU-Staaten haben 13 sogenannte<br />

Battlegroups (Einsatztruppen) zu je 1.500 Mann aufgebaut. Auch<br />

Österreich wirkt daran mit, <strong>und</strong> hat eine gemeins<strong>am</strong>e Einheit mit<br />

Deutschland <strong>und</strong> Tschechien gebildet. Diese Truppe kann auch<br />

ohne UN-Mandat in K<strong>am</strong>pfeinsätze geschickt werden. Österreich<br />

nimmt also an friedenserhaltenden Operationen wie der der EU-<br />

Truppe in Bosnien-Herzegowina, wo Österreich mit mehreren

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