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Europa am Scheideweg – Zwischen Verbrüsselung und Vielfalt

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

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EUROPA AM SCHEIDEWEG <strong>–</strong> ZWISCHEN VERBRÜSSELUNG UND VIELFALT<br />

Auch im Parteiprogr<strong>am</strong>m der von ihm als Übergangsstadium 1955<br />

gegründeten Freiheitspartei „treten wir für den engen Zus<strong>am</strong>menschluß<br />

der freien Völker <strong>und</strong> Staaten <strong>Europa</strong>s auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

völliger Gleichberechtigung <strong>und</strong> Selbstbestimmung ein.“ 7 Derselbe<br />

Passus wurde dann auch von der FPÖ übernommen, die sich im Zus<strong>am</strong>menschluß<br />

von VdU <strong>und</strong> Freiheitspartei 1955/56 bildete.<br />

Friedrich Peter als politischer Ziehsohn Reinthallers griff das<br />

EWG-Thema als zentrales Alleinstellungsmerkmal der FPÖ mit<br />

Verve auf. „D<strong>am</strong>it hat sich für uns als Opposition ein entscheidendes<br />

politisches Thema ergeben.“ 8 Seine Verankerung in Oberösterreich,<br />

dem B<strong>und</strong>esland, das vom Wirtschaftsw<strong>und</strong>er <strong>am</strong> meisten<br />

profitierte, vermochte diese Überzeugung nur noch zu bestärken.<br />

Der Linzer FPÖ-Gemeinderat <strong>und</strong> VÖESt-Direktor Kafka argumentierte<br />

d<strong>am</strong>als: „Jede Entscheidung gegen <strong>Europa</strong> ist wirtschaftlicher<br />

Selbstmord.“ 9<br />

Der B<strong>und</strong>esparteitag 1960 stand unter dem Motto: „Österreichs<br />

Weg nach <strong>Europa</strong>“. Im Wahlprogr<strong>am</strong>m 1962 hieß es dann: „Die Einigung<br />

<strong>Europa</strong>s ist ein so überragendes Ziel, daß sich ihm alle anderen<br />

Zielsetzungen unterordnen müssen.“ 10 Auf dem B<strong>und</strong>esparteitag<br />

der FPÖ 1964 trat als Festredner ein Vertreter der Hohen Behörde<br />

in Luxemburg auf. Auch privat schrieb Peter: „Was einstmals der<br />

Traum vom Reich war, müßte doch heute durch das europäische<br />

Einigungsideal ersetzt werden können.“ 11 Deutschland, <strong>Europa</strong>, der<br />

Westen <strong>–</strong> das ergab eine glückliche Symbiose. Diese Stoßrichtung<br />

wurde gegen Ende der sechziger Jahre noch einmal zugespitzt, als<br />

Peter-Kritiker wie Alexander Götz <strong>und</strong> Otto Scrinzi im Parteiprogr<strong>am</strong>m<br />

die Passagen über die Einigung <strong>und</strong> den Zus<strong>am</strong>menschluß<br />

<strong>Europa</strong>s in die einfache Formel faßten: „Wir wollen den europäischen<br />

B<strong>und</strong>esstaat.“ 12<br />

Freilich: Auch der neue B<strong>und</strong>eskanzler Kreisky versuchte mit<br />

dieser Stimmung zu kokettieren, wenn er versprach, Österreich europareif<br />

zu machen <strong>und</strong> für ein Assoziationsabkommen zu sorgen,<br />

das 1972 ausgehandelt wurde. 13<br />

Mit den siebziger Jahren war in einer gewissen Weise das Ende<br />

der Nachkriegszeit erreicht. Der Kalte Krieg hatte das Gefälle zwischen<br />

Siegern <strong>und</strong> Besiegten eingeebnet. Unter diese Normalisierung<br />

fiel auch die Intensivierung der Beziehungen zur B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, oder wie es Fritz Fellner dann 1982 formulierte:<br />

„Österreich war in seiner Vergangenheit nie ‚deutscher’ als in dieser<br />

Gegenwart.“ 14 Mit dieser Normalisierung war aber auch das Ende<br />

der großen Entwürfe <strong>und</strong> europäischen Utopien verb<strong>und</strong>en, wie sie<br />

in der Nachkriegszeit diskutiert worden waren. Das <strong>Europa</strong>-Thema

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