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Europa am Scheideweg – Zwischen Verbrüsselung und Vielfalt

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

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EUROPA AM SCHEIDEWEG <strong>–</strong> ZWISCHEN VERBRÜSSELUNG UND VIELFALT<br />

C<strong>am</strong>erons „Big Society“<br />

Aber nicht nur im deutschsprachigen Teil <strong>Europa</strong>s finden sich<br />

Modelle stärkerer Partizipation von Gemeinschaft <strong>und</strong> Teilhabe<br />

<strong>am</strong> Gemeins<strong>am</strong>en. Das Modell „Big Society“ bezeichnet das gesellschaftspolitische<br />

Progr<strong>am</strong>m des britischen Premierministers David<br />

C<strong>am</strong>eron, welches darauf abzieht, zivilgesellschaftliches Engagement<br />

vor allem im Sozial- <strong>und</strong> Bildungsbereich zu fördern. Im Sinne<br />

des „Empowerment“ soll die Macht des Zentralstaates zu Gunsten<br />

von Bürgern <strong>und</strong> Kommunen verringert werden. C<strong>am</strong>eron ermuntert<br />

alle denkbaren gesellschaftlichen Gruppen, vermehrt Aufgaben<br />

zu übernehmen, die der Staat nicht oder nicht ausreichend<br />

ausübt. Er ruft die Bürger dazu auf, sich frei <strong>und</strong> mächtig genug zu<br />

fühlen, um sich <strong>und</strong> ihren Gemeinschaften selbst zu helfen, statt<br />

nach dem Staat zu rufen. D<strong>am</strong>it werde es eine „radikale Verschiebung<br />

der Macht vom Zentralstaat zu den Bürgern“ geben.<br />

C<strong>am</strong>eron will mit diesem Ansatz sicherlich der extrem individualistischen<br />

Gr<strong>und</strong>haltung, wie sie über den „Thatcherismus“ der<br />

Eisernen Lady <strong>und</strong> Ikone des Neoliberalismus Margaret Thatcher<br />

auch den Tories eingepflanzt wurde, entgegenwirken. Margaret<br />

Thatcher wird ja der Satz zugeordnet „There is no such thing as society“<br />

(„Es gibt keine Gesellschaft“). Der Starke ist der Mächtige allein,<br />

diese extrem liberale Position hat die britischen Konservativen<br />

in ein Eck gestellt, aus dem David C<strong>am</strong>eron sie nun herausführen<br />

will. „Big Society“ soll aber auch die Antithese zum Sozialismus mit<br />

seinem „Big Government“-Konzept sein. C<strong>am</strong>eron baut auf dem<br />

traditionellen Modell der „communitariens“ auf. Bürger, die sich<br />

für die Gemeinschaft einbringen, haben im Vereinigten Königreich<br />

durchaus Tradition.<br />

Im Zentrum der politischen Durchführung des „Big Society“-<br />

Konzeptes stehen freiwillige Leistungen durch Einzelpersonen <strong>und</strong><br />

gesellschaftliche Gruppen, wie beispielsweise Nichtregierungsorganisationen<br />

<strong>und</strong> soziales Unternehmertum, die wesentliche Bereiche<br />

bisher staatlicher Verwaltungen im Bildungs-, Pflege- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsbereich übernehmen sollen. Beispielsweise soll die<br />

Einrichtung unabhängiger Schulen durch Elterngruppen gefördert<br />

werden. Zur Finanzierung einzelner Projekte soll eine eigene „Big<br />

Society“-Bank gegründet werden, für die auch privaten Banken Kapital<br />

bereitstellen sollen.<br />

Viele Kritiker sympathisieren zwar mit der Gr<strong>und</strong>idee der „Big<br />

Society“, bezweifeln aber, daß die Bürger ausreichend Zeit <strong>und</strong> Interesse<br />

aufbringen werden, um das zusätzlich Notwendige zu leisten.<br />

Auch soziale Verwerfungen wie hohe Arbeitslosigkeit <strong>und</strong>

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