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Europa am Scheideweg – Zwischen Verbrüsselung und Vielfalt

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

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EUROPA AM SCHEIDEWEG <strong>–</strong> ZWISCHEN VERBRÜSSELUNG UND VIELFALT<br />

die dritte Dimension der Staatsgewalt, die Justiz, kann sich der föderalen<br />

Betrachtung des Staatsganzen nicht entziehen. Gerichtsbarkeit<br />

nah <strong>am</strong> Lebensablauf, wie das Privatrecht, aber auch Modelle<br />

der Mediation können organisatorisch an die Teilstaatsebene angeb<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

Der staatliche Föderalismus ist immer geprägt vom Spannungsfeld<br />

der Beziehungen zwischen Ges<strong>am</strong>tstaat <strong>und</strong> den Gliedstaaten,<br />

sodaß es durchaus zu Pendelbewegungen hin zu mehr Zentralisierung<br />

oder zu mehr Dezentralisierung kommen kann. Unabdingbare<br />

Voraussetzung für den Föderalismus ist die Gleichberechtigung<br />

aller Glieder. Das Gegenteil des Föderalismus ist der zentral regierte<br />

Einheitsstaat, auch Zentralstaat genannt. In <strong>Europa</strong> ist Frankreich<br />

ein bekanntes Beispiel eines extrem zentralistischen Staatsgebildes,<br />

in dem Paris als Zuständigkeitsort <strong>und</strong> Ort der zentralen Bürokratie<br />

im Alltagsleben inflationär gebraucht werden muß. Gerade im<br />

Zus<strong>am</strong>menhang mit der aktuellen Wirtschaftskrise wird die Unzulänglichkeit<br />

des französischen Zentralismus immer wieder angesprochen.<br />

Dem Föderalismus liegt das Verlangen des Menschen zu Gr<strong>und</strong>e,<br />

selbst bestimmen zu dürfen, welche Bindungen an Gemeinschaft<br />

<strong>und</strong> Moral er eingeht (Naturrecht), <strong>und</strong> mitbestimmen zu dürfen,<br />

was die Gemeinschaft beschließt (unmittelbare Demokratie).<br />

Sonderfall Südtirol<br />

Ein besonders beeindruckendes Beispiel einer sehr geglückten<br />

Regionalisierung stellt die autonome Provinz Südtirol, mit ihren<br />

500.000 Einwohnern, im ethnisch andersartigen Staatsverband,<br />

dem romanischen Italien, dar. Aus einer armen zurückgebliebenen<br />

Region in <strong>Europa</strong>, welche noch 1938 im Zuge der erzwungenen<br />

Option viele deutschsprachige Südtiroler nach Österreich abgeben<br />

mußte, hat sich in den letzten Jahrzehnten eine beeindruckend dyn<strong>am</strong>ische,<br />

vorbildhafte Region entwickelt.<br />

Mit Einführung des Zweiten Autonomiestatus 1972 wurden<br />

nach mehrjährigen Verhandlungsetappen die autonomen Verwaltungskompetenzen<br />

erweitert. Der Provinz Bozen (in der eine<br />

deutschsprachige Bevölkerungsmehrheit vorherrscht) ist es seither<br />

vorbehalten, eigene Gesetze im Bereich der öffentlichen Ämter, der<br />

Raumordnung, des Handwerks, der Messen <strong>und</strong> Märkte, der Jagd<br />

<strong>und</strong> Fischerei, dem Kommunikations- <strong>und</strong> Transportwesen, dem<br />

Fremdenverkehr <strong>und</strong> Gastgewerbe, der Landwirtschaft, den Kindergärten,<br />

dem Schulbau <strong>und</strong> einer Reihe weiterer Kompetenzbereiche<br />

zu erlassen.

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