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Europa am Scheideweg – Zwischen Verbrüsselung und Vielfalt

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

Dieser Sammelband ist der Beitrag der Denkfabrik „freiheitlicher Arbeitskreis Attersee“ zur kommenden Wahl zum Europäischen Parlament am 25. Mai 2014. Experten, Fachleute und Politiker analysieren den derzeitigen Status der Europäischen Union und der Gemeinschaftswährung Euro. Wenn man sich ernsthaft mit der derzeitigen Verfaßtheit der Union beschäftigt, drängen sich ganz von selbst zwingende Fragen auf. Entspricht die Entwicklung der EU den ursprünglichen Zielen und Versprechungen der damaligen Gründer?

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EUROPA AM SCHEIDEWEG <strong>–</strong> ZWISCHEN VERBRÜSSELUNG UND VIELFALT<br />

ten. Politik <strong>und</strong> Wirtschaft folgen allerdings bei aller notwendigen<br />

Vernetzung unterschiedlicher Logik, weshalb das voneinander Lernen<br />

nur begrenzt möglich ist, wie auch der eindimensionale Erfahrungstransfer.<br />

Das Scheitern von Oligarchen in der Politik ist ein<br />

beredtes Zeugnis dafür, sei es in Neo-Mitgliedern der EU, wie in Bulgarien<br />

oder Rumänien, in Bosnien oder bei uns in Österreich.<br />

Das Spannungsfeld von Regionalisierung <strong>und</strong> Zentralisierung<br />

beschäftigt die Menschheit seit Jahrtausenden. Beide Extreme mögen<br />

schon praktiziert worden sein, für beide Extreme gibt es Beispiele<br />

des Zerfalls, wegen des Fehlens jeglicher gemeins<strong>am</strong>er Interessen<br />

<strong>und</strong> d<strong>am</strong>it mangelndem Interesse aneinander. In der jüngsten<br />

Vergangenheit sind das Auseinanderfallen der Tschechoslowakei<br />

in zwei Folgestaaten, aber auch der Kollaps der Sowjetunion besonders<br />

augenscheinliche Exemplare sich überlebender Regionalisierung.<br />

In der Tschechoslowakei erkannten beide Partner, daß sie<br />

keine gemeins<strong>am</strong>e Kl<strong>am</strong>mer brauchen <strong>und</strong> sie getrennter Wege gehen<br />

konnten, um dann im Rahmen ges<strong>am</strong>teuropäischer Strukturen<br />

wieder unter einem anderen <strong>–</strong> viel weiter gespannten Dach <strong>–</strong> wiederum<br />

vereint zu sein. Die Sowjetunion wiederum ist ein Beispiel<br />

dafür, wie ein ausgeprägter Zentralismus zur Steuerungsunfähigkeit<br />

<strong>und</strong> d<strong>am</strong>it zur Implosion einer Megastruktur führt, die nicht<br />

mehr steuer- <strong>und</strong> gestaltbar ist.<br />

Fernab dieser extremen Betrachtungsobjekte des Zerfalls von<br />

Weltmächten ist das Konstruktive der Spannung Regionalisierung<br />

<strong>und</strong> Zentralisierung zu erkennen. Allfällige Synergieeffekte eines<br />

konstruktiven Spannungsverhältnisses sind zu lukrieren, sollen<br />

doch auch dezentral organisierte Gemeinwesen nicht von Weltoffenheit,<br />

Avantgarde <strong>und</strong> Blick über den Schrebergarten freigehalten<br />

werden <strong>und</strong> in abgeschottetem Hinterwäldlerdasein verharren.<br />

Bei der Gestaltung politischer Gemeinwesen hat es der Föderalismus<br />

sich zur Aufgabe gemacht, die Modelle des Zus<strong>am</strong>menwirkens<br />

von Gliedstaaten im Rahmen eines B<strong>und</strong>esstaates zu optimieren.<br />

Unter Föderalismus (von lat. foedus, foedera „B<strong>und</strong>“, „Bündnis“,<br />

„Vertrag“) wird heute vorwiegend ein Organisationsprinzip verstanden,<br />

bei dem die einzelnen Glieder (Gliedstaaten) über eine<br />

gewisse Eigenständigkeit <strong>und</strong> Staatlichkeit verfügen, aber im Rahmen<br />

einer übergreifenden Ges<strong>am</strong>theit (Ges<strong>am</strong>tstaat) zus<strong>am</strong>mengeschlossen<br />

sind. Oftmals wird der Begriff ausdifferenzierend benutzt<br />

<strong>und</strong> sowohl auf Föderationen im engeren Sinne als auch auf Konföderationen<br />

angewandt.<br />

Als föderalistischer Staat (manchmal auch Föderalstaat genannt)<br />

wird demzufolge ein Staat bezeichnet, der nach dem B<strong>und</strong>esstaats-

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