Der Eurabia-Code, Teil 1 von 4
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"Das ist eine sehr dumme Frage gegenüber einem Autor. Sie setzt voraus, dass ich den<br />
Wunsch habe, dass jedermann glücklich ist, ein angenehmes Leben führt und keinerlei<br />
Probleme hat. Wenn das so wäre, was glauben Sie dann, worüber ich schreiben soll?"<br />
Ich muß ihm zugestehen, dass er ehrlich ist. Das ist das freimütigste Eingeständnis der<br />
Tatsache, dass manche Leute überhaupt keine harmonische Gesellschaft WOLLEN,<br />
das ich jemals gehört habe. Sie glauben, das wäre langweilig. Es gibt kein schlimmeres<br />
Schicksal für einen selbsternannten Intellektuellen, als in einer Nation zu leben, die im<br />
Großen und Ganzen wohlhabend, friedlich und gut funktionierend ist, weil sich dann<br />
niemand in dem Ausmaß um seine Ratschläge schert und seiner Führung folgt, wie es<br />
einer Person seiner Intelligenz zukommt.<br />
Selbst wenn es gelingt, eine florierende Gesellschaft zu schaffen, ist das nicht immer ein<br />
stabiler Zustand. Die Menschen werden schrittweise die Qualitäten vergessen, die sie<br />
anfänglich zu ihrem Erfolg geführt haben, und weil sie ihren materiellen Wohlstand<br />
genießen, werden sie sich dagegen sträuben, sich gegen jene, die sie bedrohen, zu<br />
verteidigen - ein Zustand, den wir "Dekadenz" nennen. Menschen scheinen auch ein tief<br />
verwurzeltes Bedürfnis danach zu haben, für oder gegen etwas zu kämpfen, und in den<br />
westlichen Sozialstaaten scheint ein Mangel daran vorzuherrschen. Manche Bürger<br />
reagieren darauf mit Drogenmissbrauch, um ihr Leben farbenfroher zu machen, andere<br />
wenden sich utopischen Ideen zu. Man kann viel Schlechtes über islamische Terroristen<br />
sagen, aber sie sind zumindest nicht langweilig, was der Grund dafür sein könnte, dass<br />
manche Westler sich <strong>von</strong> ihrer Sache angezogen fühlen.<br />
Wenn die ideale Gesellschaft die ist, in der ein Minimum an Leiden und ein Maximum an<br />
Freiheit und Wohlstand herrscht, dann war der Westen zumindest noch vor einigen<br />
Jahren so nahe an diesem Ideal, wie es die Menschheit noch nie zuvor war. Das<br />
Problem ist aber, je näher man der Vollkommenheit kommt, desto krasser, lästiger und<br />
inakzeptabler erscheinen die verbleibenden Unvollkommenheiten. Wenn man dazu<br />
neigt, eine perfekte Gesellschaft zu wünschen, reichen auf Verbesserung gerichtete,<br />
aufbauende Schritte nicht aus, um Mängel zu beseitigen; dann muß die ganze Struktur<br />
abgerissen und <strong>von</strong> vorne aufgebaut werden.<br />
<strong>Der</strong> 1. Weltkrieg legte die Grundlage für den 2. Weltkrieg, weil er in Deutschland die<br />
Saat des Grolles ausbrachte, die Saat, die nach der Weltwirtschaftskrise aufblühte und<br />
zum Aufstieg der Nazis führte. Er führte auch zu der Russischen Revolution und damit<br />
zur Errichtung des Sowjetkommunismus und zum Kalten Krieg. Das vereinte<br />
Vermächtnis des Anti-Nationalismus, der aus dem 1. Weltkrieg heraus geboren wurde,<br />
des Prinzips der totalen Antidiskriminierung, das sich nach dem 2. Weltkrieg etablierte,<br />
und des Modells eines künstlichen, postchristlichen, autoritären Superstaates aus dem<br />
Vermächtnis der Sowjetunion sind heute alle in der Europäischen Union verkörpert.<br />
Weniger als eine Generation nach dem Ende des Kalten Krieges treten wir in einen<br />
neuen Weltkrieg ein, der in westlicher Schwäche und dem wiederauflebenden Dschihad<br />
begründet ist. <strong>Der</strong> Zusammenhang zwischen dem Kalten Krieg und dem derzeitigen<br />
Weltkrieg ist nicht so eng wie zwischen dem 1. und 2. Weltkrieg, aber er existiert. <strong>Der</strong><br />
Westen der 1990er Jahre war erleichtert, dass die Aussicht auf einen weltweiten<br />
Nuklearkrieg vorbei war. Wir ließen in unserer Wachsamkeit nach, weil es uns