11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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Maria Sutor<br />
109<br />
dung weiterer mechanischer Schädigung, andererseits<br />
der Sicherheit der Benutzer vor der im Umgang<br />
mit Mikroorganismen bestehenden gesundheitlichen<br />
Gefährdung.<br />
Brüchiges Papier<br />
Das durch die Herstellung und die Inhaltsstoffe bereits<br />
saure und durch die Alterung sehr stark brüchige<br />
Papier stellt das größte konservatorische Problem im<br />
Bestand der Textilmusterbücher dar. Die bereits vollzogene<br />
Schädigung ist nicht reversibel und schon<br />
die Verlangsamung der Abbauprozesse schwierig.<br />
Das Papier eines Teils der Bücher ist bereits so stark<br />
geschwächt, dass jede mechanische Belastung zu<br />
Substanzverlusten führt. Vor allem die Blattkanten<br />
weisen zahlreiche Knicke und Einrisse auf. Teilweise<br />
reichen die meist kurzen Risse bis weit in die Seite hinein.<br />
Einzelne Seiten lösen sich im Falz aus dem Buchblock<br />
und drohen verloren zu gehen. Durch das Gewicht<br />
der montierten Textilmuster werden die Seiten<br />
partiell und ungleichmäßig belastet und folglich weiter<br />
geschädigt. Auch diese Bücher müssen für die Benutzung<br />
gesperrt werden, um eine weitere mechanische<br />
Schädigung des Materials zu vermeiden.<br />
Konservierungskonzept und<br />
erste Maßnahmen<br />
Das Konzept für die Konservierung des Bestandes<br />
der Textilmusterbücher stellt den Nutzungsaspekt in<br />
den Mittelpunkt. Die Bücher sollen einerseits der wissenschaftlichen<br />
Forschung, anderseits aber auch einer<br />
allgemeinen Nutzung zur Verfügung stehen.<br />
Der Maßnahmenkatalog umfasst dabei im Wesentlichen<br />
folgende Punkte:<br />
a) Bestandserhaltende Maßnahmen (Erfassung des<br />
Gesamtbestandes in einer Datenbank, Verbesserung<br />
der Depotbedingungen, Formulierung von<br />
Nutzungsbedingungen)<br />
b) Konservatorische Maßnahmen am Bestand (Pfl e-<br />
gemaßnahmen, Behandlung des brüchigen Papiers,<br />
Schimmelpilzbehandlung)<br />
c) Restaurierung zunächst einzelner, herausragender<br />
und besonders interessanter Bücher (für die<br />
Ausstellung)<br />
Bestandserhaltende Maßnahmen<br />
Als grundlegende Voraussetzung für die Erhaltung des<br />
Gesamtbestandes und als Vorarbeit zu allen weiteren<br />
konservatorischen Schritten wurden die unter Punkt<br />
a) formulierten Maßnahmen bereits durchgeführt.<br />
Datenbank<br />
Als Arbeitsgrundlage zur Erfassung und Erschließung<br />
der Musterbücher wurde eine Datenbank angelegt, die<br />
mit zunehmender Vollständigkeit den Zugriff auf die<br />
Bücher selbst reduzieren soll. Die Datenbank enthält<br />
detailliert Angaben zu Inhalt und Datierung der Bücher<br />
sowie Objektbeschreibung, Schadensanalyse, Restaurierungskonzept<br />
und durchgeführten Maßnahmen. Die<br />
Datensammlung soll stetig erweitert und schließlich in<br />
die Museumsdatenbank übernommen werden.<br />
Verbesserung der Depotbedingungen<br />
Des Weiteren wurde die aktuelle Depotsituation verbessert<br />
und Anforderungen an die zukünftigen Bedingungen<br />
festgelegt. Ein konstantes Klima ist von<br />
grundlegender Bedeutung für die Hemmung der<br />
Alterungsprozesse im Papier und das Schimmelpilzwachstum.<br />
Die aufgezeichneten, derzeitigen Werte<br />
entsprechen bereits den Anforderungen und müssen<br />
deshalb nicht verändert werden. Es bleibt zu<br />
wünschen, dass diese Werte auch in den neuen Depoträumen<br />
erreicht werden können. Außerdem von<br />
Bedeutung sind Licht- und Staubschutz im Depot.<br />
Damit können lichtinduzierte Alterungsprozesse verlangsamt<br />
und schädigende Substanzen im Staub von<br />
den Büchern ferngehalten werden. Eine verschließbare<br />
Rollregalanlage soll im neuen Depot die geforderten<br />
Bedingungen erfüllen und zusätzlich geeignete<br />
Arbeitshöhen ermöglichen.<br />
Derzeit ist eine grundlegende Veränderung der Depotbedingungen<br />
schwer möglich. Eine wesentliche<br />
Verbesserung der Lagerungsbedingungen stellt die<br />
liegende Lagerung aller Bücher dar. Format, Gewicht<br />
und Einbandkonstruktion geben diese Form der Deponierung<br />
vor, wenn weitere Deformationen vermieden<br />
werden sollen. Die Umstellung auf die liegende Lagerung,<br />
die nicht wesentlich mehr Platz beansprucht als<br />
die derzeitige, ist wichtigstes Kriterium für die Planung<br />
der neuen Depoträume. Im aktuell genutzten Depot<br />
wurden bereits einzelne, besonders große und schwere<br />
Bücher aus ihrer chronologischen Ordnung im Regal<br />
herausgenommen und auf neu geschaffenen Lagerfl ä-<br />
chen liegend deponiert. Ein neu erstelltes Standortverzeichnis<br />
unterstützt die Auffi ndbarkeit der Bücher.<br />
Nutzungsbedingungen<br />
Um die Anforderungen im Umgang mit den Büchern<br />
zu defi nieren, wurden Nutzungsbedingungen formuliert.<br />
Diese umfassen über Hinweise zu Handhabung<br />
und Transport der Bücher (Bibliothekswagen) hinaus<br />
Bedingungen, die bei der Nutzung (Handschuhe), Lektüre<br />
(Buchkeile), Vervielfältigung, Ausleihe und Ausstellung<br />
beachtet werden müssen. Als Schutz gegenüber<br />
mechanischen Belastungen bei der Entnahme aus<br />
dem Regal wurden zunächst die restaurierten Bücher<br />
mit Hüllen in Form von Buchschubern versehen. Langfristig<br />
sollten jedoch alle Bücher Schuber erhalten.<br />
Über die ausgeführten Schritte hinaus, müssen die<br />
formulierten Forderungen an die mit dem Bestand arbeitenden<br />
Personen vermittelt werden. Eine Einfüh-<br />
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