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11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...

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Johannes Kistenich<br />

127<br />

unbehandelten Papieren. Mit Ausnahme möglicherweise<br />

der Bruchkraft nach defi nierter Falzung sind<br />

spezifi sche, signifi kante Unterschiede bei der Behandlung<br />

von holzstoffhaltigen Papieren (Papiere 4<br />

und 20) sowie hadernhaltigem Papier (Papier 24) also<br />

nicht festzustellen.<br />

An den gealterten Papieren war dem Augenschein<br />

nach ein Vergilben festzustellen, jedoch wurden hierzu<br />

keine Messwerte bestimmt, sodass ein Vergleich<br />

mit den Ergebnissen der BAM-Studie von 1995 nicht<br />

möglich ist.<br />

Überprüfung und Weiterentwicklung<br />

des Verfahrens<br />

Die Ergebnisse wurden inzwischen im Rahmen zweier<br />

Diplomarbeiten an der Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaft und Kunst – Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen,<br />

Fachbereich Konservierung<br />

und Restaurierung aufgegriffen, grundsätzlich<br />

bestätigt und weiter entwickelt. Christina Meier<br />

ermittelte in ihrer Diplomarbeit (2004), dass bereits<br />

eine 1 %-ige Lösung von Clotrimazol und anderen in<br />

parallelen Testreihen berücksichtigte bzw. Imdizolbzw.<br />

Azolantimykotika (Ketoconazol, Metasol, Tebuconazol)<br />

in 70 %-igem Ethanol in einem 30-minütigen<br />

Tauchbad angewendet zuverlässig fungizid auf 12<br />

Testpilzstämme wirken (Aspergillus versicolor, – niger,<br />

Chaetomium globosum, Cladosporium herbarum, –<br />

cladosporioides, Penicillium citrinum, – brevicompactum,<br />

– funiculosum, – chrysogenum, – digitatum,<br />

Trichoderma longibrachiatum, Trichurus spiralis). In<br />

weiteren Versuchsreihen konnte Meier zeigen, dass<br />

ebenso eine 1 %-ige Lösung von Clotrimazol in nur<br />

35 %- bzw. 40 %-igem Ethanol zuverlässig fungizid<br />

auf die gewählten Testpilzstämme wirkt. Die Studie<br />

von Meier belegt u. a. den Zusammenhang zwischen<br />

dem Wasseranteil in Lösung und dem Transport des<br />

Wirkstoffs in die Zelle. Es ist offenkundig, dass einerseits<br />

infolge des Wasseranteils bereits bei deutlich geringerer<br />

Wirkstoffkonzentration die fungizide Wirkung<br />

erreicht wird, andererseits die fungizide Wirkung nicht<br />

(maßgeblich) durch das Lösungsmittel Ethanol hervorgerufen<br />

wird. Ein noch geringerer Anteil an Ethanol<br />

(< 35 bzw. 40 %) allerdings ist nicht realisierbar,<br />

weil dann der wasserunlösliche Wirkstoff (Clotrimazol)<br />

ausfällt. Meier konnte zudem nachweisen, dass<br />

bei niedrigerer Konzentration (< 1 %) oder kürzerer Behandlungsdauer<br />

(< 30 min) die fungizide Wirkung beeinträchtigt<br />

bzw. nicht mehr gegeben ist. 10<br />

Doreen Weiß überprüfte in ihrer Diplomarbeit (2005)<br />

umfassend die Auswirkungen auf die Papiereigenschaften<br />

anhand ungealterter, lichtgealterter und klimagealterter<br />

Proben mit basisch und sauer geleimten<br />

Holzschliff- und Zellstoffpapieren bei einem Tauchbad<br />

einer 1 %-igen Clotrimazollösung in 70 %-igem Ethanol:<br />

Die Messung der Kupferzahl als Indikator für die<br />

oxidative Zerstörung des Papiers ergab für basisch<br />

und sauer geleimte Holzschliffpapiere einen leichten<br />

Anstieg der Kupferzahl, während bei den Zellstoffpapieren<br />

ein Rückgang jeweils gegenüber den unbehandelten<br />

Proben festgestellt wurde. Unabhängig<br />

vom Papiertyp zeigte sich ein leicht positiver Einfl uss<br />

auf die Grenzviskosität als Maß für die Festigkeit der<br />

Einzelfaser. Keine signifi kanten Veränderungen bzw.<br />

leicht positive Einfl üsse ermittelte Weiß im Hinblick auf<br />

Dicke (gemäß DIN EN 20534: 1993), fl ächenbezogene<br />

Masse (gemäß DIN EN ISO 536: 1996), Bruchkraft<br />

(gemäß DIN EN ISO 1924-2: 1994), Bruchkraft<br />

nach defi nierter Falzung (gemäß DIN EN ISO 1924-<br />

2: 1994), Bruchkraftquotient, Null-Reißlänge (DIN EN<br />

ISO 1924-2: 1994) sowie Weißgrad (DIN 6167-01:<br />

1980). Die Behandlungslösung zeigt im Übrigen keine<br />

farblichen Veränderungen bei Lichtalterung über<br />

14 Tage und einen geringfügigen pH-Wert-Anstieg<br />

unter diesen Bedingungen. Die Behandlung mit einer<br />

alkoholischen Clotrimazollösung hat demnach keinen<br />

signifi kanten Einfl uss auf mechanische Festigkeit<br />

oder Vergilbung (im Vergleich zu unbehandelten Papieren).<br />

Weiß betonte zudem, dass eine an die Behandlung<br />

anschließende Fließwässerung sich positiv<br />

auf das Alterungsverhalten auswirkt und verbleibende<br />

Fungizidreste eine Präventivfunktion gegen Wiederbefall<br />

erfüllen. <strong>11</strong><br />

Problematik: „Ethanol in der<br />

Papierrestaurierung“<br />

In einer jüngeren Untersuchung zeigten Christina Meier<br />

und Doreen Weiß, dass bei richtiger Anwendung<br />

auch Ethanol ohne zusätzliche Substanzen wie Imidazol-/Azolantimykotika<br />

zuverlässig fungizid wirkt. Ein<br />

Tauchbad in 70 %-igem Ethanol zeigt bereits bei einer<br />

Behandlungsdauer von nur 2,5 min eine hinreichende<br />

fungizide Wirkung. Die Behandlung mit Ethanol führt<br />

jedoch zu einer Dehydrierung des Papiers (Versprödung),<br />

die durch eine anschließende Fließwässerung<br />

von mindestens 15 min gemindert werden muss. 12<br />

Hinzu kommt, dass der Einsatz von Ethanol als Lösungsmittel<br />

vor allem im Hinblick auf einige moderne<br />

Schreib- bzw. Farbstoffe problematisch ist. Während<br />

Eisen-Gallus-Tinten, Tusche, Blei- und Buntstifte,<br />

schwarze und bunte Druckfarben, Fotokopien (beim<br />

elektrofotografi schen Kopierverfahren) sowie Laserausdrucke<br />

beim Einsatz alkoholischer Lösungen<br />

nicht auslaufen, sodass von daher eine Behandlung<br />

mit Ethanol-Tauchbädern für Unterlagen bis zur Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts und nach entsprechenden Vortests<br />

ggf. darüber hinaus sowie für Druckwerke in Betracht<br />

zu ziehen ist, verlaufen bestimmte synthetische<br />

Farbstoffe wie beispielsweise färbende Bestandteile<br />

wässriger Tintenlösungen für Füllhalter, Faser- und<br />

Tintenkugelschreiber, ölfreie Stempelfarben, Tinten-<br />

papierrestauratoren - endfassung127 127 31.01.2008 14:04:54

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