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11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...

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Sabine Güttler<br />

53<br />

dustriellen Anwendungsgebiete von Stärkeethern verzichtbar<br />

zu sein und fehlt deshalb ganz. Ein wichtiges<br />

Kriterium für die Bemessung der konservatorischen<br />

Eignung ist somit nicht gegeben.<br />

Also standen zunächst die Ermittlung der chemischen<br />

und mechanischen Eigenschaften sowie die<br />

grundsätzliche konservatorische Eignung von sieben<br />

mehr oder weniger willkürlich ausgewählten Stärkeetherprodukten<br />

zwei verschiedener Hersteller 8 im Vordergrund.<br />

Von der Fa. AVEBE wurden die Produkte<br />

Kollotex 1250, Quicksolan CMS und Solvitose HNP<br />

untersucht. Die Fa. Emslandstärke stellte die Produkte<br />

Emsize E9, Emcatsol KOC 40, Emsol K 55 und Emsol<br />

K 85 freundlicherweise zur Verfügung. Um einen<br />

konkreten Bezugspunkt zu den Ergebnissen zu fi n-<br />

den, wurden die Untersuchungen im Vergleich mit den<br />

in der Papierrestaurierung bekannten und bewährten<br />

Klebstoffen Weizenstärkekleister und der Methylhydroxy<br />

ethylcellulose Tylose MH 300 durchgeführt.<br />

Löslichkeit<br />

Alle derzeit angebotenen Stärkeether sind in Wasser<br />

löslich. Tests mit 1 %iger Lösung von Kollotex und<br />

Emsize haben gezeigt, dass etwa 30–50 % (v/v) Ethanol<br />

beigemischt werden kann, ohne dass es zu nennenswerten<br />

Eintrübungen kommt. Bei höheren Beimischungen<br />

bilden sich jedoch spontan Schlieren und<br />

es kommt zu weißen Ausfällungen.<br />

Zubereitung<br />

Die bislang für die Restaurierung als geeignet getesteten<br />

Stärkeether sind alle in heißem Wasser löslich.<br />

Die von den Herstellern empfohlenen Temperaturen<br />

variieren je nach Produkt und liegen bei etwa 85–<br />

95 °C. Niedrigviskose Lösungen bis etwa 5 % können<br />

ohne Probleme auf dem Magnetrührer zubereitet<br />

werden. Bei höher konzentrierten Ansätzen erfolgt<br />

ab einem bestimmten Quellbereich keine gleichmäßige<br />

Durchmischung mehr und im oberen Teil des Gefäßes<br />

lagern sich lediglich gequollene aber nicht gelöste<br />

Partikel ab. Hier empfi ehlt sich der Einsatz eines<br />

Soßenkochers, wie er auch für die Zubereitung von<br />

Kleister aus nativer Stärke vielfach angewendet wird.<br />

Bereits nach 5 Minuten auf höchster Stufe ist die Stärkeetherlösung<br />

klar und kann weitere 10–15 Minuten<br />

bei ausgeschaltetem Heizwerk glatt gerührt werden.<br />

Viskosität<br />

Alle untersuchten Stärkeether wiesen eine mittlere<br />

bis niedrige Viskosität auf. Kollotex 1250 bspw. ist in<br />

10 %iger Konzentration etwa ähnlich zähfl üssig wie<br />

3 %ige MH 300, wohingegen die sehr niedrigviskose<br />

Hydroxypropylstärke Emsol K 55 auch als 10 %ige Lösung<br />

lediglich die Viskosität einer ca. 0,5 %igen Tylose<br />

MH 300 aufweist. Laut Auskunft der Hersteller bewegen<br />

sich die meisten der derzeit produzierten Stärkeether<br />

in diesem Spektrum. Zäh fl ießende Pasten, wie<br />

sie bei den Celluloseethern zahlreich zur Verfügung<br />

stehen, sind dort eher unüblich.<br />

pH-Wert<br />

Mit Ausnahme der beiden Produkte Quicksolan CMS<br />

und Solvitose HNP, deren pH-Werte um pH 9 bzw. <strong>11</strong><br />

lagen, wiesen alle anderen untersuchten Stärkeether<br />

in 10 %iger Lösung einen pH von um 6–7 auf. Bei Lagerung<br />

im Kühlschrank wurden diese Werte über vier<br />

Wochen hinweg etwa konstant gehalten. Nach acht<br />

Wochen machte sich der hydrolytische Abbau jedoch<br />

stärker bemerkbar und die Werte sanken – ähnlich<br />

wie auch die von Weizenstärkekleister und Tylose MH<br />

300 – auf bis zu pH 5.<br />

Elektrische Leitfähigkeit<br />

Um trotz fehlender Angabe des Aschegehaltes dennoch<br />

eine Vorstellung von einer evtl. vorliegenden<br />

Verunreinigung zu erhalten, kann die Messung der<br />

elektrischen Leitfähigkeit einer Lösung herangezogen<br />

werden. Hier gilt: je höher der Leitfähigkeitswert, desto<br />

höher der Anteil an freien Ionen (resultierend z. B.<br />

aus gelösten Salzen), die meist als Rückstände aus<br />

dem Herstellungsprozess enthalten sind.<br />

Da keine Grenzwerte vorliegen, die Auskunft darüber<br />

geben, ob ein Produkt für den restauratorischen<br />

Einsatz geeignet ist oder nicht, wurden die Werte von<br />

Kleister und MH 300 zur Orientierung herangezogen<br />

(vgl. Tab. 1).<br />

Leitfähigkeit in µS / cm<br />

Kollotex 1250 107,3<br />

Quicksolan CMS 3580,0<br />

Solvitose HNP 2440,0<br />

Emsize E 9 1315,0<br />

Emcatsol KOC 40 843,0<br />

Emsol K 85 895,0<br />

Emsol K 55 1015,0<br />

Tylose MH 300 85,2<br />

Weizenstärke 80,3<br />

Tab. 1: Leitfähigkeitswerte der 3 %igen Lösungen bei 20 °C<br />

Einen annähernd niedrigen Wert wie diese beiden<br />

Klebstoffe erreicht lediglich der HES Kollotex 1250.<br />

Alle anderen Produkte weisen eine 10- bis sogar<br />

40-fache (!) Konzentration an Salzen auf, was diese<br />

von einer restauratorischen Verwendung ausschließt.<br />

Salze erhöhen die Hygroskopizität eines Stoffes, was<br />

zum einen dessen Klebrigkeit und somit Anfälligkeit<br />

für den Befall mit Mikroorganismen erhöht. Zum anderen<br />

kann sich ein hoher Salzgehalt besonders bei<br />

Klebstoffen fatal auswirken, wenn sich Klebefugen bei<br />

papierrestauratoren - endfassung53 53 31.01.2008 14:04:02

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