11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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60 Stärkeether in der Papierrestaurierung – Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten<br />
Stärkeethers scheint weniger von seiner chemischen<br />
Konstitution abzuhängen, als vielmehr von seinen<br />
Beimischungen und Verunreinigungen, die aus dem<br />
Herstellungsprozess herrühren. Da die Angaben der<br />
Produzenten diesbezüglich nicht ausreichen, sind vor<br />
dem Einsatz eines Produktes entsprechende Untersuchungen<br />
unumgänglich.<br />
Gute Ergebnisse zeigten jedoch die Hydroxyethylstärke<br />
Kollotex 1250 sowie der kationische Stärkeether<br />
Solvitose PLV, die eine sinnvolle Erweiterung der<br />
für die Restaurierung geeigneten Materialien darstellen.<br />
Allerdings besteht nach wie vor ein hoher Forschungsbedarf,<br />
um diese Produkte besser kennen<br />
und einschätzen zu lernen.<br />
Bei der Festigung von gelockerten Malschichten<br />
auf Papier zeigte Kollotex 1250 teils unterschiedliche<br />
Ergebnisse. Das Verhalten auf verschiedenen Farbund<br />
Bindemittelsystemen in Abhängigkeit vom jeweiligen<br />
Alterungs- und Schadensbild sollte möglichst<br />
breit untersucht werden. Als Zusatz in Grundierungen<br />
und Streichmassen, die ein hohes Maß an Flexibilität<br />
und Deckkraft erfordern, ist Kollotex in allen Versuchen<br />
positiv aufgefallen. Die aufgestrichenen Filme<br />
bestechen zusätzlich durch eine gute Verstreichbarkeit<br />
und eine geschlossene, gleichmäßige Oberfl äche.<br />
Die Fähigkeit Fasern gleichmäßig zu umhüllen ist hinreichend<br />
dokumentiert und empfi ehlt Kollotex für den<br />
Einsatz an geschwächten Geweben und Textilfasern.<br />
Eine Untersuchung, ob dies im Vergleich auch zu<br />
einem deutlich verbesserten Ergebnis bei der Nachleimung<br />
von Papier führt, wäre wünschenswert.<br />
Die mit Solvitose als Anfaserzusatz gefertigten Proben<br />
zeigten eine verbesserte Festigkeit. Auch hier<br />
wäre eine Untersuchung der Festigkeitszunahme bei<br />
der Verwendung als Nachleimlösung von großem Interesse.<br />
Allerdings gilt hier kritisch zu hinterfragen, ob<br />
eine vollständige Reversibilität bei einem kationischen<br />
Zusatzstoff gegeben ist.<br />
Anmerkungen<br />
1 Helmut Bansa; Georg Bargenda: Papieranfasern. Bericht über<br />
eine handwerkliche Technik. II. Teil. Verstärken und Trocknen.<br />
In: Maltechnik 86, 1980, S. 67–72.<br />
2 Karl Trobas: Grundlagen der Papierrestaurierung. Graz 1987.<br />
3 Georges van Steene; Liliane Masschelein-Kleiner: Modifi ed<br />
starch for conservation purposes. In: Studies in Conservation<br />
25, 1980, S. 64–70.<br />
4 Der Stärkeether wurde mit 3 %igen Lösungen von Paraloid B 72<br />
in Xylol, Klucel GF in Isopropanol sowie den wässrigen Lösungen<br />
von Weizenstärkekleister und Hausenblase verglichen.<br />
5 Isabella Waltriný: Ein bemaltes, zerknülltes Textilfragment aus<br />
dem Ägyptischen Museum Berlin. Sicherung, Identifi zierung,<br />
Erhaltung. Unveröff. Diplomarbeit FHTW Berlin 2002; Isabella<br />
Waltriný: Stärkeether in der Restaurierung. In: Restauro 8, 2003,<br />
S. 571–574.<br />
6 Der Salz- oder Aschegehalt beschreibt den Rückstand nach<br />
vollständiger Verbrennung eines Stoffes unter festgelegten Bedingungen.<br />
In der Asche liegen die Mineralstoffe in gebundener<br />
Form als Salze, Oxide oder Sulfate vor und geben so Auskunft<br />
über das vorliegende Maß an Verunreinigung.<br />
7 Nichtnewtonsche Flüssigkeiten zeigen beim Fließen kein idealviskoses<br />
Verhalten. Die Viskosität ist hier bei gegebener Temperatur<br />
keine Konstante, sondern von der jeweiligen Schergeschwindigkeit<br />
abhängig.<br />
8 Fa. AVEBE GROUP, P. O. Box 15, NL–9640 AA Veendam,<br />
Tel. +31 598 66 91 <strong>11</strong>; Fa. Emslandstärke, Emslandstraße 58,<br />
D–49824 Emlichheim, Tel. +49-(0)59 43/81-0.<br />
9 Das Beleuchtungssystem des Klimaschranks Global UV-Testgerät<br />
UV 200 SB der Fa. Weiss enthält vier verschiedene Lampentypen,<br />
die das gesamte UV-A und UV-B-Spektrum (290–<br />
450 nm) abdecken.<br />
10 Sabine Güttler: Untersuchungen zur Eignung von Stärkeethern<br />
als Festigungsmittel gelockerter Farbschichten auf Papier am<br />
Beispiel von zwei unterschiedlich gefassten Objekten. Unveröff.<br />
Diplomarbeit FH Köln 2005.<br />
<strong>11</strong> VIS = Visible Light/sichtbarer Spektralbereich (~ 380–780 nm)<br />
12 Annette Kessler: Anwendung von Aerosolen zur Konsolidierung<br />
matter Farbschichten unterschiedlicher Schadensbilder unter<br />
Berücksichtigung des Eindringverhaltens des Konsolidierungsmittels.<br />
Unveröff. Diplomarbeit Staatliche Akademie der Bildenden<br />
Künste Stuttgart 1997, S. 50.<br />
13 Zur Verbesserung der Anbindung wurde der Polyvinylacetatklebstoff<br />
zunächst durch Einwirken von Ethanoldämpfen reaktiviert.<br />
Ist das Bindemittel auf diese Weise angequollen und leicht klebrig<br />
gemacht, lassen sich auch wässrig gelöste Klebstoffe leichter<br />
anbinden.<br />
14 Kerstin Bartels: Die Ergänzung und Retusche an vier Fotografi<br />
en auf Gelatinesilberpapier aus den 1920er und 1930er Jahren.<br />
Betrachtungen ihrer Struktur und Oberfl äche in Bezug zur<br />
Bildwirkung. Unveröff. Diplomarbeit FHTW Berlin 2003.<br />
15 Katrin Spittel: Die Festigung stark geschädigter Textilien aus<br />
feinem Tierhaar am Beispiel präkolumbianischer Textilfragmente<br />
aus Peru. Unveröff. Diplomarbeit FH Köln 2004.<br />
16 Martina Luttmer: Die Restaurierungsproblematik von Kunstdruckpapier<br />
– Versuche zur Reinigung und Fehlstellenergänzung.<br />
Unveröff. Diplomarbeit FH Köln 2005.<br />
17 Yvonne Stoldt: Charakteristische Schadensbilder von Kalikoeinbänden<br />
und deren exemplarische Restaurierung am Beispiel der<br />
Sammlung Rothschild in Frankfurt am Main. Unveröff. Diplomarbeit<br />
FH Köln 2006.<br />
18 Christl Beinhofer et al.: Kollotex in der Restaurierung von Gewebebänden.<br />
In: PapierRestaurierung 7, 2006, S. 8–10.<br />
19 GMW Gabi Kleindorfer, Aster Str. 9, D–84186 Vilsheim.<br />
20 Gerät des LWL-Archivamts für Westfalen, Eigenbau mit Vakuumpumpe<br />
und geschlossenem Kreislauf-System. In diesem Zusammenhang<br />
sei dem Archivamt für die Bereitstellung der Materialien<br />
sowie Birgit Geller im Besonderen für ihre tatkräftige<br />
Unterstützung gedankt!<br />
21 Es wurden je ca. 10 ml der Stammlösungen zu 4,5 g Fasern auf<br />
insgesamt 20 l Suspension zugefügt.<br />
22 Für Anregungen und Hinweise zur Anfaserung danke ich Monika<br />
Schneidereit-Gast, Solingen und Ritzko Schuster-Ichi, Staatsbibliothek<br />
München herzlich.<br />
papierrestauratoren - endfassung60 60 31.01.2008 14:04:08