11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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12 Bestandserhaltungskonzepte für das Landesarchiv <strong>Nordrhein</strong>-Westfalen<br />
her Qualität und in Farbe „Spitzenbestände“ der Archivabteilungen<br />
digitalisiert werden. Voraussetzung<br />
für die Aufsichtdigitalisierung ist zunächst eine formale:<br />
Es werden grundsätzlich keine Bestände vom<br />
Original digitalisiert, die in der Vergangenheit sicherungsverfi<br />
lmt worden sind, da dann eine qualitativ<br />
hochwertige Grundlage für die Digitalisierung vom<br />
Mikrofi lm vorliegt.<br />
Ein wichtiger Schwerpunkt in der Aufsichtdigitalisierung<br />
liegt auf den historischen Kartenbeständen,<br />
die in der Sicherungsverfi lmung der Staatsarchive in<br />
<strong>Nordrhein</strong>-Westfalen bisher formatbedingt ausgeklammert<br />
waren und deren Benutzung im Lesesaal<br />
fast zwangsläufi g mit Beschädigungen einhergeht.<br />
Der Ablauf im Arbeitsbereich Schutzdigitalisierung<br />
umfasst das Scannen der Mikrofi lme im JPEG-Format<br />
mit einer physikalischen Aufl ösung von 150 dpi<br />
und Speicherung im JPEG-Format mit 100 % Qualität,<br />
bzw. des Archivguts im unkomprimierten TIF-Format<br />
bei einer Aufl ösung von 300 dpi für Akten und von<br />
400 dpi für Großformate und Urkunden. Die Rohdaten<br />
werden zunächst lokal oder auf Servern auf Festplatte<br />
gespeichert. Durch Batchkonversionen werden aus<br />
den Rohbilddateien einerseits onlinefähige Arbeitsdateien<br />
und andererseits im Fall der Aufsichtdigitalisate<br />
Masterdateien erzeugt. Die verkleinerten Arbeitsdateien<br />
im JPEG-Format werden auf dem Bilddatenserver<br />
abgelegt, die verlustfrei komprimierten Master im<br />
Format JPEG2000 auf LTO2-Magnetbänder kopiert<br />
und die Roh-TIF-Dateien gelöscht.<br />
In den Lesesälen in Brühl, Detmold und Düsseldorf<br />
kann das digitalisierte Archivgut mit Hilfe eines<br />
Betrachtungstools benutzt werden.<br />
Bei der Grundsatzentscheidung, auf das gerne<br />
als „fl üchtig“ charakterisierte digitale Schutzmedium<br />
zu setzen, kamen neben den oben genannten historischen<br />
und praktischen Erwägungen strategische<br />
Überlegungen zum Tragen: Die Archive müssen sich<br />
zwangsläufi g gegen andere Information und Wissen<br />
vermittelnde Institutionen behaupten. Insbesondere<br />
die Bibliotheken sind den Archiven bezüglich der Onlinepräsenz<br />
weit voraus. Während der analoge Speicher<br />
Mikrofi lm nach wie vor das ideale Medium zu einer<br />
elementaren Erhaltung von Informationen im Sinne<br />
einer Sicherung vor Totalverlust darstellt, da er strapazierfähig,<br />
langlebig und leicht lesbar zu machen ist,<br />
hat er den Konkurrenzkampf als Nutzungsmedium in<br />
Sachen Benutzungskomfort, Zugriffsverfügbarkeit und<br />
Verknüpfbarkeit längst gegen das Digitalisat verloren.<br />
Konservierung und Restaurierung<br />
„Der Gutachter hat den dringendsten Restaurierungsbedarf<br />
bei Fortsetzung der bisherigen Restaurierungspraxis<br />
auf 490 Personenjahre taxiert. Dieser<br />
dringendste Restaurierungsbedarf muss durch die<br />
Abb. 7: Workfl ow der Schutzdigitalisierung<br />
Einrichtung einer zentralen Restaurierungswerkstatt<br />
innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre abgearbeitet<br />
werden.“ 14<br />
Die Restaurierung bzw. konservatorische Behandlung<br />
kompletter Archivbestände geschieht auf Basis<br />
der Vorkartierung und den bestandsbezogenen<br />
Schadenskartierungen in der Zentralen Restaurierungswerkstatt.<br />
Die reine magazingerechte Umbettung<br />
von Aktenschriftgut (Entmetallisieren, Verpacken,<br />
Signieren) und Urkunden ist dagegen nicht Aufgabe<br />
des Technischen Zentrums, sondern der Magazindienste<br />
bzw. Restaurierungswerkstätten (bei Urkunden)<br />
in den Archivabteilungen.<br />
Das Hauptaugenmerk der Arbeit der Zentralwerkstatt<br />
liegt auf der Mengenbearbeitung von Akten aus<br />
Hadern- und Holzschliffpapieren. Die Arbeitsbereiche<br />
Siegel-, Urkunden- bzw. Einbände- und Pergamentrestaurierung<br />
werden nach den Prioritäten besetzt,<br />
die sich aus der Schadenskartierung einerseits und<br />
konkreten, fallbezogenen Bearbeitungswünschen der<br />
Archivabteilungen andererseits ergeben.<br />
Dezentral erfolgt die Bearbeitung von Einzelfällen<br />
in allen Archivaliengruppen, soweit es sich um Notfallbehandlungen<br />
(z. B. extrem fragile Siegel) handelt.<br />
Komplexere Einzelrestaurierungen werden bei Bedarf<br />
ebenfalls in Coerde durchgeführt werden, da diese<br />
wegen der besseren Geräteausstattung und insbesondere<br />
wegen der arbeitsteiligen Verfahren dort in<br />
der Regel rationeller und daher wirtschaftlicher durchgeführt<br />
werden können.<br />
Massenentsäuerung<br />
„Der [Konservierungsbedarf an säuregeschädigtem<br />
Archivgut] muss durch einen sofortigen Einstieg in ein<br />
Programm zur Massenentsäuerung mit einem Jahresetat<br />
von 3 Mio. € bei privatwirtschaftlicher Vergabe<br />
innerhalb von 15 Jahren abgearbeitet werden, weil<br />
sonst auch hier unwiederbringlicher Verlust wertvoller<br />
Kulturgüter droht.“ 15<br />
Nach Maßgabe der Organisationsgutachten werden<br />
im Landesarchiv alle maschinellen Entsäuerungsmaß-<br />
papierrestauratoren - endfassung12 12 31.01.2008 14:03:<strong>11</strong>