11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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72 Der Fotografennachlass von Heinrich und Marlies Kleu des Stadtarchivs Neuss<br />
Abb. <strong>11</strong>: Marlies Kleu (1908–1973), in den 1950er Jahren<br />
terschule“ in Koblenz / Vallendar. Seit 1928 absolvierte<br />
sie im väterlichen Betrieb eine kaufmännische Lehre<br />
und war nach deren Abschluss für das Geschäftliche,<br />
die Buchhaltung und den Ladenverkauf zuständig.<br />
Es war von vorneherein geplant, dass Marlies<br />
in das väterlich Geschäft einsteigt, ihre beiden jüngeren<br />
Schwestern hingegen studierten. 1940 heiratete<br />
Marlies Kleu Friedrich Leweke, der später zum<br />
Wehrdienst eingezogen wurde und als Soldat in russische<br />
Gefangenschaft geriet. Nach seiner Rückkehr<br />
1949 wurde die kinderlose Ehe geschieden. Im November<br />
1950 nahm Marlies wieder ihren Mädchennamen<br />
Kleu an. 5<br />
Marlies Kleu war nicht als Fotografi n ausgebildet.<br />
Aufgrund dessen musste sie nach dem Tod ihres Vaters<br />
eine Fotografi n mit Meistertitel beschäftigen. Neben<br />
dieser Fotografi n hatte sie für die Außenaufnahmen<br />
einen jungen Mitarbeiter. Wie schon ihr Vater,<br />
legte auch Marlies großen Wert auf handwerkliche<br />
Qualität, interessierte sich jedoch mehr für den Handel<br />
und das Ladengeschäft. Ab 1948 erfolgte eine schrittweise<br />
Umstellung von den Glasplattennegativen auf<br />
großformatige Planfi lme aus Kunststoff, diese wurden<br />
in Rahmen gespannt und konnten so in der alten<br />
Holzkamera verwendet werden.<br />
Marlies Kleu erkrankte 1965 an Krebs und verstarb<br />
1973. In der Übergangsphase wurde das Geschäft<br />
von ihrer Schwester Dr. Margrit Bischoff geborene<br />
Kleu und ihrer Tochter Christiane weitergeführt.<br />
Die beiden suchten nach dem Tod von Marlies Kleu<br />
für das etablierte Geschäft einen Nachfolger. Durch<br />
einen Zufall hatte ein Bekannter der Bischoffs auf der<br />
Photokina in Berlin zwei junge Fotografen kennen gelernt<br />
und sie auf das Atelier und Geschäft in Neuss<br />
aufmerksam gemacht. So übernahmen 1978 die Fotografen<br />
Bathe und Käsebier das Atelier Kleu. Die beiden<br />
Fotografen trennten sich in den folgenden Jahren<br />
und Wolfgang Bathe führt das Geschäft alleine weiter.<br />
Er hat in den ersten Jahren den Handel mit Fotozubehör<br />
eingestellt. 1978 wurde der Anbau mit dem alten<br />
Fotoatelier aufgrund einer Straßenerweiterung abgerissen.<br />
Bathe verwendete noch lange die alte Holzkamera<br />
bei Portraitaufnahmen und verkaufte sie erst<br />
Ende der 1990er Jahre in die Schweiz. 6<br />
Nur drei Geschäftsinhaber in über 100 Jahren, sind<br />
aus archivischer und restauratorischer Sicht ein besonderer<br />
Glücksfall, sichert er doch Kontinuität im<br />
Umgang mit den tausenden Negativen, die im Laufe<br />
dieser Zeit entstanden. Mit Sorgfalt wurde das Negativmaterial<br />
aufbewahrt und Buch über jede einzelne<br />
Aufnahme geführt, um Kunden auch nach langer Zeit<br />
noch Nachbestellungen zu ermöglichen.<br />
Abb. 12: Übernahmezustand der Negative auf Kunststoffmaterialien<br />
(Farbabb. s. S. 149)<br />
Abb. 13: Registerbuch 1921<br />
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