11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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Trocknung von wassergeschädigtem<br />
Archiv- und Bibliotheksgut<br />
mit Hilfe von Warmluft – eine Alternative<br />
zur Gefriertrocknung<br />
von Ingrid Kohl<br />
Archive und Bibliotheken wurden und werden immer<br />
wieder von Ereignissen heimgesucht, deren Folgen<br />
durchnässte Archiv- und Buchbestände sind. Dies<br />
können sowohl Hochwasser- als auch Brandkatastrophen<br />
mit Brand- und vor allem Schäden durch Löschwassereinwirkung<br />
sein. Als Ursache kommen Wasserrohrbrüche<br />
sowie undichte Heizungs- und Klimaanlagen<br />
hinzu. Des Weiteren lagern einige Bestände<br />
beispielsweise aus baulichen Gründen unter ungünstigen<br />
Bedingungen bei zu hoher Luftfeuchtigkeit. In<br />
der Folge von Wasserschäden und ungünstigen Aufbewahrungsbedingungen<br />
ergeben sich unterschiedliche<br />
Schadensbilder an Archiv- und Bibliotheksgut.<br />
Dazu zählen z. B. die Zerstörungen der Materialien<br />
durch Mikroorganismenbefall sowie durch Wasser beschleunigte<br />
Abbaureaktionen. Aus diesem Grund sind<br />
effektive, aber gleichzeitig material schonende Trocknungsmöglichkeiten<br />
für den Erhalt der Bestände von<br />
Bedeutung.<br />
Zwar existiert mit der zurzeit am häufi gsten angewendeten<br />
Technik der Gefriertrocknung eine gute<br />
Möglichkeit der Trocknung, diese ist allerdings sehr<br />
zeit- und kostenintensiv. Daher soll hier eine bisher<br />
nur wenig angewendete Technik vorgestellt werden,<br />
welche bei ausgewählten Beständen zu einer Zeitund<br />
Kostenersparnis führen und außerdem durch die<br />
Möglichkeit der Vorort-Behandlung den logistischen<br />
Aufwand minimieren kann. Hierbei handelt es sich um<br />
die Trocknung mit Warmluft. In der Holzrestaurierung<br />
wird Warmluft zur Bekämpfung von Holzschädlingen<br />
eingesetzt. Die dafür benutzten technischen Anlagen<br />
wurden hier auf ihren möglichen Einsatz für die Papiertrocknung<br />
untersucht.<br />
Trocknungsmethoden<br />
nach Wasserschäden<br />
Oberste Priorität sollte immer in der Schadensprävention<br />
liegen, d. h. in der Schaffung sicherer und geeigneter<br />
Lagerungsbedingungen. Ist ein Schadensfall<br />
jedoch eingetreten, muss eine möglichst schnelle,<br />
aber dennoch materialschonende Trocknung des Archiv-<br />
und Bibliotheksgutes erfolgen. Zu diesem Zweck<br />
wurden in der Vergangenheit verschiedene Verfahren<br />
entwickelt und auf ihre praktische Anwendbarkeit hin<br />
untersucht. Hierzu zählen die Mikrowellen- und die<br />
Gefriertrocknung. Da sich die Mikrowellentrocknung<br />
durch lokal auftretende Verbrennungen der gebundenen<br />
Materialien als ungeeignet herausstellte und<br />
die Gefriertrocknung als in der Fachwelt bekannt angenommen<br />
wird, werden diese beiden Techniken an<br />
dieser Stelle nicht näher erläutert.<br />
Warmluft wurde in der Vergangenheit vielfach mittels<br />
Föhnluft zum Trocknen kleinerer Bestände eingesetzt.<br />
Große Mengen an durchnässtem Archiv- und<br />
Bibliotheksgut können damit allerdings nur mit enormem<br />
Zeit- und Personalaufwand bewältigt werden. Es<br />
bietet sich jedoch an, die in der Holz- und Textilrestaurierung<br />
zum Einsatz kommenden Warmluftverfahren<br />
zur Schädlingsbekämpfung auf die Papiertrocknung<br />
zu übertragen. Man unterscheidet hier zwischen<br />
der so genannten „Dachstuhlbehandlung“ und dem<br />
„feuchteregulierten Verfahren“. Bei der Dachstuhlbehandlung<br />
wird die auf ca. 60 °C erwärmte Luft in<br />
den zu behandelnden Raum geleitet. Es kommt dadurch<br />
zu starken Feuchtigkeitsschwankungen, die zu<br />
Spannungen im Holz führen können. Um dies zu verhindern,<br />
erfolgt beim „feuchteregulierten Verfahren“<br />
gleichzeitig mit der Erwärmung der Luft eine Regulierung<br />
der Feuchtigkeit, so dass Schwankungen ausgeschlossen<br />
werden. Die Abtötung der Schädlinge erfolgt<br />
bei beiden Verfahren durch die Denaturierung der<br />
Eiweiße aufgrund der hohen Temperaturen. Dank der<br />
Firma IRT 1 in Lippstadt konnten beide Verfahren zur<br />
Überprüfung verschiedener Versuchsbedingungen<br />
zur Anwendung kommen.<br />
Versuchsbedingungen, Trocknungsverläufe<br />
und optisches Erscheinungsbild<br />
Um einen Wasserschaden zu simulieren, wurden zahlreiche<br />
Bücher aus unterschiedlichen Materialien einer<br />
gezielten Wässerung unterzogen. Da die Möglichkeit<br />
der Vorort-Behandlung näher betrachtet werden<br />
papierrestauratoren - endfassung41 41 31.01.2008 14:03:45