03.01.2015 Aufrufe

11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...

11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...

11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

41<br />

Trocknung von wassergeschädigtem<br />

Archiv- und Bibliotheksgut<br />

mit Hilfe von Warmluft – eine Alternative<br />

zur Gefriertrocknung<br />

von Ingrid Kohl<br />

Archive und Bibliotheken wurden und werden immer<br />

wieder von Ereignissen heimgesucht, deren Folgen<br />

durchnässte Archiv- und Buchbestände sind. Dies<br />

können sowohl Hochwasser- als auch Brandkatastrophen<br />

mit Brand- und vor allem Schäden durch Löschwassereinwirkung<br />

sein. Als Ursache kommen Wasserrohrbrüche<br />

sowie undichte Heizungs- und Klimaanlagen<br />

hinzu. Des Weiteren lagern einige Bestände<br />

beispielsweise aus baulichen Gründen unter ungünstigen<br />

Bedingungen bei zu hoher Luftfeuchtigkeit. In<br />

der Folge von Wasserschäden und ungünstigen Aufbewahrungsbedingungen<br />

ergeben sich unterschiedliche<br />

Schadensbilder an Archiv- und Bibliotheksgut.<br />

Dazu zählen z. B. die Zerstörungen der Materialien<br />

durch Mikroorganismenbefall sowie durch Wasser beschleunigte<br />

Abbaureaktionen. Aus diesem Grund sind<br />

effektive, aber gleichzeitig material schonende Trocknungsmöglichkeiten<br />

für den Erhalt der Bestände von<br />

Bedeutung.<br />

Zwar existiert mit der zurzeit am häufi gsten angewendeten<br />

Technik der Gefriertrocknung eine gute<br />

Möglichkeit der Trocknung, diese ist allerdings sehr<br />

zeit- und kostenintensiv. Daher soll hier eine bisher<br />

nur wenig angewendete Technik vorgestellt werden,<br />

welche bei ausgewählten Beständen zu einer Zeitund<br />

Kostenersparnis führen und außerdem durch die<br />

Möglichkeit der Vorort-Behandlung den logistischen<br />

Aufwand minimieren kann. Hierbei handelt es sich um<br />

die Trocknung mit Warmluft. In der Holzrestaurierung<br />

wird Warmluft zur Bekämpfung von Holzschädlingen<br />

eingesetzt. Die dafür benutzten technischen Anlagen<br />

wurden hier auf ihren möglichen Einsatz für die Papiertrocknung<br />

untersucht.<br />

Trocknungsmethoden<br />

nach Wasserschäden<br />

Oberste Priorität sollte immer in der Schadensprävention<br />

liegen, d. h. in der Schaffung sicherer und geeigneter<br />

Lagerungsbedingungen. Ist ein Schadensfall<br />

jedoch eingetreten, muss eine möglichst schnelle,<br />

aber dennoch materialschonende Trocknung des Archiv-<br />

und Bibliotheksgutes erfolgen. Zu diesem Zweck<br />

wurden in der Vergangenheit verschiedene Verfahren<br />

entwickelt und auf ihre praktische Anwendbarkeit hin<br />

untersucht. Hierzu zählen die Mikrowellen- und die<br />

Gefriertrocknung. Da sich die Mikrowellentrocknung<br />

durch lokal auftretende Verbrennungen der gebundenen<br />

Materialien als ungeeignet herausstellte und<br />

die Gefriertrocknung als in der Fachwelt bekannt angenommen<br />

wird, werden diese beiden Techniken an<br />

dieser Stelle nicht näher erläutert.<br />

Warmluft wurde in der Vergangenheit vielfach mittels<br />

Föhnluft zum Trocknen kleinerer Bestände eingesetzt.<br />

Große Mengen an durchnässtem Archiv- und<br />

Bibliotheksgut können damit allerdings nur mit enormem<br />

Zeit- und Personalaufwand bewältigt werden. Es<br />

bietet sich jedoch an, die in der Holz- und Textilrestaurierung<br />

zum Einsatz kommenden Warmluftverfahren<br />

zur Schädlingsbekämpfung auf die Papiertrocknung<br />

zu übertragen. Man unterscheidet hier zwischen<br />

der so genannten „Dachstuhlbehandlung“ und dem<br />

„feuchteregulierten Verfahren“. Bei der Dachstuhlbehandlung<br />

wird die auf ca. 60 °C erwärmte Luft in<br />

den zu behandelnden Raum geleitet. Es kommt dadurch<br />

zu starken Feuchtigkeitsschwankungen, die zu<br />

Spannungen im Holz führen können. Um dies zu verhindern,<br />

erfolgt beim „feuchteregulierten Verfahren“<br />

gleichzeitig mit der Erwärmung der Luft eine Regulierung<br />

der Feuchtigkeit, so dass Schwankungen ausgeschlossen<br />

werden. Die Abtötung der Schädlinge erfolgt<br />

bei beiden Verfahren durch die Denaturierung der<br />

Eiweiße aufgrund der hohen Temperaturen. Dank der<br />

Firma IRT 1 in Lippstadt konnten beide Verfahren zur<br />

Überprüfung verschiedener Versuchsbedingungen<br />

zur Anwendung kommen.<br />

Versuchsbedingungen, Trocknungsverläufe<br />

und optisches Erscheinungsbild<br />

Um einen Wasserschaden zu simulieren, wurden zahlreiche<br />

Bücher aus unterschiedlichen Materialien einer<br />

gezielten Wässerung unterzogen. Da die Möglichkeit<br />

der Vorort-Behandlung näher betrachtet werden<br />

papierrestauratoren - endfassung41 41 31.01.2008 14:03:45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!