11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...

30 Erste Erfahrungen mit dem Projekt Massenentsäuerung von Archivgut
in denen die für die maschinelle Entsäuerung nötige
Vorbereitung des Archivguts durch Projektmitarbeiter
aus dem Kreis der Arbeitslosengeld II- Empfänger geleistet
wird. In so genannten Bypasszentren werden
neben der Vorbereitung außerdem nachbereitende Arbeiten
durch Restauratoren vorgenommen.
Für den Landesteil Westfalen befi ndet sich die
zentrale Vor- und Nachbereitungsstelle im LWL- Archivamt
für Westfalen in Münster. Dort wurden seit
Oktober 2006 eigens für die Initiative 5 Restauratorinnen
und 10 Projektmitarbeiter eingestellt. Weitere
19 Projektmitarbeiter sind dezentral in verschiedenen
Archiven in Westfalen-Lippe zur Vorbereitung
der Akten eingesetzt. Zentrale Aufgabe der Restauratorinnen
besteht darin, interessierte Archive bei der
Auswahl der zu entsäuernden Bestände zu beraten,
sämtliche Transporte der Archivalien zu übernehmen
und die Projektmitarbeiter sowohl im Archivamt als
auch in den dezentralen Vorbereitungszentren bei der
Bearbeitung der Akten zu betreuen. Im Weiteren werden
die Nachbereitungsarbeiten der Akten sowie die
Kontrolle des Entsäuerungserfolges vom Restauratorenteam
ausgeführt.
Ablauf eines Entsäuerungsauftrags
1. Auswahl der Bestände
Der erste Schritt, der für den weiteren Ablauf der Entsäuerungsmaßnahme
eine entscheidende Rolle spielt,
ist die Auswahl eines geeigneten Bestands. Die bisherigen
Erfahrungen haben gezeigt, dass dieses oftmals
nicht gerade einfach ist, müssen doch bestimmte
Kriterien erfüllt werden.
Generell lässt sich sagen, dass Archivgut aus dem
Zeitraum zwischen der Mitte des 19. Jahrhunderts
und den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts für die
Entsäuerung in Frage kommt, da diese Papiere in der
Regel durch herstellungsbedingte Faktoren 3 stark an
Festigkeit und Flexibilität verloren haben. Da es sich
bei dem Bückeburger Verfahren um ein Einzelblattverfahren
handelt, sind bevorzugt lose Blattsammlungen
bzw. Akten, die auf Aktenbügel aufgezogen sind, geeignet.
Von der Behandlung klebegebundener bzw.
fadengehefteter Bestände wird aus wirtschaftlichen
und konservatorischen Gründen weitestgehend abgesehen.
Im Weiteren sollten die Bestände einen möglichst
geringen Anteil an Bypass 4 beinhalten, um die
nachbereitenden Arbeiten in einem vertretbaren Rahmen
zu halten.
2. Vorbereitungsarbeiten
Ist ein geeigneter Bestand ausgewählt, wird dieser
mittels eines für das Projekt geleasten Transporters
zu einem der Vorbereitungszentren gebracht. Dort
werden die Akten von den Projektmitarbeitern Blatt
für Blatt durchgesehen und nach bestimmten, mit
Abb. 2: Projektmitarbeiter bei der Vorbereitung der Akten
dem jeweiligen Archivar abgesprochenen Kriterien
bearbeitet.
Die Vorbereitungsarbeiten gehen insofern über
die üblichen magazintechnischen Arbeiten hinaus,
als dass alle Aufklebungen wie Briefmarken oder
Zeitungsausschnitte gesichert werden müssen, um
einem eventuellen Verlust während des Maschinendurchlaufs
zu verhindern (Abb. 3). 5
Abb. 3: Sicherung des aufgeklebten Zeitungsausschnittes
mit einem kleinen Stückchen Archibond Tissue an der oberen
rechten Ecke (Farbabb. s. S. 145)
Für das Einhalten einer konstanten Vorbereitungsqualität
hat es sich als sinnvoll erwiesen, dass ein ständiger
Ansprechpartner für die Projektmitarbeiter zur
Verfügung steht.
Um den Entsäuerungserfolg kontrollieren zu können,
wird für jeden Bestand eine repräsentative Anzahl
an pH-Werten gemessen sowie eine Fotodokumentation
angefertigt, die den Vorzustand von besonders
kritischen Beschreibstoffen oder Besonderheiten innerhalb
des Bestands nachweist.
papierrestauratoren - endfassung30 30 31.01.2008 14:03:36