11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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Bestandserhaltungskonzepte für das<br />
Landesarchiv <strong>Nordrhein</strong>-Westfalen<br />
von Marcus Stumpf<br />
Bestandserhaltungskonzepte für das Landesarchiv<br />
NRW: Der Titel ist Programm, lautete also bewusst<br />
nicht: „Bestandserhaltungskonzepte des Landesarchivs<br />
NRW. Denn dieser Titel hätte suggeriert, es<br />
gäbe bereits ein vollständiges, alle Aspekte integrativer<br />
Bestandserhaltung umfassendes Regelwerk, das<br />
Antworten auf alle erdenklichen in der tagtäglichen Arbeit<br />
aufkommenden Fragen bereit hielte. Doch dies<br />
ist (noch) nicht der Fall.<br />
Nicht selten hört man unter Archivarinnen und Archivaren,<br />
einer Berufsgruppe, die der konzeptionellen<br />
Grundsatzarbeit und Theoriebildung nach meiner<br />
Wahrnehmung nicht unbedingt zugeneigt ist, dass<br />
es für dieses oder jenes Thema – Paradebeispiel ist<br />
das Gebiet der Archivierung elektronischer Unterlagen<br />
– an der konzeptionellen Basis fehle, und ohne<br />
eine konzeptionelle Basis könne man das Thema seriöser<br />
Weise gar nicht anpacken. Indessen sieht die<br />
Praxis meist anders aus. Diese folgt ihren eigenen<br />
Gesetzen.<br />
Und so erwies es sich nicht (wie befürchtet) als<br />
schwerwiegender Nachteil, dass die konzeptionelle<br />
Arbeit in der dynamischen Entwicklung seit Gründung<br />
des Landesarchivs – erst die den Bau des Technischen<br />
Zentrums begleitende Planungsphase, dann<br />
der beginnende Echtbetrieb seit Dezember 2005 –<br />
zeitweilig hinterher hinkte. Tatsächlich erlebten wir in<br />
dieser Zeit wiederholt, dass unsere konzeptionellen<br />
Entwürfe zur Struktur, zu den logistischen und organisatorischen<br />
Prozessen auf allen Gebieten der Bestandserhaltung<br />
in der Praxis angepasst, modifi ziert,<br />
revidiert werden mussten.<br />
Zur Vorgeschichte<br />
Das Landesarchiv <strong>Nordrhein</strong>-Westfalen gibt es in seiner<br />
jetzigen Organisationsform erst seit dem 1. Januar<br />
2004, 1 das Technische Zentrum als diejenige Organisationseinheit<br />
des Landesarchivs, die Standards<br />
setzend und koordinierend sich mit Bestandserhaltung<br />
im weiteren Sinne befasst, seit dem 1. Oktober<br />
2004, und ein eigenes Heim hat diese Abteilung seit<br />
dem 1. Dezember 2005.<br />
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit der alten,<br />
traditionsreichen Archivabteilungen mit den so<br />
genannten Zentralabteilungen: Die ehemals eigenständigen<br />
und in ihrem Handeln Jahrzehnte, zum Teil<br />
gar Jahrhunderte lang autonomen Staatsarchive haben<br />
sich nur mit einem gewissen Widerstreben unter<br />
das Dach des neuen Landesarchivs begeben und<br />
erlebten und erleben in einem sicherlich nicht immer<br />
schmerzlosen Prozess, dass sie in vielen Fachfragen<br />
nicht mehr selbstständig entscheiden können. Vielmehr<br />
sind sie in einen permanenten Diskussionsprozess<br />
mit den neu geschaffenen Grundsatz- und Querschnittsabteilungen<br />
geworfen worden, die den „alten“<br />
Abteilungen gleichgestellt und nicht übergeordnet<br />
sind. Klar ist aufgrund dieser egalitären Struktur, dass<br />
jeder fachliche Standard und jede landesarchivweite<br />
Harmonisierung von Verfahren oder Arbeitsprozessen<br />
nur mittels Überzeugungskraft, über Konsensbildung<br />
oder durch präsidiale Entscheidung herbeigeführt<br />
werden kann. Ersteres gelingt nicht immer, das zweite<br />
ist zeitraubend und das dritte kann und darf nur<br />
ultima ratio sein. Die Grundsatzabteilungen nehmen<br />
in übergreifenden Entscheidungsprozessen folglich<br />
eine Scharnierfunktion wahr. Denn nach dem erklärten<br />
Willen der Landesregierung sollen die Abteilungen<br />
des Landesarchivs rasch gemeinsame Standards entwickeln,<br />
Organisations- und Arbeitsprozesse straffen<br />
und vereinheitlichen sowie messbare und miteinander<br />
vergleichbare Ergebnisse liefern.<br />
Naturgemäß ist jede Bemühung um Harmonisierung<br />
und Standardisierung bei den klassischen Zielkonfl<br />
ikten archivischer Arbeit besonders kritisch, 2<br />
etwa wenn es um die stets schwierige Balance zwischen<br />
Bestandserhaltung und Benutzung geht. Denn<br />
dann prallen oftmals festgefügte Überzeugungen aufeinander,<br />
werden Hausphilosophien und alte Traditionen<br />
in Frage gestellt! Hier besteht die Gefahr, dass<br />
grundsätzliche strategische Entscheidungen zu Kompromisspaketen<br />
zusammengeschnürt und damit verwässert<br />
werden.<br />
Wie weit ist das Technische Zentrum, der „Hauptgewinn<br />
für die Archive aus der Lottoziehung Reformprozess“<br />
(Mechthild Black-Veldtrup), 3 in Sachen Bestandserhaltung<br />
gekommen und welche Konzeption<br />
liegt der Bestandserhaltung im Landesarchiv <strong>Nordrhein</strong>-Westfalen<br />
zugrunde.<br />
Zwischen 1999 und 2002 wurden Organisation und<br />
Aufgaben der Staatsarchive einer Untersuchung durch<br />
externe Gutachter unterzogen. Einen wesentlichen<br />
papierrestauratoren - endfassung7 7 31.01.2008 14:03:09