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11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...

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Nadine Thiel<br />

81<br />

terhin ohne optische Beeinträchtigungen benutzen<br />

zu können<br />

Im Aufl icht war der silbrig schimmernde Belag<br />

deutlich sichtbar. Im Durchlicht dagegen war die Bildinformation<br />

durch Verbräunung der von Silberspiegel<br />

betroffenen Bereiche stark beeinträchtigt. Bereits<br />

während der nasschemischen Behandlung konnte<br />

festgestellt werden, dass die völlig intakt scheinende<br />

Emulsionsschicht beschädigt wurde und in einigen<br />

Bereichen sogar Verluste zu verzeichnen waren.<br />

Deutlich zu beobachten war, dass die Gelatine in<br />

der Iod-Ethanollösung stark schrumpfte und sich in<br />

der wässrigen Lösung anschließend wieder ausdehnte<br />

und anquoll. Diese große mechanische Belastung<br />

führte schließlich zu Rissen im Randbereich der Emulsionsschicht<br />

und somit zum teilweisen Ablösen.<br />

Als positiv kann die tatsächliche Entfernung des<br />

Silberspiegels und der im Durchlicht sichtbaren Verbräunungen<br />

gewertet werden. Dennoch muss man<br />

die Frage stellen, ob an einem durch Silberspiegel beeinträchtigten<br />

Negativ eine chemische Restaurierung<br />

gerechtfertigt ist. Bei negativem Behandlungsverlauf<br />

wird sich der Zustand des Originals verschlechtern<br />

und zu einer materiellen Schädigung führen, die<br />

über eine reine Beeinträchtigung der Bildinformation,<br />

wie sie durch die Aussilberung vorlag, hinausgeht.<br />

Als Massenbehandlung und speziell für den Bestand<br />

Kleu ist daher eine nasschemische Behandlung zur<br />

Entfernung des Silberspiegels nicht zu rechtfertigen.<br />

Die Negative weisen meist nur im Randbereich Silberspiegel<br />

auf, so dass die eigentliche Bildinformation<br />

noch immer gut sichtbar vorliegt. Durch geeignete<br />

Aufbewahrungsbedingungen kann ein Fortschreiten<br />

des Silberspiegels verlangsamt werden.<br />

Konservierungskonzept<br />

Unter Berücksichtigung der dargestellten Teilergebnisse<br />

wird deutlich, dass die Erstellung eines angemessenen<br />

Restaurierungskonzeptes bezüglich der<br />

chemischen Schäden nur bedingt möglich ist. Jedoch<br />

ist die Art der Konservierung maßgeblich für<br />

die Haltbarkeit des Glasnegativbestandes sowie für<br />

die Verlangsamung chemischer Reaktionen in der<br />

Emulsionsschicht.<br />

Ein Konservierungskonzept für die Sicherung eines<br />

photographischen Bestandes sollte eine quantitative<br />

Erfassung des Bestandes, eine Inventarisierung, eine<br />

schonende Präsentation, die Erstellung einer Benutzerordnung,<br />

die Gestaltung eines Katastrophenplanes<br />

sowie eine Mitarbeiterschulung beinhalten (vgl. Marcus<br />

Jannssens). 8<br />

Eine der ersten konservatorischen Maßnahmen<br />

sollte das Reproduzieren der Negative sein. Ziel ist<br />

das Erstellen eines arbeitenden (Repro-)Archivs und<br />

eines ruhenden (Original-)Archivs. Ob hierbei analog<br />

oder digital reproduziert wird, mittels Kontaktabzügen<br />

oder mit Scanner, ist oft eine Frage der individuellen<br />

Notwendigkeiten und Möglichkeiten.<br />

Die sachgemäße Archivierung ist die wichtigste<br />

Präventivmaßnahme, um weitere Schäden an dem<br />

Glasplatten-Negativbestand zu verhindern. Dabei wird<br />

die Haltbarkeit der Gelatinetrockenplatten maßgeblich<br />

durch Archivräumlichkeit, Klima, Luftbeschaffenheit<br />

und Aufbewahrungsmaterialien beeinfl usst. Diese<br />

Faktoren können die Haltbarkeit insofern beeinfl ussen,<br />

dass diese einzeln oder in Wechselwirkung miteinander<br />

chemische, photochemische, physikalische<br />

und/oder biologische Abbauprozesse hervorrufen, beschleunigen,<br />

verlangsamen oder stoppen können. 9<br />

Zusammenfassung<br />

Grundsätzlich sollten bei der Langzeitlagerung und<br />

beim Umgang mit photographischem Material diejenigen<br />

Einfl üsse und Faktoren, welche ihren Zerfall verursachen<br />

oder potenzieren können, ausgeschlossen<br />

werden. Die Zerfallsprozesse bei photographischem<br />

Material sind meist chemisch nicht umkehrbar. Daher<br />

stellt die Konservierung der Negative einen wichtigen<br />

Punkt im Hinblick ihrer Haltbarkeit dar. Ein geregeltes<br />

Klima und konservatorisch einwandfreie Aufbewahrungsmaterialien,<br />

die keine oxidierend wirkenden<br />

Stoffe enthalten, sind unabdingbar. Außerdem sollten<br />

oxidierend wirkende Gase und Partikel gefi ltert<br />

und Materialien im Magazinraum, die Lösemittel, Lignin,<br />

Formalin etc. enthalten, vermieden werden.<br />

Heute sind Photographien allgemein als eine wichtige<br />

Primärquelle anerkannt. Mit der steigenden Aufmerksamkeit,<br />

der sich Photographien schließlich in<br />

vielen Bereichen der Gesellschaft erfreuen, ist auch<br />

ein größeres Bewusstsein für die Problematik dieser<br />

empfi ndlichen Bilder entstanden. Jedoch wird der<br />

konservatorischen Pfl ege im allgemeinen immer noch<br />

eher marginale Bedeutung beigemessen.<br />

Im Allgemeinen ist mehr Forschung auf dem Gebiet<br />

der chemischen Restaurierung von photographischen<br />

Materialien notwendig, um diese sicher für Massenbehandlungen<br />

anwenden zu können. Emulsionsschäden<br />

und damit auch Schäden am Bild sind durch restauratorische<br />

Eingriffe oftmals nur an Einzelobjekten<br />

mit großem Aufwand oder auch nicht mehr zu beseitigen.<br />

Die Entscheidung für eine chemische Behandlung<br />

ist insofern von besonderer Tragweite, als solche<br />

Eingriffe meist irreversibel sind.<br />

Die Konservierung, das heißt die Durchführung von<br />

Präventivmaßnahmen, beugt risikoreichen, kostenund<br />

zeitaufwendigen Restaurierungen vor.<br />

papierrestauratoren - endfassung81 81 31.01.2008 14:04:29

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