11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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Christel Stockmann<br />
31<br />
3. Entsäuerung<br />
Nach der Vorbereitung der Akten werden die Bestände<br />
zur Neschen AG nach Brauweiler transportiert,<br />
wo zunächst jedes Blatt eine Foliierung erhält,<br />
die die richtige Reihenfolge der Blätter innerhalb der<br />
Akte gewährleistet. Auch wenn sich Archivare oft dafür<br />
begeistern können, sämtliche Informationen in<br />
der Foliierung festzuhalten, sollte zu einer möglichst<br />
kurzen Foliierung geraten werden, um das Überschreiben<br />
von alten Foliierungen oder originalem Schriftbild<br />
zu vermeiden (Abb. 4).<br />
Abb. 4: Foliierung, die in einen originalen Stempel gedruckt<br />
wurde<br />
Im Zuge der Foliierung werden all die Dokumente aussortiert,<br />
die Beschädigungen aufweisen, von zu geringer<br />
Grammatur sind oder gegenüber Feuchtigkeit,<br />
Alkalien oder Wärme empfi ndlich reagieren. Diese<br />
Blätter – der so genannte Bypass – werden separat<br />
an das LWL- Archivamt bzw. an die Bypasszentren<br />
im Stadtarchiv Dortmund und im Stadtarchiv Bochum<br />
zurückgegeben und manuell behandelt. Alle anderen<br />
Dokumente werden maschinell entsäuert und anschließend<br />
gepresst, um den Volumenzuwachs, der<br />
maßgeblich durch die leichte Wellung der Blätter entsteht,<br />
möglichst gering zu halten (Abb. 5).<br />
4. Kontrolle des Entsäuerungserfolgs<br />
In den Bypasszentren wird zunächst kontrolliert, ob<br />
die von Neschen garantierten Werte erreicht wurden.<br />
Dazu wird an gleicher Stelle wie vor der Entsäuerung<br />
der Oberfl ächen-pH mit einer Glaselektrode ermittelt.<br />
Die bisher dokumentierten Werte, die vor der Entsäuerung<br />
zwischen pH 3,0 und 5,2 lagen, wurden deutlich<br />
angehoben und bewegen sich nach erfolgter Entsäuerung<br />
in einem Bereich zwischen pH 7,5 und 9,3.<br />
Die Werte variieren dabei in Abhängigkeit von der Papierbeschaffenheit.<br />
So weisen Papiere mit stark geleimter,<br />
geschlossener Oberfl äche niedrigere pH-Werte<br />
auf als offenporige, dickere Papiere.<br />
Die Auswertung der Fotodokumentationen zeigte,<br />
dass mit gewissen Nebenwirkungen durch das Entsäuerungsverfahren<br />
zu rechnen ist. Stark holzschliffhaltige<br />
Papiere weisen zum Teil einen veränderten, etwas<br />
dunkleren Farbton auf 6 , ein Großteil der Papiere<br />
ist auch nach dem Pressen leicht gewellt. Die Fixierung<br />
der Beschreibstoffe greift in der Regel gut. Jedoch<br />
treten gelegentlich Ausblutungen von kritischen<br />
Beschreibstoffen wie Methylenblau oder Farbstoffen<br />
verschiedener Kopier- oder Fettstifte auf, die zu einer<br />
leichten Hofbildung führen (Abb. 6). Solche möglichen<br />
optischen Beeinträchtigungen werden vorab im Gespräch<br />
mit den Archivaren bewusst thematisiert und<br />
müssen bei einer Entscheidung für die Entsäuerung<br />
im Massenverfahren akzeptiert werden.<br />
Abb. 6: Leichte Hofbildung um eine ausgelaufene Beschriftung<br />
(Farbabb. s. S. 145)<br />
Abb. 5: Papiere während der maschinellen Entsäuerung in der<br />
CoMa 4<br />
5. Nachbereitungsarbeiten<br />
Die Bearbeitung des Bypass besteht in der manuellen<br />
Behandlung der bei Neschen aussortierten Dokumente.<br />
Im ersten Arbeitsschritt werden alte Selbstklebebänder<br />
und Papierverklebungen gelöst, um die<br />
Blätter daraufhin im Laborbecken entsäuern zu können.<br />
Für den manuellen Entsäuerungsvorgang wird<br />
ebenfalls die Bückeburger Konservierungslösung verwendet.<br />
Die Blätter werden in die Lösung eingelegt,<br />
papierrestauratoren - endfassung31 31 31.01.2008 14:03:38