11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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Forschungsstand zum Einsatz<br />
von Imidazol-/Azolderivaten<br />
bei der Schimmelpilzbekämpfung<br />
von Johannes Kistenich<br />
Vorbemerkung<br />
Ein Schwerpunktthema des 18. Fachgesprächs der<br />
nordrhein-westfälischen Papierrestauratorinnen und<br />
-restauratoren im März <strong>2007</strong> bildete der Umgang<br />
mit Schimmelpilzkontaminierung typischer Medien in<br />
Archiven und Bibliotheken (Papier, Fotografi e, CD).<br />
Mehrfach hervorgehoben wurden die bekannten Unzulänglichkeiten<br />
und Risiken der beiden heute großtechnisch<br />
eingesetzten Verfahren (γ-Bestrahlung und<br />
Ethylenoxidbegasung) im Hinblick auf die Schädigung<br />
der Schreib- und Beschreibstoffe sowie – bei Ethylenoxid<br />
– auf Gesundheits- und Arbeitsschutz beim Umgang<br />
mit den behandelten Unterlagen.<br />
In den Vorträgen und Diskussionen wurden unterschiedliche<br />
Ansätze und Positionen im Hinblick auf die<br />
Notwendigkeit einer Teilsterilisierung deutlich. Prof. Dr.<br />
Robert Fuchs sprach sich in seinem Beitrag für einen<br />
Verzicht auf eine Teilsterilisierung aus: Es genüge,<br />
das kontaminierte Papier einer Vakuumtrocknung mit<br />
anschließender Trockenreinigung zu unterziehen und<br />
im Übrigen auf die Magazinhygiene und die kontrollierte<br />
Einhaltung der erforderlichen klimatischen Bedingungen<br />
in den Magazinen zu achten, um ein erneutes<br />
Wachstum zu unterbinden.<br />
Die Vakuumtrocknung ist eine Methode zur Reduzierung<br />
des Wasseranteils in Papier, wenn dieses<br />
zu feucht gelagert wurde, um durch einen schnellen<br />
Feuchtigkeitsentzug Neuschäden durch Pilzwachstum<br />
angesichts ubiquitär vorhandener Sporen möglichst<br />
zu vermeiden. Bei der Wahl dieser Behandlungsmethode<br />
ist zu beachten, dass (auch) für die Vakuumtrocknung<br />
negative Auswirkungen auf wasserlösliche<br />
Materialien (z. B. Ausbluten von Farbstoffen) in der Literatur<br />
beschrieben werden, was die Anwendbarkeit<br />
u. a. bei jüngerem, etwa seit dem ausgehenden 19.<br />
Jahrhundert entstandenen Archivgut einschränkt.<br />
Ungeeignet ist die Vakuumtrocknung grundsätzlich<br />
für die Behandlung keimfähiger Altschäden. 1 Nach der<br />
Überzeugung des Verfassers dieses Beitrags geht es<br />
an der Realität vorbei zu glauben, alleine durch Magazinhygiene<br />
und Klimatechnik in der Praxis einen Wiederbewuchs<br />
verhindern zu können.<br />
Dies sei an einem Beispiel aus der Praxis erläutert,<br />
wie es ähnlich gewiss auch in anderen Archiven und<br />
Bibliotheken wiederholt beobachtet worden ist: Seit<br />
Spätherbst 2000 ist im Landesarchiv <strong>Nordrhein</strong>-Westfalen<br />
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold der<br />
Bestand „Oberlandesgericht (Appellationsgericht) Paderborn“<br />
(Bestandssignatur M 8) mit knapp <strong>11</strong>00 Archivbänden<br />
in rund 200 Kartons und einer Laufzeit<br />
von 1780 bis 1879 für die Benutzung gesperrt, unmittelbar<br />
nachdem bei Aushebungen an verschiedenen<br />
Archivalien starker Schimmelbewuchs festgestellt<br />
wurde. 2 Um dies zu erklären, muss man sich die<br />
Geschichte des Archivbestandes 3 vor Augen führen<br />
und mit dem 2000 ermittelten Schadensbild 4 in Verbindung<br />
setzen (Tabelle 1).<br />
Der Bestand umfasst – abgesehen von weiteren<br />
Überlieferungssplittern – im Wesentlichen zwei größere<br />
Zugänge. Ein Teil war vor Beginn des Zweiten<br />
Weltkriegs an das damals zuständige Staatsarchiv<br />
Münster abgegeben worden und gelangte von dort<br />
Signaturen Kartons Schadensklasse* Zugang Aktentyp<br />
1–671 1–98 v. a.<br />
2 und 3<br />
aus Zugang 80/1965<br />
Testamente<br />
672–927 99–169 0 Abgabe aus Staatsarchiv Münster 1963 General-, Verwaltungs-, Prozessakten<br />
928–1069 169–194 v. a.<br />
2 und 3<br />
aus Zugang 80/1965<br />
v. a. Personalakten, Grundakten, Vormundschaftsakten,<br />
Nachlasssachen<br />
* Schadensklasse 0 = keine sichtbare Kontaminierung; 1 = leichter Pilzbefall, ohne Substanzverlust; 2 = mittelstarker Befall mit Substanzverlust an den Rändern<br />
und abgebauten Papierbereichen; 3 = starker Befall mit großen Fehlstellen im Papier, abgebautes und verblocktes Papier.<br />
Tabelle 1: Verteilung des Schadensbilds im Bestand M 8<br />
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