11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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Restaurierungs- und Konservierungskonzept<br />
für den Glasplatten-Negativbestand<br />
Kleu des Stadtarchivs Neuss<br />
von Nadine Thiel<br />
Der Bestand Kleu des Stadtarchivs Neuss stellt mit seinen<br />
etwa 30.000 Gelatinetrockenplatten ein wichtiges<br />
Zeugnis Neusser Stadtgeschichte dar. Aufgrund eines<br />
Verarbeitungsfehlers sowie früherer Lagerung weisen<br />
die Negative mechanische und chemische Schäden<br />
auf. Zur Erarbeitung eines für den Gesamtbestand<br />
übertragbaren Restaurierungs- und Konservierungskonzeptes<br />
wurden mit Hilfe naturwissenschaftlicher<br />
Analysemethoden die Ursachen der im Bestand vorkommenden<br />
Schadensbilder genauer bestimmt. Auf<br />
der Grundlage experimenteller Untersuchungen bezüglich<br />
verschiedener Restauriermethoden konnten<br />
schließlich konkrete Vorschläge zur Restaurierung und<br />
Konservierung der Glasnegative formuliert werden.<br />
Das Fotoarchiv Kleu befand sich jahrzehntelang auf<br />
dem Dachboden des Ateliers. Dort lagerten die Negative<br />
in den Originalkartons der Hersteller von Gelatinetrockenplatten<br />
in Regalen übereinander gestapelt.<br />
In diesen Kartons befanden sich je zwölf Negative im<br />
direkten Kontakt, teilweise zusätzlich in Pergaminhüllen<br />
oder Papierumschlägen.<br />
Abb. 1: Die jahrzehntelange unsachgemäße Lagerung der Glasnegative<br />
in den Regalen auf dem Dachboden des Photoateliers.<br />
Die Negative lagerten übereinander gestapelt in den Originalkartons<br />
der Hersteller von Gelatinetrockenplatten<br />
Objekt- und Zustandsbeschreibung<br />
Um die Gelatinetrockenplatten des Stadtarchivs Neuss<br />
entsprechend ihrer besonderen Eigenschaften behandeln<br />
und anschließend aufbewahren zu können, waren<br />
Untersuchungen der Herstellungstechniken und<br />
-materialien notwendig. Aufgrund der großen Menge<br />
an zu untersuchendem Material konnte die Objekt-<br />
und Zustandserfassung nur stichprobenartig<br />
erfolgen.<br />
Zwei Drittel des untersuchten Bestandes ist rückseitig<br />
mit einem Naturharzfi rnis versehen. Nahezu<br />
95 % zeigen Retuschearbeiten sowohl auf der Emulsionsseite<br />
als auch auf dem rückseitigen Firnis. Der<br />
rückseitige Firnis fungiert hier als Filter zur Weichzeichnung<br />
des späteren Positivs.<br />
Aufgrund der stichprobenartigen Erfassung konnte<br />
festgestellt werden, dass der Bestand sich insgesamt<br />
in einem relativ guten Zustand befi ndet. Die Negative<br />
weisen zu 80 % leichte oberfl ächliche Verschmutzung<br />
und zu 20 % starke bis sehr starke Verschmutzung<br />
auf. Ebenfalls 80 % des untersuchten Bestandes<br />
Abb. 2: Originalkarton des Gelatinetrockenplatten Herstellers<br />
Kranseder & Co. aus dem Jahr 1921<br />
zeigen Silberspiegel im Randbereich. Nur etwa 4 %<br />
sind ganzfl ächig durch den Silberspiegel beeinträchtigt.<br />
Ein weiteres Schadensbild stellt eine grau-rötliche<br />
Verfärbung in den helleren Bereichen der Emulsionsschicht<br />
dar. Mechanische Beschädigungen wie Glasbruch<br />
und Oberfl ächenabrasion ließen sich nur bei 2–<br />
10 % der untersuchten Fotoplatten feststellen.<br />
papierrestauratoren - endfassung77 77 31.01.2008 14:04:24