11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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Schimmelpilze auf Fotografien –<br />
Siedlungsbedingungen und<br />
spezielle Behandlungsmöglichkeiten<br />
von Bert Ja ek<br />
Wohlbekannt ist die Tatsache, dass Bücher und Archivalien<br />
aus Papier, Leder, Pergament und sonstigen<br />
Materialien von Schimmelpilzen besiedelt werden<br />
können. Aber auch bei Fotografi en werden im Grunde<br />
genommen alle vorkommenden Materialien als Siedlungsgrundlage<br />
verwendet.<br />
Einführend werden die Siedlungsbedingungen von<br />
Schimmelpilzen vorgestellt, da aus deren Verständnis<br />
sich die teilweise recht einfachen Behandlungsmöglichkeiten<br />
ableiten lassen.<br />
Allgemeines über Schimmelpilze<br />
Klassifizierung<br />
Als Mikroorganismen werden Bakterien, Schimmelpilze,<br />
Hefen, niedere Algen und Viren bezeichnet. Eine<br />
systematische Einteilung ist sehr schwierig. In vielen<br />
Fällen lassen sich die Mikroorganismen nicht genau<br />
klassifi zieren, da es oftmals Übereinstimmungen in<br />
Bezug auf Morphologie, Fortpfl anzung, Physiologie<br />
und die Entwicklung gibt, die eine klare Abgrenzung<br />
zu anderen Arten erschweren. So wird man oft eine<br />
Einteilung nach dem Ziel des Verfassers bzw. der Betrachtungsrichtung<br />
fi nden. Für Mikroorganismen sind<br />
auch Bezeichnungen wie Mikroben, Kleinlebewesen<br />
oder Protisten zu fi nden. 1 Sie alle benennen vorwiegend<br />
einzellige niedere Organismen, von denen hier<br />
die Schimmelpilze ausführlich vorgestellt werden.<br />
Unter dem Begriff „Schimmelpilze“ wird eine heterogen<br />
zusammengesetzte Gruppe von mycelbildenden<br />
Kleinpilzen zusammengefasst. Sie sind höhere<br />
Protisten und bilden eine Form der Eukaryoten (Organismen,<br />
die eine Membran um den Zellkern haben)<br />
und sind morphologisch weitaus differenzierter<br />
als Bakterien. Sie gehören in die botanische Gruppe<br />
der Thallophyten (Lagerpfl anzen), die einen Vegetationskörper<br />
haben, der nicht in Wurzel und Spross (mit<br />
Stamm und Blatt) gegliedert ist. 2<br />
Allgemein bezieht sich das Hauptaugenmerk auf<br />
diese Gruppe der Mikroorganismen, da sie eine weitverbreitete<br />
und verheerend wirkende Schadensquelle<br />
ist. Taxonomisch wurden nahezu 100.000 Arten beschrieben,<br />
aber geschätzt wird eine Vielfalt von ca.<br />
250.000 Arten. Davon wissen ca. 200 Arten auch Bibliotheks-,<br />
Archiv- und Museumsgut zu schätzen. 3<br />
Durch den meist niedrigen Anspruch bezüglich der<br />
Lebensbedingungen, eine weitreichende Nahrungsmittelsauswahl<br />
und eine enorme Vermehrungsfähigkeit<br />
ist das Gefahrenpotential von Schimmelpilzen<br />
für einen solchen Bestand und deren Benutzer sehr<br />
groß.<br />
Morphologie<br />
Die mikroskopische Betrachtung (ab 10-facher Vergrößerung;<br />
bei 30-fach recht deutlich) des gesamten<br />
Thallus’ (Vegetationskörper) lässt das aus Hyphen<br />
bestehende Fadenmycel erkennen. Als Hyphen werden<br />
die hintereinanderliegenden, auch verzweigt angeordneten<br />
schlauchförmigen Zellen bezeichnet. Sie<br />
sind für die Versorgung und Fortpfl anzung verantwortlich.<br />
Das Fadenmycel wird unterteilt in das vegetative<br />
Mycel (auf dem Substrat aufl iegend bzw. in<br />
das Substrat hinein gewachsen, auch Substratmycel)<br />
und das Luftmycel, welches meist die Fruchtorgane<br />
trägt (dann auch Reproduktionsmycel genannt). Beide<br />
Mycele verhalten sich physiologisch unterschiedlich.<br />
Weiterhin sind in der Literatur die Begriffe Pseudomycel<br />
(Pseudohyphen) und Hyphenmycel anzutreffen,<br />
die allerdings nur besondere Formen des Hyphenwachstums<br />
beschreiben. 4<br />
Der zusammenhängende Kulturverband eines Pilzstammes<br />
wird Kolonie genannt. Koloniebildende Pilze<br />
weisen meist eine verschiedenfarbig wollige, samtige<br />
oder mehlige Oberfl äche auf. Die Kolonien bilden verschiedene<br />
Wachstumsformen aus. Bei zeitgleichem<br />
Befall treten die verschiedenen Pilzarten oft in Konkurrenz,<br />
so dass scharf abgegrenzte Kolonieränder<br />
entstehen. Die in der Literatur abgebildeten Kolonieformen<br />
stellen gezüchtete Schimmelpilzkolonien dar<br />
und sind so auf unseren Objekten selten zu fi nden.<br />
Fortpflanzung<br />
Schimmelpilze pfl anzen sich geschlechtlich als auch<br />
ungeschlechtlich fort. Selbst innerhalb einer Art können<br />
während der unterschiedlichen Entwicklungsstadien<br />
verschiedene Fruktuationsformen (autogene,<br />
endogene und exogene Möglichkeiten der Fortpfl anzung)<br />
zeitgleich vorliegen.<br />
papierrestauratoren - endfassung83 83 31.01.2008 14:04:30