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11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...

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83<br />

Schimmelpilze auf Fotografien –<br />

Siedlungsbedingungen und<br />

spezielle Behandlungsmöglichkeiten<br />

von Bert Ja ek<br />

Wohlbekannt ist die Tatsache, dass Bücher und Archivalien<br />

aus Papier, Leder, Pergament und sonstigen<br />

Materialien von Schimmelpilzen besiedelt werden<br />

können. Aber auch bei Fotografi en werden im Grunde<br />

genommen alle vorkommenden Materialien als Siedlungsgrundlage<br />

verwendet.<br />

Einführend werden die Siedlungsbedingungen von<br />

Schimmelpilzen vorgestellt, da aus deren Verständnis<br />

sich die teilweise recht einfachen Behandlungsmöglichkeiten<br />

ableiten lassen.<br />

Allgemeines über Schimmelpilze<br />

Klassifizierung<br />

Als Mikroorganismen werden Bakterien, Schimmelpilze,<br />

Hefen, niedere Algen und Viren bezeichnet. Eine<br />

systematische Einteilung ist sehr schwierig. In vielen<br />

Fällen lassen sich die Mikroorganismen nicht genau<br />

klassifi zieren, da es oftmals Übereinstimmungen in<br />

Bezug auf Morphologie, Fortpfl anzung, Physiologie<br />

und die Entwicklung gibt, die eine klare Abgrenzung<br />

zu anderen Arten erschweren. So wird man oft eine<br />

Einteilung nach dem Ziel des Verfassers bzw. der Betrachtungsrichtung<br />

fi nden. Für Mikroorganismen sind<br />

auch Bezeichnungen wie Mikroben, Kleinlebewesen<br />

oder Protisten zu fi nden. 1 Sie alle benennen vorwiegend<br />

einzellige niedere Organismen, von denen hier<br />

die Schimmelpilze ausführlich vorgestellt werden.<br />

Unter dem Begriff „Schimmelpilze“ wird eine heterogen<br />

zusammengesetzte Gruppe von mycelbildenden<br />

Kleinpilzen zusammengefasst. Sie sind höhere<br />

Protisten und bilden eine Form der Eukaryoten (Organismen,<br />

die eine Membran um den Zellkern haben)<br />

und sind morphologisch weitaus differenzierter<br />

als Bakterien. Sie gehören in die botanische Gruppe<br />

der Thallophyten (Lagerpfl anzen), die einen Vegetationskörper<br />

haben, der nicht in Wurzel und Spross (mit<br />

Stamm und Blatt) gegliedert ist. 2<br />

Allgemein bezieht sich das Hauptaugenmerk auf<br />

diese Gruppe der Mikroorganismen, da sie eine weitverbreitete<br />

und verheerend wirkende Schadensquelle<br />

ist. Taxonomisch wurden nahezu 100.000 Arten beschrieben,<br />

aber geschätzt wird eine Vielfalt von ca.<br />

250.000 Arten. Davon wissen ca. 200 Arten auch Bibliotheks-,<br />

Archiv- und Museumsgut zu schätzen. 3<br />

Durch den meist niedrigen Anspruch bezüglich der<br />

Lebensbedingungen, eine weitreichende Nahrungsmittelsauswahl<br />

und eine enorme Vermehrungsfähigkeit<br />

ist das Gefahrenpotential von Schimmelpilzen<br />

für einen solchen Bestand und deren Benutzer sehr<br />

groß.<br />

Morphologie<br />

Die mikroskopische Betrachtung (ab 10-facher Vergrößerung;<br />

bei 30-fach recht deutlich) des gesamten<br />

Thallus’ (Vegetationskörper) lässt das aus Hyphen<br />

bestehende Fadenmycel erkennen. Als Hyphen werden<br />

die hintereinanderliegenden, auch verzweigt angeordneten<br />

schlauchförmigen Zellen bezeichnet. Sie<br />

sind für die Versorgung und Fortpfl anzung verantwortlich.<br />

Das Fadenmycel wird unterteilt in das vegetative<br />

Mycel (auf dem Substrat aufl iegend bzw. in<br />

das Substrat hinein gewachsen, auch Substratmycel)<br />

und das Luftmycel, welches meist die Fruchtorgane<br />

trägt (dann auch Reproduktionsmycel genannt). Beide<br />

Mycele verhalten sich physiologisch unterschiedlich.<br />

Weiterhin sind in der Literatur die Begriffe Pseudomycel<br />

(Pseudohyphen) und Hyphenmycel anzutreffen,<br />

die allerdings nur besondere Formen des Hyphenwachstums<br />

beschreiben. 4<br />

Der zusammenhängende Kulturverband eines Pilzstammes<br />

wird Kolonie genannt. Koloniebildende Pilze<br />

weisen meist eine verschiedenfarbig wollige, samtige<br />

oder mehlige Oberfl äche auf. Die Kolonien bilden verschiedene<br />

Wachstumsformen aus. Bei zeitgleichem<br />

Befall treten die verschiedenen Pilzarten oft in Konkurrenz,<br />

so dass scharf abgegrenzte Kolonieränder<br />

entstehen. Die in der Literatur abgebildeten Kolonieformen<br />

stellen gezüchtete Schimmelpilzkolonien dar<br />

und sind so auf unseren Objekten selten zu fi nden.<br />

Fortpflanzung<br />

Schimmelpilze pfl anzen sich geschlechtlich als auch<br />

ungeschlechtlich fort. Selbst innerhalb einer Art können<br />

während der unterschiedlichen Entwicklungsstadien<br />

verschiedene Fruktuationsformen (autogene,<br />

endogene und exogene Möglichkeiten der Fortpfl anzung)<br />

zeitgleich vorliegen.<br />

papierrestauratoren - endfassung83 83 31.01.2008 14:04:30

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