11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-WestfÃ¤lischer ...

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136 Behandlung schimmelpilzkontaminierter Bestände in der Firma Schempp Deshalb muss von Fall zu Fall eine konkrete Empfehlung gegeben werden, welches Verfahren zur Anwendung kommt – oder ob möglicherweise auch nur eine Trockenreinigung ausreichend ist. Die Begasung erfolgt im Vakuum mit Ethylenoxyd und ist für die Objekte vollkommen ungefährlich. Speziell für die Anwendung bei Archivdokumenten wird bei einer Temperatur von max. 35°C gearbeitet, damit wärmeempfi ndliche Materialien (z. B. Siegel) nicht beschädigt werden. Das Gas wird nach Abschluss der eigentlichen Sterilisation durch eine mehrwöchige Desorption restlos und vollkommen sicher aus den Objekten entfernt. Auf Wunsch kann durch ein unabhängiges Labor ein Gutachten über den Restgasgehalt erstellt werden. Dieser Restgasgehalt soll unter 1 ppm (= mg/kg) liegen. In der Regel haben die Akten einen Restgasgehalt unterhalb der Nachweisgrenze (0,3 ppm). Deshalb sind nach der Behandlung keinerlei Vorsichtsmaßnahmen wegen evtl. verbliebenen Restgases notwendig. Da wir die Nachteile der Bestrahlung kennen, zugleich aber die Vorbehalte einiger unserer Kunden gegen die Begasung respektieren, bieten wir beide Sterilisierungsmethoden an. Um niemanden bei seiner Entscheidung durch den Preis zu beeinfl ussen, bieten wir beide Leistungen zum gleichen Preis an. Natürlich ist auch die Sterilisierung mit Gammastrahlen möglich, wenn dies gewünscht wird. Handelt es sich um befristet aufzubewahrendes Schriftgut, können die Schädigung der Papierfaser und die dadurch beschleunigte Alterung des Papiers von vornherein vernachlässigt werden. Der Erfolg der Sterilisierung kann auf Wunsch durch ein unabhängiges Labor bestätigt werden, dabei werden Briefchen mit aktiven Schimmelsporen beim Sterilisierungsvorgang beigelegt und später auf Vitalität überprüft. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse haben gezeigt, dass die Sterilisierung die Schimmelpilzsporen immer erfolgreich abgetötet hat. Diese toten Schimmelpilzsporen können aber immer noch allergen wirken bzw. sind teilweise sogar hochtoxisch. Deshalb gehört zur Behandlung von Schimmelpilzbefall unbedingt die abschließende Reinigung unter der Reinluftwerkbank (eine Vorrichtung, in der der abgekehrte Staub sofort abgesaugt und durch mehrere Filterschichten geleitet wird). Ablauf einer Schimmelbehandlung Die Schimmelbehandlung von Archiv- und Bibliotheksgut ist als mehrstufi ger Prozess organisiert, während jeder Bearbeitungsstufe sind verschiedene Arbeiten auszuführen. Wie die Abwicklung eines solchen Vorhabens tatsächlich gestaltet wird, hängt jeweils von den konkreten Bedingungen ab. Vorbereitung/Angebotserstellung: • Begutachtung des Schadensbildes vor Ort und Unterbreitung von Behandlungsvorschlägen • Prüfung, ob der Schimmelpilz noch aktiv ist, welche Schimmelpilzarten vorliegen und welche Gesundheitsgefahren davon ausgehen (teilweise durch externen Gutachter) • Erstellen eines Behandlungskonzeptes mit Kostenvoranschlag Abholung: • Ausheben der Objekte • Verpacken der Objekte in spezielle Kartons und evtl. Beigabe von Testsporen • Transport im Gebäude (des Auftragsgebers) und Verzurren auf Paletten Behandlung: • Sterilisierung mit der gewählten Methode (in der Regel wenn aktiver Schimmelbefall vorliegt) • Externes Labor prüft Restgehalt an Ethylenoxyd (nur bei EO-Begasung) Freigabe erst wenn < 1 ppm • Externes Labor prüft an Hand der Testsporen, ob die Sterilisierung erfolgreich war • Entfernen der Schimmelsporen unter der Reinluftwerkbank Jetzt können evtl. beauftragte Zusatzarbeiten wie: • Umbetten in archivtaugliche Kartonagen • Metallteile entfernen • entsäuern • Rissschließung • Digitalisierung und/oder Verfi lmung ausgeführt werden Rücklieferung: • Verpacken der Objekte in Transportkartons • Verzurren auf Palette • Rücktransport zum Kunden • Transport im Gebäude (des Kunden) • Zurückstellen der Objekte in die Regale in der ursprünglichen Reihenfolge • Übergabe externer Prüfberichte und Rechnungsstellung Die gesamte Behandlung dauert je nach Menge und nach dem gewählten Sterilisierungsverfahren 6 bis 12 Wochen. Hinzu kommt noch der Zeitraum für An- und Abtransport. Zusammenfassend ist hervorzuheben, dass die mit dem Schimmelpilzbefall verbundenen Probleme (Gefahr für die Gesundheit, Verschleppungsgefahr) so gravierend sind, dass die Bekämpfung unbedingten Vorrang vor allen anderen konservatorischen bzw. restauratorischen Maßnahmen haben muss. Nur Sofort- papierrestauratoren - endfassung136 136 31.01.2008 14:04:56
Norbert Schempp 137 maßnahmen bei Wasserschäden stehen in der Dringlichkeit noch darüber. Ausblick Mit den vorgestellten Behandlungsmöglichkeiten können auch große Mengen von verschimmeltem Archivund Bibliotheksgut objektschonend, bestandserhaltend und für die Gesundheit der Kontaktpersonen hilfreich behandelt werden. Die teilweise festzustellende Unsicherheit bezüglich Nebenwirkungen der Sterilisierungsmethoden beruht auf Halbwissen und Vorurteilen. Um hier endlich Klarheit zu schaffen, ist eine Untersuchung beider Sterilisierungsmethoden notwendig. Darüber hinaus sollten neue Methoden, wie z. B. die Sterilisation im Vakuum, erst noch ihre Zuverlässigkeit unter Beweis stellen. papierrestauratoren - endfassung137 137 31.01.2008 14:04:56
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