11 / 2007 - Arbeitskreis Nordrhein-Westfälischer ...
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128 Forschungsstand zum Einsatz von Imidazol-/Azolderivaten bei der Schimmelpilzbekämpfung<br />
strahlausdrucke, ältere Kopier- und Hektographentinten<br />
mit anionischen und kationischen Farbstoffen<br />
in alkoholischen (und wässrigen) Lösungen. 13 Im Hinblick<br />
auf Archivgut seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert<br />
stößt ein Ethanol-Tauchbad an seine Grenzen,<br />
zumal die ursprünglich aus der Textilindustrie<br />
stammende und für den Einsatz zur wässrigen Papierentsäuerung<br />
nach dem Bückeburger Verfahren<br />
weiterentwickelte Fixierung ionischer Farbstoffe mit<br />
einer Polymersalzsuspension aus Mesitol NBS 14 und<br />
Rewin EL 15 in alkoholischen Lösungen nicht möglich<br />
ist, da in polaren organischen Lösungsmittel der Farbstoff-Fixiermittel-Komplex<br />
weitaus instabiler ist als in<br />
wässrigem Medium. 16<br />
Für Schriftgut bzw. Druckwerke, die nur einzelne<br />
Stellen aufweisen, an denen Schreibstoffe bei einer<br />
Behandlung in alkoholischer Lösung geschützt werden<br />
müssen, z. B. Stempel in Büchern oder einzelne<br />
An- und Unterstreichungen mit Farbstiften in Texten,<br />
bietet sich möglicherweise die punktuelle Verwendung<br />
des in niederen Alkoholen wie Ethanol unlöslichen<br />
Cyclododecan an, das nach der Nassbehandlung<br />
rückstandslos sublimiert. Sofern die mit diesem Verfahren<br />
zu schützenden Bereiche selbst vom Schimmel<br />
befallen sind, bleibt zu prüfen, ob die Temperatur beim<br />
Auftrag einer Cyclododecanschmelze (> 58/61 °C) bereits<br />
ausreicht, darunter befi ndliche aktive Schimmelpilze/-sporen<br />
verlässlich abzutöten. Die Anwendung<br />
von Cyclododecan zur Schreib- bzw. Farbstofffi xierung<br />
scheidet aus, sofern größere Teile des Schriftguts<br />
geschützt werden müssen. 17<br />
Um eingeführte Verfahren der Farb-/Schreibstofffi<br />
xierung anwenden zu können und die anderen<br />
Nachteile aus dem Einsatz von Ethanol auszuschließen,<br />
ist grundsätzlich ein wässriges Behandlungsbad<br />
zu bevorzugen. Clotrimazol und die allermeisten<br />
Antimykotika des Imidazol-/Azoltyps sind zwar in<br />
niederen Alkoholen (Methanol, Ethanol), Dichlormethan<br />
und einigen unpolaren Lösungsmitteln wie Aceton<br />
und Chloroform gut löslich, in Wasser aber so<br />
gut wie unlöslich. Ein Forschungsprojekt des Landesarchivs<br />
<strong>Nordrhein</strong>-Westfalen (Technisches Zentrum in<br />
Verbindung mit dem Staats- und Personenstandsarchiv<br />
Detmold) befasst sich seit einigen Monaten mit<br />
der Entwicklung einer Behandlungsmethode bei der<br />
Imidazol- bzw. Azol antimykotika unter Einsatz von Lösungsvermittlern<br />
in Wasser gelöst bzw. als wässrige<br />
Dispersionen/Suspensionen wirksam eingesetzt werden<br />
können. 18<br />
gig, mit denen Änderungen der biologischen Aktivität<br />
des Wirkstoffes einhergehen können.<br />
Zunächst wäre an die Überführung des Wirkstoffs<br />
in eine wasserlösliche Molekülform, z. B. in das Hydrochlorid<br />
oder Natriumdihydrogenphosphat zu denken.<br />
Auffallend ist, dass sich in der Literatur kein Hinweis<br />
auf Einsatz, Eigenschaften und Wirkung solcher strukturell<br />
veränderter Clotrimazol-Moleküle fi nden, während<br />
mit intensiven Forschungsprojekten aufwendige<br />
Methoden geprüft werden, Imidazol- bzw. Azolantimykotika<br />
wasserlöslich zu machen. Insofern ist dieser<br />
Ansatz, der wegen des apparativen Aufwands für die<br />
Herstellung der Molekülvarianten im Rahmen dieser<br />
Studie zunächst nicht weiter verfolgt wird, vermutlich<br />
auch wenig erfolgversprechend.<br />
Grundsätzlich in Betracht zu ziehen wäre auch<br />
die Zugabe hydrotroper Cosolventien wie z. B. Polyethylenglykole<br />
(PEG = Macrogole). 19 Ein Vortest mit<br />
Macrogol 400 ergab bei der Zugabe von Wasser unter<br />
Erwärmung (PEG sind hygroskopisch) eine Ausfl<br />
ockung des Clotrimazols, sodass sich keine Lösung<br />
oder Dispersion/Suspension bildete.<br />
Versuchsreihe zum Einsatz von Tensiden<br />
(2006)<br />
Um die Möglichkeiten des Einsatzes von Tensiden (Solubilisierung<br />
/ mizellare Lösungsvermittlung) zu testen,<br />
wurde die farblose, klare, viskose Flüssigkeit Polysorbat<br />
20 / Tween®20 herangezogen 20 : Dabei wurden<br />
in einer ersten Testreihe Clotrimazol und Polysorbat<br />
20 / Tween® 20 im Massenverhältnis 1:2 zunächst<br />
zu einer viskosen, milchig weißen Masse (Salbenkonsistenz)<br />
verrührt und anschließend (demineralisiertes)<br />
Wasser zugegeben. Z. B. zur Herstellung der<br />
1 %-igen Lösung wurden 1 g Clotrimazol, 2 g Polysorbat<br />
20 / Tween®20 und 97 g demineralisiertes Wasser<br />
verarbeitet. Nach kräftigem Rühren bildet sich eine<br />
milchig trübe, dünnfl üssige Suspension, in welcher<br />
der Wirkstoff in Schwebe gehalten wird. Um – gerade<br />
bei höheren Konzentrationen – das allmähliche Ausfällen<br />
des Clotrimazols zu unterbinden, muss die Lösung<br />
durch Rühren in Bewegung gehalten werden.<br />
Der pH-Wert der Emulsion liegt bei pH 6–7 (Lakmustest).<br />
Beim Einwirken der Emulsion auf Testpapiere<br />
bewirkt das Tensid Polysorbat 20 / Tween®20 die rasche<br />
und gleichmäßige Durchdringung des Papiers<br />
mit der Lösung und damit dem Wirkstoff (Clotrimazol),<br />
wie dies etwa auch bei der Beschichtung fotografi<br />
scher Papiere mithilfe von Polysorbat 20 / Tween®20<br />
genutzt wird. 21 Auf Grund der Löslichkeit von Polysorbat<br />
20 / Tween®20 in Wasser kann nach Ablauf<br />
der Einwirkzeit des Clotrimazols das Tensid mit einem<br />
Überschuss an Wasser aus dem Papier gewaschen<br />
werden (zweites bzw. Saugtisch).<br />
In der Versuchsreihe wurden Testpapiere (1 x 1 cm)<br />
zunächst mit jeweils einem von vier Testpilzstämmen<br />
Überführung von Imidazol-/Azolantimykotika<br />
in eine wasserlösliche Form<br />
Um einen (nahezu) wasserunlöslichen Wirkstoff wie<br />
Clotrimazol in wässrige Lösung zu bringen bzw. wässrige<br />
Dispersionen/Suspensionen herzustellen, sind<br />
grundsätzlich verschiedene Vorgehensweisen gän-<br />
papierrestauratoren - endfassung128 128 31.01.2008 14:04:54