Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
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Schwerpun~t<br />
an<strong>der</strong>en Klima geschieht als vor Jahrzehnten,<br />
so bleibt festzustellen, daß<br />
zur sachlichen Aufarbeitung von Vorurteilen<br />
und <strong>der</strong> Schuldgeschichte kaum<br />
ein Beitrag geleistet wurde.<br />
Auch wenn die gesellschaftliche<br />
Entwicklung zur Individualisierung und<br />
zur Differenzierung für homosexuelle.<br />
Menschen manche Verän<strong>der</strong>ung mit '<br />
sich gebracht hat, kann von einer<br />
gesellschaftlichen Anerkennung o<strong>der</strong><br />
einer gesellschaftlichen Aufarbeitung<br />
einer unheilvollen Geschichte nicht<br />
gesprochen werden.'<br />
2. Humanwissenschaftliehe<br />
Aspekte<br />
2.1 Vorbemerkungen<br />
Männer schreiben über bzw. definieren<br />
weibliche Sexualität; Nichtbehin<strong>der</strong>te<br />
schreiben über Behin<strong>der</strong>te; Heterosexuelle<br />
schreiben über Homosexuelle<br />
und Homosexualität. Unter dem Deckmantel<br />
<strong>der</strong> Wissenschaft scheint das<br />
erlaubt. Denn von ihrem Anspruch her<br />
hat Wissenschaft "objektiv" zu sein; .<br />
d. h. sie soll unabhängig vom jeweiligen<br />
Forscher/Betrachter sein. - Demgegenüber<br />
muß jedoch <strong>der</strong> Wissenschaftler<br />
selbst mit seiner sexuellen<br />
Orientierung, seinen Gefühlen, seinen<br />
Vor-Einstellungen, seinen Vor-Urteilen<br />
und seinen (geheimen) Interessen zum<br />
Gegenstand <strong>der</strong> (Selbst-)Reflexion erhoben<br />
werden. An<strong>der</strong>s ausgedrückt:<br />
Das Maß an persönlicher Betroffenheit<br />
ist zu bedenken und in den Dialog hineinzunehmen.<br />
2.2 Entstehungstheorien zur<br />
Homosexualität - ein Oberblick<br />
Die Entwicklung <strong>der</strong> (f-lomo-)Sexualität<br />
in <strong>der</strong> Lebensgeschichte eines Menschen<br />
stellt die Frage nach ihrer Steuerung.<br />
Ist diese Entwicklung nahezu<br />
ausschließlich anlagebedingt, d. h. <strong>der</strong><br />
menschlichen Natur inhärent, o<strong>der</strong> ist<br />
sie umwelt- und lernbedingt, d. h.<br />
durch Erziehung und Sozialisation hervorgerufen<br />
Deterministische Theorien (Biologisch<br />
orientierte Theorien) gehen davon aus,<br />
daß die Entwicklung von mächtigen<br />
inneren Faktoren bestimmt wird. Eine<br />
Interaktion mit <strong>der</strong> Umwelt und <strong>der</strong>en<br />
Einfluß auf den Entwicklungsverlauf<br />
wird zwar nicht völlig verneint, aber<br />
ihre Rolle ist beschränkt, so daß sie das<br />
En<strong>der</strong>gebnis niemals entscheidend beeinflußt.<br />
Umweltorientierte Theorien (Psychosozial<br />
orientierte Theorien) vernachlässigen<br />
den Beitrag <strong>der</strong> Vererbung und <strong>der</strong><br />
aus dem Individuum selbst kommenden<br />
Faktoren und betonen die vorherrschende<br />
Rolle <strong>der</strong> Umwelt für das Entwicklungsergebnis.<br />
Radikale Ansätze<br />
wie <strong>der</strong> Behaviorismus betonen die unbegrenzte<br />
Formbarkeit des Menschen.<br />
o. Biologisch orientierte Theorien<br />
Zweistufentheorie<br />
Sie wurde begründet von dem Juristen<br />
earl Heinrich Ulrichs in den sechziger<br />
Jahren des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts. Der·<br />
Homosexuelle ist demnach eine natürliche<br />
Geschlechtsvariante zwischen<br />
Männern und Frauen- ein drittes Geschlecht.<br />
Mit <strong>der</strong> Natürlichkeit begründet<br />
er die Sittlichkeit homosexuellen<br />
Verhaltens.<br />
Den Annahmen Ulrichs. folgt<br />
<strong>der</strong> Arzt und Sexualforscher Magnus<br />
Hirschfeld im ersten Drittel dieses<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts. Aus <strong>der</strong> angeborenen<br />
Beson<strong>der</strong>heit folgt, "daß niemandem<br />
eine sittliche Schuld an einer solchen<br />
Gefühlslage beizumessen ist". (Zitat<br />
aus <strong>der</strong> von Hirschfeld 1896/97 verfaßten<br />
Petition zur Än<strong>der</strong>ung des<br />
§ 175).<br />
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