Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
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<strong>Schwerpunkt</strong> <br />
liebte, mit 17 Jahren jedoch heiratete<br />
und Mutter wurde, beschreibt ihre<br />
Liebe zu einer Freundin: "Ich wußte<br />
nicht, dass leidenschaftliche Freundschaft<br />
so einschneidend in ein Leben<br />
eingreifen konnte." Von gelegentlichen<br />
Besuchen unterbrochen entwickelte<br />
sich ein reger Briefwechsel, <strong>der</strong> für die<br />
persönliche Entfaltung bei<strong>der</strong> von<br />
großer Bedeutung gewesen sein muß.<br />
M. F. ließ sich durch ihre Freundin mitreißen<br />
in eine Welt <strong>der</strong> Politik, Literatur,<br />
Kunst und Wissenschaft.<br />
M. F. beschreibt die Verän<strong>der</strong>ung, die<br />
eintrat, nachdem sie durch Zufall sexualwissenschaftliche<br />
Schriften in die<br />
Hand bekam, die von <strong>der</strong> Verwerflichkeit<br />
gleichgeschlechtlicher Frauenliebe<br />
handelten: "Ein wirres, verworrenes<br />
Bild war mir in die Seele geglitten,<br />
etwas von ,in Wahnsinn enden o<strong>der</strong><br />
von Selbstmord' hatte ich behalten. Ich<br />
, war damals 32 Jahre alt."<br />
Zutiefst verunsichert von den<br />
"wissenschaftlichen" Erken ntnissen<br />
über frauenliebende Frauen wurde sie<br />
ernsthaft krank.<br />
Verzweifelt kämpft sie mit sich.<br />
Stimmt das, was sie fühlt, o<strong>der</strong><br />
das, was in den Schriften steht Sie<br />
schreibt: "Sterben schien mir nach <strong>der</strong><br />
Enthüllung das letzte Glück, die einzige<br />
Lösung."<br />
M. F. wollte sich von Ihrer Freundin<br />
trennen, um <strong>der</strong> Verunsicherung ein<br />
Ende zu setzen. Ihre Freundin jedoch<br />
wehrte sich dagegen und hielt an <strong>der</strong><br />
Beziehung fest. Nach und nach fand<br />
M. F. wie<strong>der</strong> Boden unter den Füßen.<br />
Sie schreibt: "Wie ein dunkler Traum<br />
entschwand das Buch."<br />
M. F.s Artikel ist ein historisches Dokument,<br />
das innerpsychische Prozesse<br />
sichtbar macht, die dazu führten, daß<br />
die sexualwissenschaftlichen Theorien<br />
über krankhaft veranlagte Konträrsexuelle<br />
und Mannweiber von frauenliebenden<br />
Frauen <strong>der</strong> damaligen Zeit<br />
akzeptiert wurden: Gerade weil sie ihre<br />
Liebe zu Frauen als beglückend, rein<br />
und wertvoll erlebten. bezogen sie<br />
die "wissenschaftlichen" Erkenntnisse<br />
nicht auf sich. Tragischerweise wurde<br />
durch diese Form <strong>der</strong> Abgrenzung<br />
die Gültigkeit <strong>der</strong> neuen Theorien<br />
nicht in Frage gestellt, son<strong>der</strong>n indirekt<br />
bestätigt: Weiterhin konnte die<br />
Vorstellung männlich fühlen<strong>der</strong>, abnorm<br />
veranlagter Mannweiber als Abschreckung<br />
dienen.<br />
Selbstbiographie einer KontriJrsexuellen,<br />
von E. Krause B<br />
E. Krause schlägt in ihrer Selbstbiographie<br />
einen an<strong>der</strong>en Ton an. Voll<br />
Selbstbewußtsein beginnt sie ihren<br />
Bericht: "Ich bin durchaus keine von<br />
denen, welche unglücklich über ihren<br />
Zustand das Köpfchen hängen lassen<br />
und jedem zurufen möchten: ,Ach, wir<br />
armen Ausnahmen! Verzeiht, dass wir<br />
auf <strong>der</strong> Welt sind!' Nein, ich bin stolz<br />
auf meine Ausnahmestellung. Ich werfe<br />
das Haupt in den Nacken, stampfe<br />
mit dem Fusse auf und spreche keck:<br />
,Siehe, das bin ich!'"<br />
Den Frauen, die Angst haben,<br />
offen mit ihrer Freundin zusammenzuleben.<br />
gibt sie ermutigende Worte mit<br />
auf den Weg: .. C...) es gehört Mut, viel<br />
Mut dazu. Habt denselben, meine Mitschwestern,<br />
zeigt, dass Ihr ebenso gut<br />
existenz- und liebeberechtigt seid, wie<br />
die ,normalfühlende' Welt! Trotzt <strong>der</strong>selben.<br />
und man wird Euch dulden,<br />
man wird Euch anerkennen. und man<br />
wird Euch sogar beneiden! C•••) Ich<br />
habe es erreicht. Weshalb sollte es<br />
Euch nicht allen, allen gelingen"<br />
Die unverheirateten Leseri nnen<br />
ihrer Schrift warnt sie vor dem Schritt<br />
zur Heirat: "Hütet Euch! Ich warne<br />
13 Krause, 19°1, S. 292-307<br />
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