Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend

Schwerpunkt
Homosexualität und Kirche
- Aufarbeitung einer
schuldbeladenen Geschichte
Dr. Martin Af{olderbach
solchen Konsultation sinnvoll dazu
ausgebreitet werden sollte.
Ich möchte mich zunächst recht herzlich
für Ihre Einladung zu dieser Fachtagung
bedanken. Da meine berufliche
Biografie zu einem wichtigen Teil mit
der aej verknüpft ist, freut es mich sehr,
daß ich bei einer aej-Tagung dabeisein
kann.
Wie schon in der Einladung zu dieser
Tagung dargestellt, basiert die Beschäftigung
mit dem Thema vornehmlich
auf einem Beschluß der aej-Mitgliederversammlung.
In dem Beschluß
heißt es unter anderem, daß "die aej
ihre Mitglieder auffordert, sich entschieden
gegen alle Formen der Diskriminierung
von Homosexuellen in der
Gesellschaft zu wenden". Die für meinen
Beitrag wichtige Formulierung ist
der Punkt c) der von der Mitgliederversammlung
beschlossenen Schwerpunkte,
nämlich die "Aufarbeitung der
schuldbeladenen Geschichte auch der
evangelischen Jugendarbeit in dieser
Frage".
Mit diesen Punkten werden ein paar
Ziele und Markierungen benannt, die
ich versucht habe in eine Sachfolge
zu bringen, um mit Ihnen zusammen
einen Zugang und Einstieg in diesen
Problem bereich zu wagen. Ich möchte
Sie deshalb zunächst an meinen Oberlegungen
teilhaben lassen, wie ich
mich diesem Thema nähern will und
was ich glaube, das zu Beginn einer
Der sehr wahrscheinlich schwierigste
Part liegt weniger in den Recherchen
zur Sachfrage begründet, sondern vermutlich
mehr in der Tatsache, daß
mit diesem Thema eine ganze Menge
von Affekten verbunden sind. Auf der
einen Seite wird oder wurde Homosexualität
tabuisiert. Als ein Teilaspekt
von Sexualität gehört HomosexuaUtät
zu den intimen und sehr verletzlichen
Bereichen des Menschen, die mit
besonderer Vorsicht und Sorgfalt zu
behandeln sind. Doch Schweigen oder
Tabuisierung verhindert - so zeigt
die Geschichte - die Entwicklung von
angemessenen Verhaltensmöglichkeiten
und stellt sowohl Unsicherheit
als auch latenten oder offene Unterdrückung
auf Dauer. Auf der anderen
Seite führte und führt Homosexualität
dort, wo sie thematisiert wird, oftmals
zu heftigen, hitzigen und kontroversen
Debatten.
Gerade in solch einem Terrain geht es
nicht nur darum, daß man die Sachzusammenhänge
schlüssig und einsichtig
darstellt, sondern auch darum,
die Affekte einigermaßen zu kennen
und zu kontrollieren. Dieses Kontrollieren
soll keineswegs in der Absicht geschehen,
die Brisanz zu leugnen und
die Emotionen schon von Anfang an zu
dämpfen, sondern soll die Chance erhalten,
daß Einsicht, Verstehen und
Lernschritte möglich sind, ohne daß
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