Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
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<strong>Schwerpunkt</strong><br />
möchte ich ein paar Sätze dazu sagen.<br />
Die vermeintlich eindeutigsten· alttestamentlichen<br />
Stellen zur Homosexualität<br />
sind Leviticus 18,22 und<br />
20,13: "Wenn jemand bei einem Manne<br />
liegt wie bei einer Frau, so haben sie<br />
getan, was ein Greuel ist, und sollen<br />
beide des Todes sterben; Blutschuld<br />
lastet auf ihnen." Die meisten Exegeten<br />
weisen darauf hin, daß diese Gesetzestexte<br />
im Kontext des Kultus zu ver·<br />
stehen und in Abgrenzung zur kanaanäischen<br />
Kultur und ihren Fruchtbarkeitsriten<br />
zu sehen sind. Ein Teil dieser<br />
Polemik bezieht sich sicherlich unmittelbar<br />
auf den Kultus, doch ist die alttestamentliche<br />
Position natürlich auch<br />
in theologischen Grundüberzeugungen,<br />
also dem Menschen- und Gottesbild<br />
und dem Verständnis von Körperlichkeit<br />
und Sexualität verankert. Exegetisch<br />
streitet man heute gerne darüber,<br />
ob dieses Verbot sich auf den<br />
Kultus allein bezog, also gewissermaßen<br />
eine Unterregel zum 1. Gebot darstellt,<br />
o<strong>der</strong> als allgemeine Verhaltensmaxime<br />
für den Alltag zu werten und in<br />
diesem Sinne auch noch heute für<br />
Christen verbindlich sei.<br />
Natürlich ist darüber hinaus die Frage<br />
von Bedeutung, ob die geschöpfliche<br />
Bestimmung des Menschen zur Frage<br />
<strong>der</strong> Homosexualität eine Aussage<br />
macht. In <strong>der</strong> Schöpfungsgeschichte ist<br />
die Erschaffung von Mann und Frau<br />
beschrieben (Genesis 1,27; Genesis<br />
2,22-25) und in <strong>der</strong> Priesterschrift <strong>der</strong><br />
Auftrag angefügt, fruchtbar zu sein und<br />
sich zu vermehren (Genesis 1,28). Ob<br />
sich daraus eine Position zur Frage <strong>der</strong><br />
Homosexualität ableiten läßt, ist mit<br />
Sicherheit nicht mit einem Satz zu beantworten.<br />
Nicht bestreiten läßt sich<br />
sicherlich, daß sich aus diesen Aussagen<br />
ein christliches Eheverständnis<br />
entwickelte, das in <strong>der</strong> Tat nicht ohne<br />
Auswirkungen auf das Verständnis von<br />
Homosexualität blieb.<br />
Ich kann die theologische Frage hier<br />
nur als Frage ansprechen. Kulturgeschichtlich<br />
gesehen ist die jüdische<br />
Einstellung zu Sexualität an<strong>der</strong>s und<br />
ethisch enger als die <strong>der</strong> meisten an<strong>der</strong>en<br />
frühorientalischen Hochkulturen,<br />
einschließlich des hellenistischen Kulturraumes;<br />
eine sehr unterschiedliche<br />
und zum Teil sehr liberale Einschätzung<br />
sexueller Verhaltensformen ist zu finden,<br />
wie auch rechtlich verbindliche<br />
Grenzziehungen. Kurz: Man kann mit<br />
Sicherheit nicht davon sprechen, daß<br />
eine bestimmte Haltung gegenüber<br />
Homosexualität, erst recht nicht <strong>der</strong>en<br />
Tabuisierung o<strong>der</strong> Verbot zum "natürlichen"<br />
Verhaltenskodex <strong>der</strong> menschlichen<br />
Kulturgeschichte als solcher gehört;<br />
die Aussagen <strong>der</strong> alttestamentlichen<br />
Theologie sind zumindest nicht<br />
unmittelbar eindeutig.<br />
Diese Belege im Neuen Testament sind<br />
nicht grundsätzlich an<strong>der</strong>s. Eine gewisse<br />
Toleranz gegenüber Homosexualität<br />
und Bisexualität im hellenistischen<br />
Kulturraum war vorhanden, obwohl<br />
Stoiker, Epikuräer und Kyniker <strong>der</strong>en<br />
Wi<strong>der</strong>natürlichkeit behaupteten. Bei<br />
Paulus finden sich ja bekanntlich ethi·<br />
sche Haustafeln, die sich an Vorlagen<br />
dieser Schulen anlehnen. Im Hinblick<br />
auf das Menschenbild findet sich bei<br />
Paulus die Erwähnung von "schändlichen<br />
Lüsten" bei seiner Darstellung<br />
<strong>der</strong> Gefallenheit <strong>der</strong> sündigen Welt und<br />
ihrer Erlösungsbedürftigkeit.<br />
Es ist sicherlich nicht zu bestreiten,<br />
daß das Alte wie das Neue Testament<br />
"prinzipiell heterosexuell-patriarchalisch<br />
ausgerichtet" sind (Punge, S. 24).<br />
Es ist aber teilweise heftig umstritten,<br />
ob die biblischen Aussagen in Richtung<br />
einer eindeutigen Verurteilung von Homosexualität<br />
zu verstehen sind, o<strong>der</strong><br />
(so z. B. Punge, S. 24) "zur Homosexualität,<br />
wie sie heute zur Debatte steht <br />
als personale Liebesbeziehung zweier<br />
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