Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend

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Schwerpunkt
sicherlich von allen Mängeln am relativ
leichtesten beheben. Ich mächte die
Frage, auf welche geschichtliche Epoche
und welche Verhaltensweise sich
Schuld bezieht, zunächst einmal offen
lassen auch mit der Absicht, mit einer
vorschnellen Fixierung auf die Untaten
des Nationalsozialismus die gräßeren
geschichtlichen Zusammenhänge aus
dem Auge zu verlieren.
Ich will wie folgt vorgehen:
In einem ersten Teil möchte ich einige
Stationen der historischen Entwicklung
des öffentlichen Umgangs und der Bewertung
von Homosexualität darstellen,
im wesentlichen eingegrenzt auf
unsere abendländische Tradition, also
den Kulturraum der christlich-jüdischen
Tradition, und im Hinblick auf die
letzten Jahrhunderte auf unsere deut·
sche Gesellschaft. Diese Linie scheint
mir notwendig, um die heutige Pro·
blemlage angemessen verstehen zu
können. In der abendländischen Geschichte
waren die theologischen Positionen,
die rechtlichen und strafrechtlichen
Codifizierungen und das Alltagsbewußtsein
der Menschen lange Zeit
sachlich sehr nahe oder sogar identisch.
Da sich an dieser Konstellation in
den letzten Jahrhunderten Grundsätzliches
geändert hat, mächte ich dazu
gerne einige Ausführungen machen.
Die kirchliche Diskussion ist nur ein
Teilaspekt der gesamten Problemlage,
jedoch für uns sehr wichtig. Deswegen
würde ich gerne in einem zweiten Teil
einen Blick auf kirchliche Positionen,
besonders die in der Evangelischen
Kirche in der Nach kriegszeit, werfen.
Die derzeit laufenden Debatten in vielen
Landeskirchen kann ich nur kurz
streifen, da dies ein Thema für sich
wäre.
In einem dritten Teil mächte ich gerne
der Frage nachgehen, welche Rolle die
Jugendarbeit dabei gespielt hat bzw.
umgekehrt, ob das Thema Homosexualität
überhaupt in der kirchlichen Jugendarbeit
eine Rolle gespielt hat. Ich
möchte mich dabei ebenfalls auf einen
Rückblick auf die letzten Jahrzehnte beschränken.
Ich kann schon vorweg sagen,
daß man mit der Lupe suchen
muß, um etwas dazu zu finden.
In einem letzten Teil mächte ich gerne
einige Schlußfolgerungen aus meiner
Darstellung ziehen. Ich möchte das
tun, indem ich teilweise Fragen, teil·
weise Thesen formuliere. Ich möchte
diese Form wählen, um im Sinne der
obengenannten Prinzipien sowohl
Feststellungen zu treffen als auch offene
Bereiche zum Gespräch und zur
sachlichen Klärung zu markieren.
(In solch einem Aufbau ist es natürlich
nicht möglich, grundlegende ethische
Argumentationen vorzustellen, biblisch-theologische
Details zu bearbeiten
oder medizinische, psychologische
und soziologische Ergebnisse darzustellen.
Das kann sicherlich bei der
Tagung an anderen Stellen noch geschehen.
Ich muß in Kauf nehmen, daß
ich an manchen Stellen abgekürzt und
ungeschützt reden muß, da ich in der
gegebenen Zeit nicht alles belegen und
begründen kann.)
1. Homosexualität
in der Gesellschaft ­
historische Stationen
Die im Alten Testament dargestellte
Geschichtsepoche ist in vieler Hinsicht
für die Entwicklung des christlichen
Abendlandes grundlegend gewesen.
Auch heute noch greift man vor allem
in der innerkirchlichen Diskussion auf
alttestamentliche Bibelstellen (bes.
Genesis 1-2 und 19) zurück, deshalb
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