Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
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<strong>Schwerpunkt</strong> <br />
vorschnelle Abwehr und Blockierungen<br />
entstehen.<br />
Erste Vorbemerkung:<br />
Homosexualität als emotionsgefährdetes<br />
Thema<br />
Bevor ich mich also von <strong>der</strong> Sache her<br />
dem Thema zuwende, möchte ich zu<br />
dieser effektiven Grundsituation etwas<br />
sagen, da meines Erachtens nur <strong>der</strong>en<br />
Thematisierung einen produktiven Umgang<br />
mit dem Thema ermöglicht.<br />
Ich bin <strong>der</strong> Meinung, daß <strong>der</strong><br />
Umgang mit dem Thema von drei effektiven<br />
Faktoren gekennzeichnet wird,<br />
nämlich durch Unsicherheit, Emotionalität<br />
und Uneinigkeitt. Diese Faktoren,<br />
. die ich gerne kurz erläutern möchte,<br />
sind keineswegs spezifisch für den<br />
kirchlichen Raum, son<strong>der</strong>n sind für den<br />
Umgang mit Homosexualität in unserer<br />
Gesellschaft und wohl nicht nur in<br />
unserer charakteristisch.<br />
a) Unsicherheit: Homosexualität ist<br />
ein Tabuthema, zumindest ist es ein<br />
Tabuthema gewesen. Es ist sehr eng<br />
verknüpft mit <strong>der</strong> Frage des Umgangs<br />
mit Sexualität insgesamt. Daß gerade<br />
in <strong>der</strong> christlich-abendländischen Tradition<br />
Sexualität fast durchweg ein<br />
Problemthema war, Leibfeindlichkeit<br />
theologisch begründet wurde, braucht<br />
hier nicht eigens ausgeführt zu werden.<br />
Das ist bekannt.<br />
Die Frage <strong>der</strong> Homosexualität, so<br />
kann man wohl sagen, hat unter einer<br />
doppelten Tabuisierung gelitten. Für<br />
viele Menschen war durch diese doppelte<br />
Tabuisierung eine doppelte Unsicherheit<br />
gegeben.<br />
Das gilt für das Umfeld, aber<br />
natürlich in beson<strong>der</strong>er Weise für die<br />
homosexuell Veranlagten selbst. Sich<br />
1 Übernommen aus M. Punge (Text Studien·<br />
abteilung Bund).<br />
beispielsweise als <strong>Jugend</strong>licher in <strong>der</strong><br />
Pubertät mit entsprechenden Gefühlen<br />
zu erleben, ist für viele <strong>der</strong> Anlaß einer<br />
seelischen Zerreißprobe, <strong>der</strong> manchmal<br />
ein Leben lang anhielt o<strong>der</strong> anhält,<br />
in ein Doppelleben führte und für viele<br />
heute noch führt. Ich kann es aus meiner<br />
eigenen Biographie bestätigen,<br />
daß ich erst in den vergangenen Jahren<br />
wahrgenommen habe, daß in meinem<br />
näheren Verwandten kreis bis zum entfernten<br />
Freundeskreis Menschen mit<br />
homosexuellen Empfindungen leben_<br />
Sie haben es zum Teil von sich aus sehr<br />
vorsichtig gewagt, därüber zu sprechen.<br />
Sie haben damit auch meine<br />
Unsicherheit entlarvt.<br />
b) Das Thema ist durch Emotionen<br />
bestimmt. Es gibt eine ganze Reihe von<br />
ethischen Themen, die gewissermaßen<br />
wie Pfahlwurzeln sehr tief in die Grundüberzeugungen<br />
hineinreichen und einen<br />
Nerv treffen. An<strong>der</strong>s lassen sich die<br />
teflweise so emotionsgeladenen Debatten<br />
auch aktuell in vielen Kirchen<br />
und Gemeinden nicht erklären. Solche<br />
"Pfahlwurzelthemen" führen sehr leicht<br />
zu verhärteten Fronten und Glaubenskriegen,<br />
bei denen an Verständigung<br />
nichts mehr geht. Es wäre des intensiveren<br />
Nachdenkens wert, warum eigentlich<br />
an diesem Thema so starke<br />
Emotionen hochkommen. Ab und zu<br />
höre ich eine psychoanalytische Erklärung,<br />
die meint, es hänge damit zusammen,<br />
daß bei homosexuellen Verhaltensweisen<br />
die natürliche Fortpflanzungsmöglichkeit<br />
des Menschen in Frage<br />
gestellt sei; und dagegen wehre sich<br />
ein innerer Gewissensnerv des Menschen.<br />
Ich bin skeptisch, ob dieser Erklärungsversuch<br />
in die richtige Richtung<br />
führt. Ich vermute eher grundlegende<br />
Werthaltungen als Ursache<br />
denn biologistische Zusammenhänge.<br />
c) Damit ist <strong>der</strong> dritte Affekt angesprochen,<br />
nämlich die Konfrontation,<br />
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