Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
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<strong>Schwerpunkt</strong><br />
dest nicht bekannt. Dies deckt sich mit<br />
dem Bild, das ich gewonnen habe, als<br />
ich einiges an Zeitschriftenjahrgängen<br />
danach durchsah. Die Zeitschrift "baugerüst",<br />
die es seit 1949 gibt und sich<br />
als Fachzeitschrift für die gesamte landeskirchliche<br />
jugendarbeit versteht,<br />
bietet nach meinen Recherchen zum<br />
ersten Mal 1988 einen Beitrag zu diesem<br />
Thema unter dem Titel "Frauen lieben<br />
Frauen", in dem dieses Thema sehr<br />
offen und frei von einer Sozialpädagogin<br />
dargestellt wird.<br />
Ich behaupte also: Homosexualität<br />
ist kein Thema <strong>der</strong> jugendarbeit gewesen.<br />
Es kennt keine Diskussionstradition.<br />
We<strong>der</strong> die Abschaffung des<br />
§ 175 noch die kirchlichen Stellungnahmen<br />
haben in <strong>der</strong> jugendarbeit Spuren<br />
hinterlassen.<br />
3.2 Homosexualität und<br />
die Auswirkungen<br />
<strong>der</strong> sexuellen Revolution<br />
Ich möchte behaupten, daß in einem.<br />
Teil <strong>der</strong> evangelischen jugendarbeit <strong>der</strong><br />
Einschnitt des sexuellen Wertewandels<br />
in den sechziger Jahren zu einer sehr<br />
nachhaltigen Verän<strong>der</strong>ung in den Auffassungen<br />
zur Homosexualität geführt<br />
hat, auch wenn aus Gründen des<br />
Schweigens zu diesem Thema, also<br />
dem Mangel an Dokumenten darüber,<br />
dies nur aus einigen wenigen Dokumenten<br />
erschlossen werden kan n.<br />
1954 führte <strong>der</strong> damalige Studienbeauftragte<br />
<strong>der</strong> aej, Hans-Qtto<br />
Wölber, einen Studienkurs zum Thema<br />
"Die Erziehung <strong>der</strong> Geschlechter"<br />
durch und dokumentierte die Ergebnisse<br />
in Heft 10 <strong>der</strong> "Studien blätter<br />
für evangelische jugendführung". Das<br />
Wort Homosexualität kommt, wenn ich<br />
nichts übersehen habe, nur einmal vor<br />
und zwar im Abschnitt "Geschlechtlichkeit<br />
- Wege und Irrwege". Dort<br />
heißt es: "Verfehlung <strong>der</strong> beabsichtigten<br />
Koexistenz des Menschenpaares.<br />
Außerehelicher, vorehelicher ,Verkehr'.<br />
Auch Homosexualität" (S. 70).<br />
Im Hintergrund steht ein christliches<br />
Menschenbild, das die Erfüllung des<br />
Menschen in <strong>der</strong> verantwortlich geführten<br />
Ehe sieht und von daher klare<br />
Fehlformen und Perversionen definiert.<br />
Vermutlich auch von diesem Ansatz her<br />
vergab die aej Anfang <strong>der</strong> sechziger<br />
jahre einen Studienauftrag über "Erziehung<br />
zu Ehe und Familie" an Dr. med.<br />
Martin Goldstein, <strong>der</strong> in diesen jahren<br />
an <strong>der</strong> gerade neu gegründeten Evang.<br />
jugendakademie in Radevormwald den<br />
Bereich Sexualpädagogik betreute.<br />
Dieser Martin Goldstein war es auch,<br />
<strong>der</strong> in seiner damals aufsehenerregenden<br />
Publikation "An<strong>der</strong>s als bei<br />
Schmetterlingen" (1967 im <strong>Jugend</strong>dienst-Verlag<br />
erschienen) eine bemerkenswert<br />
umfangreiche Passage über<br />
Homosexualität veröffentlichte, die einen<br />
ganz an<strong>der</strong>en Geist ausstrahlte<br />
(S. 124-126). Hier findet eine bemerkenswert<br />
kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit verbreiteten Vorurteilen und<br />
Ängsten statt. Die Verän<strong>der</strong>u ngen zu<br />
dieser Haltung sind meines Erachtens<br />
in <strong>der</strong> seit dem Kinsey-Report Ende <strong>der</strong><br />
fünfziger jahre anbrechenden verän<strong>der</strong>ten<br />
Denkhaltung zu sehen, die sich<br />
gerade in den sechziger und Anfang <strong>der</strong><br />
siebziger jahre in einer Revision <strong>der</strong><br />
Sexualpädagogik vollzog. Die Spuren<br />
dieser sehr tiefgreifenden Verän<strong>der</strong>ung<br />
waren im Umfeld <strong>der</strong> evang. <strong>Jugend</strong>arbeit<br />
am stärksten im erwähnten jugenddienst-Verlag<br />
zu beobachten, dessen<br />
Veröffentlichungen teilweise auf<br />
starke Vorbehalte und Ablehnung stießen.<br />
Immerhin finden sich dort auch<br />
Positionen, die angesichts des Phänomens<br />
<strong>der</strong> Homosexualität eine Verän<strong>der</strong>ung<br />
und Erweiterung des Sexualitätsbegriffs<br />
für notwendig halten<br />
(Assig u:a., Sexualität ist mehr, Wuppertal1976,<br />
S. 43 ff.).<br />
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