Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend

Müssen Jugendrefe.rentlnnen
der evangelischen Jugendarbeit
heterosexuell sein
Schwerpunkt
Prof. Dr. Monika Barz
Sexualpädagogische
Oberlegungen
A Die Rolle der Sexualpädagogik
in derJugendarbeit
Sexualität ist und war immer ein Thema
in der Jugendarbeit. Sh~ "... gehört mit
.allen ihren Facetten zum Alltag jeder
Jugendarbeit: als Verliebtheit, Freundschaft,
Liebe, Zärtlichkeit, Schwärmerei
in Form von homo- sowie heterose·
xuellen Kontakten ebenso wie in Form
von aggressiver Anmache, indirektem
Sexismus und Gewalt".1 .
Sicher haben Sie zu diesem Thema
zahlreiche Beispiele aus der Praxis der
Jugendarbeit vor ihrem geistigen Auge.
Ich möchte kurz einige Dimensionen
sexualpädagogischer Praxis aufzeigen:
~ In einer Ferienfreizeit taucht in
einer Clique 13iähriger Jungen ein Pornoheft
auf, das die Runde macht und
von den meisten mit großem Interesse
konsumiert wird.
... Die Mädchengruppe will darüber
reden, wie man überhaupt noch Sex
machen kann, wenn man doch so
schnellAIDS kriegt.
... Zwei Jungen mögen sich sehr, verhauen
sich ständig und bringen mit
ihrem Streit die ganze Gruppe durcheinander.
... Ein Mädchen in der Clique hat
noch keinen Freund. Jemand hat das
Gerücht in die Welt gesetzt, sie sei les­
bisch.
... Die deutschen Jungen eines Ju­
gendzentrums wollen die Türken aus­
schließen, weil sie angeblich nur Mäd­
chen ausspannen wollen. 2
Die Reihe der Beispiele ließe sich problemlos
verlängern. Jugendliche nutzen
.die Chance, in der Jugendarbeit
etwas mehr auszuleben, was ihnen in
anderen Lebensbereichen meist verwehrt
wird: Liebe und Sexualität.
"Sexualität ist ein wichtiges Thema in
Gleichaltrigengruppen, dem Kernelement
von Jugendarbeit") Als Pädagogin
und Pädagoge in der Jugendarbeit
tätig zu sein, heißt, sich den Fragen der
Jugendlichen zu stellen, offen zu sein
für das, was die Jugendlichenbewegt.
Den Jungen- und Mädchen geht es
dabei nicht so sehr um die sachlichbiologische
Aufklärung, sondern um
'eine Bezugsperson, mit der die Jugend­
"lichen offen reden können - über die
Möglichkeit mit ihrem Körper, ihrer
sexuellen Identität und ihrer Beziehungsgestaltung
zurechtzukommen.
"Viele sind unsicher, wie sie mit ihrem
Partner oder ihrer Partnerin über Sexualität,
Erotik und Gefühle reden können,
wie sie Treue und sexuelle Abwechslung,
Sehnsüchte und konkretes
Handeln miteinander in Einklang bringen
können. Sie suchen nach Entschei­
1 Sie!ert, Uwe, Sexualpädagogik, Krefeld
1991, S. 23
2 Sielert. 1991. S. 24
3 Sielert. 1991, S. 24
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