Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
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Schvverpunkt <br />
wird bei diesem Verständnis ignoriert.<br />
Homosexualität bleibt dabei unberücksichtigt.<br />
Orgasmus-Sexualität<br />
Die Untersuchungen von A. C. Kinsey<br />
und Mitarbeitern haben als Pionierleistung<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong> empirischen<br />
Sexualforschung zu gelten. Kinsey<br />
wollte untersuchen, "was Menschen<br />
im geschlechtlichen Bereich tun<br />
und welche Faktoren für die Unterschiede<br />
im Sexualverhalten von Individuen<br />
und Bevölkerungsgruppen ver·<br />
antwortlich sind" (A. C. Kinsey, W. B.<br />
Pomeroy, C. E. Martin: Das sexuelle<br />
Verhalten des Mannes. Berlin, Frankfurt<br />
1966, S. 3). Seine Untersuchungsmethodik<br />
menschlichen Sexualverhaltens<br />
beschränkt sich "auf solche Fälle<br />
<strong>der</strong> sexuellen Aktivität, ... die im Orgasmus<br />
kulminieren". (A. a. 0.,172) Die<br />
Summe <strong>der</strong> Orgasmen, die aus den<br />
sechs Hauptquellen sexueller Triebbefriedigung<br />
stammen, stellen die Gesamt-Triebbefriedigung<br />
des Individuums<br />
dar.<br />
Der Begriff <strong>der</strong> Orgasmussexuali·<br />
tät schließt Homosexualität mit ein. Bei<br />
Kinsey ist homosexueller Geschlechtsverkehr<br />
eine <strong>der</strong> sechs Hauptquellen<br />
<strong>der</strong> Triebbefriedigung.<br />
Psycho-Sexualität<br />
Eine entscheidende Erweiterung über<br />
den behavioristischen Ansatz hinaus<br />
erfährt <strong>der</strong> Sexualitätsbegriff bei S.<br />
Freud: "Erstens wird die Sexualität aus<br />
ihren allzu engen Beziehungen zu den<br />
Genitalien gelöst und als eine umfassen<strong>der</strong>e,<br />
nach Lust strebende Körperfunktion<br />
hingestellt, welche erst sekundär<br />
in den Dienst <strong>der</strong> Fortpflanzung<br />
tritt; zweitens werden zu den sexuellen<br />
Regungen alle die bloß zärtlichen<br />
und freundschaftlichen gerechnet, für<br />
welche unser Sprachgebrauch das<br />
vieldeutige Wort ,Liebe' verwendet"<br />
(5. Freud: Selbstdarstellung [1925].<br />
Gesammelte Werke. Bd. 8. London<br />
1948, S. 120).<br />
"Wir sprechen darum auch lieber<br />
von Psychosexualität, legen so Wert<br />
darauf, daß man den seelischen Faktor<br />
des Sexuallebens nicht übersehe und<br />
nicht unterschätze." (Ders.: Über<br />
"wilde" Psychoanalyse. S. 120)<br />
Der um die Dimension des Psychischen<br />
erweiterte Sexualitäts begriff<br />
S. Freuds kann analog auf die Homosexualität<br />
Anwendung finden.<br />
Sozio-Sexualität<br />
Sexualität ist kein Naturprodukt, son<strong>der</strong>n<br />
stets kulturell überformt; sie steht<br />
somit in einem unaufgebbaren Wechselbezug<br />
mit dem Sozialen. H. Kentler<br />
hat dafür den Begriff <strong>der</strong> Sozio<br />
Sexualität geprägt.<br />
Ist Sexualität wesentlich ein<br />
Sozialprodukt, so kann es keine "natürliche"<br />
Sexualität geben; Sexualität<br />
entwickelt sich immer in einem sozialen<br />
Umfeld und in Interaktion mit diesem.<br />
Sexualität hat teil am allgemeinen<br />
Sozialisationsprozeß, so daß man von<br />
einer "sexuellen Sozialisation" sprechen<br />
kann, in <strong>der</strong>en Verlauf sexuelle<br />
Lernprozesse wie die Übernahme <strong>der</strong><br />
Geschlechtsrollen, die Internalisierung<br />
<strong>der</strong> Sexualnormen, die Einübung sozialer,<br />
emotionaler und sexueller Verhaltensmuster<br />
erreicht werden müssen.<br />
Dieser Prozeß <strong>der</strong> sexuellen Sozialisation<br />
beginnt mit <strong>der</strong> Geburt und endet<br />
mit dem Tod.<br />
Der weite Begriff <strong>der</strong> Sozio-Sexualität<br />
ist am ehesten geeignet, die vielfältigen<br />
Fragestellungen von Homosexualität<br />
im Kontext von Gesellschaft zu<br />
bearbeiten (z. B. die Gewinnung <strong>der</strong><br />
sexuellen Identität als Schwuler o<strong>der</strong><br />
Lesbe in einer heterosexuell dominierten<br />
Gesellschaft).<br />
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