Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
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<strong>Schwerpunkt</strong> <br />
~ Die Selbstsicht und Selbstdeutung<br />
des einzelnen und seiner Sexualität<br />
sind zunächst zu akzeptieren.<br />
~ Sexualität ist nicht als für sich be<br />
gutachtbares Segment <strong>der</strong> Persönlich<br />
keit zu isolieren. <br />
~ Menschen dürfen in ihrer Persön<br />
lichkeit nicht auf ihre sexuelle Dispo<br />
sition reduziert werden. <br />
Dies bedeutet für therapeutische Fragestellungen:<br />
Eine Therapie kann dann durchaus<br />
sinnvoll sein, wenn sie für Menschen<br />
hilfreich ist zur Klärung und<br />
Findung ihrer sexuellen Identität und<br />
wenn sie zu subjektiv gelingendem und<br />
"heilem" Leben beiträgt. So gibt es<br />
durchaus Menschen, die unter ihrer<br />
homosexuellen Orientierung leiden<br />
und eine Än<strong>der</strong>ung ihrer Disposition<br />
und ihrer Gefühle anstreben.<br />
Beispiele gelungener Therapie<br />
stehen dabei einer eher größeren Zahl<br />
abgebrochener o<strong>der</strong> nicht erfolgreicher<br />
Therapieversuche gegenüber. Es darf<br />
also die Möglichkeit sexueller Umorientierung<br />
nicht prinzipiell bestritten<br />
werden; allerdings darf genausowenig<br />
ihre Notwendigkeit zu gelingendem<br />
Leben behauptet noch mit <strong>der</strong> Zwangsläufigkeit<br />
eines Therapieerfolges gerechnet<br />
werden.<br />
Ein Wunsch nach Therapie kann<br />
sich als Ergebnis eines Prozesses seelsorgerlicher<br />
Begleitung entwickeln,<br />
nicht aber als Folge von offen o<strong>der</strong> verdeckt<br />
erzwungener Normierung:<br />
Jeglicher Versuch, Männer und<br />
Frauen, die sich selbst als Schwule<br />
o<strong>der</strong> Lesben verstehen, sexuell umzuorientieren<br />
(zu "therapieren"), hat zu<br />
unterbleiben.<br />
4.3 Theologische Deutungen<br />
und Bewertungen<br />
Ein Ansatz, <strong>der</strong> die Subjektivität von<br />
Menschen und ihre Bedingtheit ernst<br />
nimmt, enthebt in kirchlichem Lebenszusammenhang<br />
allerdings nicht <strong>der</strong><br />
Frage nach theologischer Deutung und<br />
Wertung.<br />
Zwar sind humanwissenschaftliche<br />
Erkenntnisse und historisch-gesellschaftliche<br />
Prozesse vorgegeben:<br />
Theologische Aussagen haben mit<br />
wirklichen Menschen zu tun, und nicht<br />
mit einem Menschen, den sich die<br />
Theologie ausdenkt.<br />
Es geht bei aller kirchlichen Bemühung<br />
um das Ernstnehmen des<br />
Menschen als Subjekt allerdings gleichermaßen<br />
auch um das Ernstnehmen<br />
Gottes als Gott, wenn immer Kirche<br />
und Theologie bei ihrer Sache bleiben<br />
wollen.<br />
Beide Pole - das Ernstnehmen<br />
des Menschen in seiner freien,<br />
selbstbestimmten und selbstverantworteten<br />
Subjektivität und das Ernstnehmen<br />
Gottes auch in seinen Willensbekundungen<br />
für das Wohl des<br />
Menschen - bleiben allerdings in<br />
einer unaufhebbaren Spannung. We<strong>der</strong><br />
mit einer theologischen Formel<br />
noch im alltagspraktischen Lebensvollzug<br />
ist diese Spannung abschließend,<br />
eindeutig und generalisierbar<br />
zu lösen.<br />
Eine Verhältnisbestimmung wird<br />
sich im Ansatz darauf beschränken<br />
müssen,<br />
~ sich einerseits abzugrenzen gegenüber<br />
einer hybriden, selbstmächtigen<br />
Ablehnung <strong>der</strong> Weisungen Gottes<br />
und sich statt dessen dem "von<br />
außen" Gesagten in seinem korrektiven<br />
und hilfreichen Potential auszusetzen<br />
~ und sich an<strong>der</strong>erseits abzugrenzen<br />
von einer selbstverleugnenden<br />
und devoten, bruch losen Zustimmung<br />
zu einem oberflächlich verstandenen<br />
"Buchstaben des Gesetzes", die<br />
eigene Erfahrungen, Selbstwahrnehmungen<br />
und Bedürfnisse vernachlässigt.<br />
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