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Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend

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<strong>Schwerpunkt</strong><br />

4.5 Was die kirchliche Diskussion anbetrifft,<br />

sind die bisherigen Argumentationen<br />

zur Homosexualität sehr stark<br />

durch ein christliches Eheverständnis<br />

geprägt (vgL auch die Zusammenstellung<br />

<strong>der</strong> Argumentationen von Renate<br />

Knüppel). Das staatliche Recht argumentiert<br />

demgegenüber mit <strong>der</strong> Menschenwürde<br />

und Freiheit <strong>der</strong> Entfaltung<br />

<strong>der</strong> Persönlichkeit. Wenn in <strong>der</strong><br />

ethischen und theologischen Diskussion<br />

diese Fragen nicht als Grundfragen<br />

angesehen werden, driften die Entwicklungen<br />

auseinan<strong>der</strong>. Eine kirchliche<br />

Diskussion verinselt, wenn sie<br />

nicht die Frage von Menschenwürde<br />

und Menschenrecht ethisch und theologisch<br />

aufnimmt und entfaltet.<br />

4.6 Doppelmoral zwingt zu Doppelleben.<br />

Zumindest war die christliche<br />

Ethik nicht frei von Tendenzen zur<br />

Doppelmoral. Diese Gefahr scheint<br />

mir auch heute keineswegs gebannt,<br />

wenn in synodalen Dokumenten wi<strong>der</strong>sprüchlich<br />

formuliert wird: Akzeptanz<br />

<strong>der</strong> Homosexuellen als Personen ja,<br />

als Mitarbeiter nur, wenn sie ihre Sexualität<br />

unterdrücken. Eine Aufarbeitung<br />

<strong>der</strong> Geschichte darf diesen Aspekt<br />

nicht übersehen.<br />

4.7 Homosexualität in <strong>der</strong> Kirche Es<br />

ist unwahrhaftig, den Eindruck zu erwecken,<br />

als wäre Homosexualität ein<br />

Problem "von außen". Natürlich waren<br />

Homosexuelle genauso vertreten unter<br />

Laien wie unter Klerus, theologischen<br />

Wissenschaftlern, in Bru<strong>der</strong>schaften<br />

und sonstwo! Ich möchte die Frage<br />

stellen, ob nicht viele unerkannt, verdeckt,<br />

tabuisiert, freiwillig asketisch<br />

o<strong>der</strong> zölibatär gelebt haben aus Angst<br />

vor den gesellschaftlichen Zwängen<br />

des bürgerlichen Lebens.<br />

4.8 Die Maxime müßte selbstverständlich<br />

sein, daß mit Menschen mit<br />

homosexuellen Veranlagungen geredet<br />

wird und nicht nur über sie. Man<br />

darf dabei nicht übersehen, wie schwer<br />

es noch für viele ist, sich offen dazu zu<br />

bekennen. Die Angst vor Diskriminierung<br />

ist vorhanden, und sie ist bedauerlicherweise<br />

- auch in <strong>der</strong> Kirche<br />

- berecHtigt. Der allernotwendigste<br />

Schritt ist ein Klima <strong>der</strong> Angstfreiheit<br />

und des Vertrauens.<br />

Wenn Kontakt und Gespräch möglich<br />

sind, wird deutlich, daß das Feindbild<br />

Homosexualität sich aufweicht.<br />

Die Übergänge sind fließend. Es sind<br />

viel mehr Homosexuelle verheiratet<br />

und leben in normalen Ehen, als man<br />

denkt. Man wird dabei auch sehen, daß<br />

sehr verschiedene biographische Werdegänge<br />

da sind, die nicht über einen<br />

Kamm geschert werden können, noch<br />

als Nahrung für ein Feindbild Homosexualität<br />

dienen können.<br />

4.9 Die starke Fixierung z. B. <strong>der</strong><br />

Strafgesetzgebung auf die Homosexualität<br />

von Männern hat nichts mit<br />

einer gegenüber den Frauen gänzlich<br />

an<strong>der</strong>en Veranlagung o<strong>der</strong> Konstitution<br />

zu tun, son<strong>der</strong>n ist ein Spiegelbild<br />

gesellschaftlicher Werte und MoralvorsteIlungen,<br />

die im Hinblick auf weibliche<br />

Sexualität weniger o<strong>der</strong> keinen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungsbedarf sahen.<br />

Das bedeutet aber nicht, daß Männer<br />

mehr als Frauen unter Repressionen<br />

gelitten haben. Die Rollenzuschreibung<br />

verän<strong>der</strong>t sich gegenWärtig<br />

nachhaltig. Auch in unserer Diskussion<br />

sollte beachtet werden, daß Frauen<br />

und Männer im Blick sind.<br />

4.10 Was kann und muß <strong>Jugend</strong>arbeit<br />

tun<br />

Ich möchte dazu abschließend<br />

fünf Punkte nennen:<br />

a) Erinnerungsarbeit: Aufarbeitung<br />

<strong>der</strong> Schuldgeschichte.<br />

b) Aufklärungsarbeit: in Gruppen,<br />

Öffentlichkeit, Fachdiskussion, Gremienarbeit<br />

usw. für eine vorsichtige,<br />

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