Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Schwerpunkt</strong> <br />
aufgreifen. An<strong>der</strong>erseits kann ich das<br />
immer auch zeitgeschichtlich bedingte<br />
Wort <strong>der</strong> Bibel nicht unkritisch zur<br />
Lösung von Fragestellungen heranziehen,<br />
die den Verfassern biblischer<br />
Schriften noch gänzlich unbekannt<br />
waren, weH sie sich erst als Fragestellungen<br />
<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne entwickelt haben.<br />
Bezogen auf das Verständnis <strong>der</strong> biblischen<br />
Aussagen zur Homosexualität<br />
wird <strong>der</strong>en Bedingtheit für mich<br />
überdeutlich in 3. Moses 18,22; 20,13,<br />
den Passagen im sog. ,Heiligkeits<br />
. gesetz', dessen Einzelaussagen fast<br />
durchgängig eine zeitgeschichtliche<br />
Gebundenheit erkennen lassen. und<br />
in Galater 5, 19, wo Paulus-einen heidnischen<br />
Lasterkatalog <strong>der</strong> Antike zitierend<br />
-lediglich die Moralvorstellungen<br />
seiner Zeit übernimmt. Hier - wie auch<br />
in Römer 1. 26f. - scheint die Bibel<br />
überdies lediglich bestimmte Praktiken<br />
<strong>der</strong> Homosexualität im Blick zu haben,<br />
während die in <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne aufbrechende<br />
Fragestellung nach <strong>der</strong> Gestaltung<br />
homosexueller Liebesbeziehungen<br />
<strong>der</strong> Bibel insgesamt fremd ist.<br />
So ist es auch nur zu verständlich, daß<br />
es eine zusammenhängende Äußerung<br />
<strong>der</strong> Bibel zum Thema ,Homosexualität'<br />
nicht gibt.<br />
Will ich die Bibel als solchermaßen verstandenes<br />
Wort Gottes zur Grundlage<br />
meines Nachdenkens über Homosexualität<br />
machen, so taugen die immer<br />
wie<strong>der</strong> zitierten Belegstellen zur<br />
Urteilsbildung in keiner Weise. Vielmehr<br />
bin ich im Gespräch mit <strong>der</strong> Bibel<br />
zurückgeworfen auf meine eigene<br />
Urteilsbildung, in die ich freilich mit<br />
ganzem Ernst auch die Frage einzubeziehen<br />
habe, wie für die Gestaltung<br />
homosexueller Liebe das biblische<br />
Verständnis von Liebe und Partnerschaft<br />
normative Geltung gewinnnen<br />
kann."<br />
3.2 "Die Bibel als wortwörtliche<br />
Weisung Gottes verstehen"<br />
"Zur grundsätzlichen Bedeutung <strong>der</strong><br />
Bibel ist auf die (immer noch) verbindlichen<br />
Kirchenordnungen <strong>der</strong> <strong>Evangelischen</strong><br />
Kirche hinzuweisen, die bekennen,<br />
,daß die Heilige Schrift die alleinige<br />
Quelle und vollkommene Richtschnur<br />
des Glaubens, <strong>der</strong> Lehre und<br />
des Lebens ist'. Deshalb sind die<br />
Aussagen <strong>der</strong> Bibel auch Richtschnur<br />
für die Frage <strong>der</strong> Homosexualität in<br />
unserer Kirche.<br />
Gott hat uns durch das Volk Israel die<br />
grundlegende Botschaft <strong>der</strong> Bibel gegeben,<br />
daß er <strong>der</strong> Schöpfer des Universums<br />
und damit auch <strong>der</strong> Menschen<br />
ist. Diese Botschaft wurde Israel in<br />
einem bestimmten geschichtlichen Zusammenhang<br />
gegeben. <strong>der</strong> aber nicht<br />
zufällig war. Zwar än<strong>der</strong>n sich die<br />
Situationen, aber <strong>der</strong> Schöpferwille<br />
Gottes, seine Absicht mit den Menschen,<br />
bleibt sich gleich und ist als<br />
Rahmen in ethischen Grundfragen gül·<br />
tig, damals wie heute.<br />
Bei <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Auslegung <strong>der</strong> Bibel<br />
und <strong>der</strong> Art und Weise, wie wir ethische<br />
Aussagen gewinnen, muß die Erwäh·<br />
lung Israels als Träger <strong>der</strong> Offenbarung<br />
ernstgenommen bleiben. Beim Lesen<br />
<strong>der</strong> Bibel sind wir deshalb keineswegs<br />
auf unsere eigene Urteilsbildung<br />
zurückgeworfen. die ein .Abwägen<br />
zwischen zeitgebundenen Aussagen<br />
und solchen, die auch heute noch<br />
unbedingte Gültigkeit für uns haben'.<br />
nach eigenen Kriterien notwendig machen<br />
würde. Wer so vorgeht und die<br />
individuelle Betroffenheit zum allei·<br />
nigen, nicht hinterfragbaren Maßstab<br />
macht, gibt sowohl die Heilsgeschichte<br />
mit Israel und <strong>der</strong> Gemeinde Jesu<br />
als auch das reformatorische Schriftprinzip<br />
und die theologische Gemeinsamkeit<br />
mit ökumenischen Kirchen<br />
preis.<br />
21