Schwerpunkt - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend

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Mit der Gründung des "Wissenschaftlich-humanitären
Komitees"
(1897) bildete sich eine Bürgerrechtsbewegung
homosexueller Menschen
unter Leitung des Berliner Arztes Magnus
Hirschfeld, die sich zum Ziel setzte,
Homosexualität nicht als ein Laster
oder ein Verbrechen zu verstehen, sondern
als "eine von Natur tief in einer
Anzahl von Menschen wurzelnde Gefühlsrichtung",
eine angeborene Konstitution.
Eine Abschaffung des § 175
scheiterte zu Zeiten der Weimarer Republik
nur knapp.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten
begann eine systematische
Verfolgung homosexueller Männe.r.
In den dreißiger jahren wurden ca.
50000 Personen aufgrund des § 175
verurteilt, für den ab 1941 die Todes-'
strafe eingeführt wurde. Ab 1940 fanden
in größerem Maße Einweisungen
in Konzentrationslager statt, in denen
zwischen 5000 und 10000 Homosexuelle
umgekommen sind. In Konzentrationslagern
inhaftierte Homosexuelle
waren unsäglichen Leiden
ausgesetzt, da sie in der "Hierarchie"
der Gefangenen ganz unten angesiedelt
waren; viele wurden Opfer medjzinischer
Experimente.
Der Fortbestand des § 175 bis
1969 führte dazu, daß Homosexuelle
auch in den beiden Nachkriegsjahrzehnten
vielfältigen Diskriminierungen
ausgesetzt waren. Das Bundesentschädigungsgesetz
von 1957 sah für
Homosexuelle keine Ansprüche für erlittenes
Unrecht während der NS-Zeit
vor. Erst 1987 kam es zu einer Regelung,
die allerdings viele Opfer nicht
mehr erreichte. da sie inzwischen verstorben
waren. Der Bundespräsident
v. Weizsäcker bezog in seiner Rede zum
vierzigsten jahrestag der Befreiung
erstmals Homosexuelle in das Gedenken
der Opfer ein.
Im Zuge einer zunehmenden liberalisierung
wurde 1969 eine Reform
des § 175 eingeleitet und Homosexualität
unter Erwachsenen straffrei; 1973
wurde die Straflosigkeit ab dem 18.
Leben~jahr eingeführt. In der ehemaligen
DDR wurde die Straffreiheit 1968
eingeführt. Im jahre 1993 wurde der
§ 175 des StGB abgeschafft.
1.3 Geschichte lesbischer Frauen
Die erste uns bekannte frauenliebende
Frau ist Sappho. Sie lebte von ca. 617
bis 560 vor unserer Zeitrechnung auf
der Insel Lesbos. Unter ihrer Leitung
genossen Töchter begüterter Familien
eine musische und kultische Ausbildung
in einem Mädchenbund.
FUr den Zeitraum bis ins Mittelalter
ist aufgrund mangelnder Geschichtsschreibung
Uber bzw. von
Frauen wenig zu sagen.
Zur Zeit der Hexenverfolgung in
Mitteleuropa wurden Lesben zumindest
ab 1532 durch Verbr.enn'ung auf
dem Scheiterhaufen ermordet. Frauen
wurden in dieser Zeit, in der Sexualität,
die sich nicht im Rahmen der engen
kirchlich-gesellschaftlichen Normen
bewegte (Fortpflanzungssexualität),
als etwas abzulehnendes "Schlechtes"
und Bedrohliches behandelt wurde,
mit Sexualität geradezu gleichgesetzt.
Aus diesem Grund wurde gleichgeschlechtliche
Liebe mit Hexerei in
Zusammenhang gebracht.
Mit der Aufklärung wird weibliche
Homosexualität zunehmend weniger
als ein zu bestrafendes Delikt angesehen.
Frauen werden in diesem Zeitraum
als frei von Begehren und Geschlechtstrieb
betrachtet und verkörpern
die Keuschheit. Dies erklärt
teilweise auch den 1852 geänderten
§ 175, der nun ausschließlich für
Schwule gilt.
Mit dem Verschweigen, dem Totschweigen
machte sich eine Variante
der Vernichtung lesbischer Existenz
breit, die bis heute anhält.
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