Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen
Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen
Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2. Baustein: Konfrontative Lernorte - Nicht für alle das Gleiche zur gleichen <strong>Zeit</strong><br />
O<strong>der</strong>: Über die Notwendigkeit, sich selbst für Neues zu öffnen um ‚Offenen Unterricht‘ machen zu<br />
können.<br />
... zum Beispiel ein Seminar mit Lehramtsstudierenden:<br />
Ein Blockseminar in <strong>der</strong> Lernwerkstatt Uni Wuppertal zum Thema ‚Arbeitstechniken <strong>der</strong> Freinet-<br />
Pädagogik‘ (‚Methode naturelle‘. Freie Arbeit und Freier Ausdruck, Korrespondenz etc.): Die<br />
Studierenden teilen sich in Gruppen auf. Nach dem Selbstlernprinzip werden in einem Atelier freie<br />
Texte und <strong>Zeit</strong>ungen gedruckt, in einem an<strong>der</strong>en Bücher gebunden usw.<br />
Die Arbeitsweisen in <strong>der</strong> Lernwerkstatt fallen aus <strong>der</strong> klassischen Vortragssituation in Seminaren und dem<br />
theoretisch geprägten Uni-Alltag heraus: Die praktischen Erfahrungen werden zum Ausgangspunkt für<br />
Fragen, Diskussionen um Unterrichtsformen und für die Aneignung theoretischen Hintergrundwissens.<br />
������������������������������������������������������������<br />
uns alle eine neue Lernerfahrung in Uni-Zusammenhängen.<br />
In <strong>der</strong> räumlichen Einrichtung <strong>der</strong> Lernwerkstätten werden Freinets Grundgedanken von alternativer<br />
Klassenraumgestaltung plastisch nachvollziehbar: Arbeitskarteien, die Bibliothek mit den zum Teil<br />
selbstverfassten Büchern und Berichten, Arbeitsecken für naturwissenschaftliche Experimente, die<br />
Arbeitspläne und beson<strong>der</strong>s die Schuldruckerei mittlerweile oft ergänzt vom Computer gehören zum<br />
Inventar <strong>der</strong> meisten Werkstätten.<br />
Der Ort Lernwerkstatt mit seiner Fülle von Ateliers zeigt, wie ein an<strong>der</strong>s gestalteter Lernort aussehen<br />
kann, ist eine Sammelstelle didaktischer Reformideen und lässt diese gegenständlich sichtbar werden.<br />
Und in <strong>der</strong> konkreten Arbeit wird den Besucherinnen deutlich, wie sehr sie selbst sich in die unterschiedlichsten<br />
Tätigkeiten verwickeln, auf einmal ihren Neigungen nachgehen, hinterher trotzdem interessiert<br />
bei <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> jeweiligen Arbeitsergebnisse zuhören. In Lernwerkstätten können<br />
„institutionell ignorierte und diskriminierte Lernformen, wie unsystematisches, zeitvergessendes,<br />
��������������������������������������������<br />
Wenn auch Kin<strong>der</strong> so lernen, wenn sie in den unterschiedlichsten Ateliers im Klassenraum selbsttätig<br />
arbeiten, sich bei <strong>der</strong> Lösung einer Aufgabe allmählich vorwärts tasten, dann zu ihrem Ergebnis kommen<br />
und dies den an<strong>der</strong>en aus <strong>der</strong> Klasse vorstellen können, bedeutet das eine radikale Wandlung im<br />
Lernalltag <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und in <strong>der</strong> Auffassung <strong>der</strong> Lehr-Rolle: Aufgabe <strong>der</strong> Lehrerin ist es jetzt vor allem,<br />
durch die Bereitstellung angemessener Arbeitsmaterialien und Techniken eine geeignete Lernumgebung<br />
zu schaffen. Der Son<strong>der</strong>schullehrer und Freinet-Pädagoge Dieter Hartmann beschreibt in seinem Buch<br />
‚Wann machen wir freie Arbeit‘ seine Motive für die Arbeit in Ateliers bzw. Arbeitsecken so:<br />
„Ausgangspunkt meiner Überlegungen, beson<strong>der</strong>e Arbeitsecken einzurichten und auszustatten, ist<br />
meine Ansicht, dass nicht alle Schüler zur gleichen <strong>Zeit</strong> einen ganz bestimmten Stoff aufzunehmen<br />
bereit sind.“ 5)<br />
108