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Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen

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Beruhigung, Angst Sicherheit, Risiko Sieg. Vor allem muss eine solche Arbeit eine gerade für dieses<br />

Alter sehr wichtige psychische Neigung befriedigen: das Gefühl für die eigene Stärke, den dauerhaften<br />

Wunsch, sich und an<strong>der</strong>e zu übertreffen, den kleinen o<strong>der</strong> grossen Sieg zu erringen, etwas o<strong>der</strong><br />

jemanden zu bezwingen.<br />

Wie ich die Frage auch drehe und wende, das Wesentliche unserer Überlegungen scheint mir folgendes<br />

zu sein: je nachdem, welche Auffassung Sie von diesen beiden Elementen: <strong>der</strong> Arbeit und<br />

dem Spiel haben, verhalten Sie sich in Ihren Reaktionen dem Kind gegenüber unterschiedlich: das<br />

hat Auswirkungen auf die Auswahl <strong>der</strong> Bücher in Ihrer Klasse, auf Ihr Unterrichtsmaterial und auf Ihre<br />

Erziehungsmethode.‘“<br />

„Sie haben diesen Willen zur Macht, dieses Gefühl für die eigene Stärke, nicht als erster entdeckt. Ein<br />

großer deutscher Philosoph hat diesen Gedanken zur Grundlage seines intellektuellen und sozialen<br />

Systems gemacht, aber die Erfahrungen mit seiner Entdeckung waren eher entmutigend.“<br />

„Ich weiß nicht, was dieser Philosoph gesagt hat, <strong>noch</strong>, welche Interpretation seine Theorien erfahren<br />

haben. Es geht nur darum, ob meine Überlegungen richtig sind und ob die Theorie, die auch ich vertrete,<br />

hieb- und stichfest ist.<br />

(...)<br />

Bestimmte Aktivitäten sind charakteristisch für den kleinen Menschen, so wie die Mäusejagd charakteristisch<br />

für die junge Katze ist. Solche Aktivitäten befriedigen unsere stärksten natürlichen Bedürfnisse:<br />

Erkenntnis; innere Einheit mit <strong>der</strong> Natur; Anpassung an die physischen und psychischen<br />

Möglichkeiten;<br />

Gefühl <strong>der</strong> eigenen Stärke, <strong>der</strong> Kreativität und <strong>der</strong> Überlegenheit; unmittelbar spürbarer technischer<br />

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<strong>der</strong>n um einen funktionellen Prozess: Die Befriedigung dieser Bedürfnisse ist ein unglaublich heilsamer<br />

Genuss, produziert ein Wohlsein, ein Gefühl von Erfülltsein im gleichen Ausmasse wie die normale<br />

Befriedigung unserer an<strong>der</strong>en funktionellen Bedürfnisse auch. Und diese Befriedigung genügt sich<br />

selbst. In diesem Sinne sind solche Aktivitäten auch Spiel, dessen allgemeine Kennzeichen sie besitzen,<br />

das sie aber gleichzeitig entthronen und ersetzen.<br />

Wenn wir also dahin kämen als Idealvorstellung immer für die Möglichkeit <strong>der</strong> normalen Befriedigung<br />

dieser funktionellen Bedürfnisse zu sorgen...“<br />

„...Würden die Kin<strong>der</strong> nicht mehr spielen?... Das ist doch einfach ein Unding, eine Absurdität!“<br />

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zu. Hier sind wir am Ursprung <strong>der</strong> willkürlichen, von egoistischen Interessen bestimmten Trennung<br />

von Arbeit und Spiel... Ich weiß, normalerweise nimmt man an, dass Arbeit d. h. Zwang, Mühe und<br />

Schmerzen nach ihrem Gegensatz, <strong>der</strong> Entspannung verlange, so wie <strong>der</strong> Leidende hartnäckig auf<br />

die Rückkehr des Wohlergehens als einzigem Lichtblick hofft, so wie auf Erschöpfung eine Ruhepause<br />

folgen muss. Aber was ist denn so absurd, wenn es Leiden gibt, die uns wertvoller sind als die Freude,<br />

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