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Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen

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Vorstellung. Vom sechsten bis neunten Lebensjahr geht es um die Beherrschung <strong>der</strong> Sprache. Erst<br />

nach dem neunten Lebensjahr geht es eigentlich um Politik, Kooperation und Selbstverwaltung und<br />

und und. Mit <strong>der</strong> Kooperation in <strong>der</strong> Klasse sollte man nicht zu früh anfangen. Dafür haben wir <strong>Zeit</strong>. Wir<br />

haben von neun bis neunzig dafür <strong>Zeit</strong>. Um die Sprache zu entwickeln, haben wir aber nur diese drei<br />

Jahre von sechs bis neun <strong>Zeit</strong>. Es gibt einen privilegierten <strong>Zeit</strong>ablauf. Und um die Sprache wirklich zu<br />

lehren, muss man sehr sehr sehr viel <strong>Zeit</strong> aufwenden. Es wäre wichtig, am Anfang die Sprache zu entwickeln,<br />

und nach dem neunten Lebensjahr zu beginnen, die an<strong>der</strong>en Dinge wichtig werden zu lassen.<br />

Und wenn wir falsch anfangen, dann wird die Sprache nicht genug entwickelt. Aber das ist natürlich<br />

mein Gesichtspunkt. Den französischen Lehrern ist es sehr wichtig, den politischen Aspekt zu lehren.<br />

Sie haben jede Woche den Klassenrat, <strong>der</strong> bei ihnen von Anfang an im Mittelpunkt steht. 4)<br />

Welche Sprache sprechen die Kin<strong>der</strong> da? Sie sprechen die Sprache <strong>der</strong> Organisation. Und dabei werden<br />

die an<strong>der</strong>en Dimensionen <strong>der</strong> Sprache nicht genug entwickelt.<br />

Wenn man sich zu früh mit <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Klasse und diesen Dingen beschäftigt, dann hat<br />

man eine technische Sprache. Nur diese funktionelle Sprache wird dann geför<strong>der</strong>t. Die an<strong>der</strong>en<br />

Dimensionen <strong>der</strong> Sprache, die wissenschaftliche Sprache (die sagt, wie die objektive Welt ist), <strong>der</strong><br />

subjektive Ausdruck (Was gefällt mir? Und warum?), die Welt <strong>der</strong> Kommunikation, <strong>der</strong> Verständigung,<br />

die Dimension <strong>der</strong> Überzeugung durch Sprache (Rhetorik), werden dann darüber vernachlässigt. Die<br />

Sprache <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> bleibt zu gebrauchsmäßig.<br />

Ich sage, dass die Sprache das Wichtigste ist. Die Kin<strong>der</strong> haben das Recht, sich auszudrücken. Sie<br />

haben das Recht auf das Wort, sie formulieren ihre Worte. Das braucht am Anfang <strong>Zeit</strong>, und das kann<br />

man nicht auf morgen verschieben. Von sechs Stunden Unterricht waren fünf Stunden bei mir für den<br />

freien Ausdruck.<br />

Damit fängt bei mir alles an, das ist bei mir zu Beginn das Politische, <strong>der</strong> kreative Ausdruck, im Gesang<br />

und in <strong>der</strong> Mathematik, in <strong>der</strong> Arbeit mit dem Körper und <strong>der</strong> Bewegung und in <strong>der</strong> Arbeit mit freien<br />

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nie zuvor, dass die Kin<strong>der</strong> sich frei ausdrücken können.<br />

Die Gesellschaft macht sie im Inneren so unruhig. Es gibt den Verkehr, Fernsehen, Radio und außerdem<br />

die familiären Schwierigkeiten. Die Kin<strong>der</strong> leiden in den Familien unter den Trennungen und<br />

Scheidungen. Sie brauchen Liebe. Es ist wichtig, ihnen zuzuhören. Es ist wichtig, dass die Umgebung<br />

erkennt, dass sie da sind, dass mit ihnen gesprochen wird.<br />

Was kriegen sie stattdessen? Die neuen Medien als Kommunikationspartner.<br />

Dann werde ich gefragt: Warum sollen die Kin<strong>der</strong> mit sechs o<strong>der</strong> sieben Jahren <strong>noch</strong> nicht an den<br />

Computer für die Korrespondenz? Es schadet ihnen doch nicht? Wenn sie in <strong>der</strong> Klasse miteinan<strong>der</strong><br />

arbeiten und miteinan<strong>der</strong> reden, wenn diese Ebene funktioniert, dann kann das doch nur bereichern,<br />

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aus Hamburg.<br />

Also, ich kann mir das schon vorstellen. Aber ich habe keine Klassen mehr, und ich kann keine persön-<br />

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