Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen
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sie im Konsumtionszusammenhang. Je weniger sie kritische und literarische Texte lesen, und je mehr<br />
Fernsehen und Werbefernsehen sie sehen, desto besser taugen sie als Konsumenten.“ 5) Was ihnen<br />
aber dadurch verloren geht, ist ein Lebenssinn, <strong>der</strong> über den bloßen Warenkonsum, über das bloße<br />
„Ex und Hopp“ hinausgeht. Ein solches Leben ist aber letztlich unerträglich. Es verliert sich rastlos im<br />
Kreislauf von „immer neu“ und „immer mehr“, ohne sich auf die Dauer im Innern über die Leere des<br />
eigenen Lebens hinwegtäuschen zu können. Das macht in <strong>der</strong> Tendenz destruktiv, sich selbst o<strong>der</strong><br />
än<strong>der</strong>n gegenüber. „So wie das reale Ergebnis <strong>der</strong> Warenherrschaft <strong>der</strong> Müll ist, ist das reale Ergebnis<br />
<strong>der</strong> Warenideologie eine Persönlichkeit, die sich als Abfall fühlt und sich entsprechend verhält.“ 6)<br />
Einleitung 3: Für Kinogänger<br />
In guten Filmen - das weiß je<strong>der</strong> Kinogänger - werden wir an das erinnert, was wir eigentlich wissen,<br />
wir hatten es nur grad vergessen. So verlassen wir das Kino und ähnlich ist es mit Büchern, die wir<br />
als innere Filme ablaufen lassen können ein Stückchen aufrechter und gebessert. Für den Moment<br />
jedenfalls.<br />
Genau das möchte ich versuchen. Ich möchte euch nichts Neues erzählen, son<strong>der</strong>n an das erinnern,<br />
was ihr schon wisst und vielleicht nur gerade vergessen habt. Und das werde ich auch weniger mit eigenen<br />
Gedanken machen, son<strong>der</strong>n ich habe die Bücher, die ich in <strong>der</strong> letzten <strong>Zeit</strong> gelesen und hierher<br />
mitgebracht habe, für diesen Zweck ausgeplün<strong>der</strong>t.<br />
Ich werde euch also erinnern. Célestin Freinet bezeichnet seine Fähigkeit, sich zu erinnern, als sein<br />
vielleicht einziges, zumindest aber wichtigstes pädagogisches Talent, das wie er schreibt vielleicht darin<br />
besteht, „dass ich eine so gute Erinnerung an meine jungen Jahre bewahrt habe. Ich fühle und verstehe<br />
als Kind die Kin<strong>der</strong>, die ich erziehe. Die Probleme, die sich stellen, und die für die Erwachsenen ein<br />
so großes Rätsel sind, stelle ich mir auch selbst. Und ich erinnere mich an die <strong>Zeit</strong>, als ich acht Jahre<br />
alt war, und so lege ich als Erwachsener und gleichzeitig als Kind über alle Systeme und Methoden<br />
hinweg, unter denen ich so sehr litt, Irrtümer einer Wissenschaft offen, die ihren Ursprung vergaß und<br />
verkannte.“ 7)<br />
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sollte.<br />
I. Teil: Wie alles anfangen sollte<br />
1.1 Die Entfaltung <strong>der</strong> Sinne<br />
Stellen wir uns folgendes vor 8) je<strong>der</strong> hat es schon in dieser o<strong>der</strong> jener Form erlebt:<br />
Wir bewegen uns mehrere Kilometer über die glatte, ebene Fahrbahn einer Autostraße. Nichts liegt<br />
im Wege. Das Licht ist hell und ungetrübt. Haben wir die Strecke hinter uns gebracht, fühlen wir uns<br />
ermattet und wie „gerä<strong>der</strong>t“. Die risikolose Gleichförmigkeit hat uns angeödet.<br />
Wan<strong>der</strong>n wir die gleiche Strecke nebenan durch den Wald. Der Pfad ist schmal, holprig, gewunden.<br />
Man muss aufpassen, um nicht über Wurzeln zu stolpern. Zweige können einem ins Gesicht peitschen.<br />
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