Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen
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Die Lernaufgabe als Grundverhältnis und Grundkategorie <strong>der</strong> Pädagogik<br />
Im folgenden geht es natürlich nicht um eine Theorie des pädagogischen Prozesses, aber sehr wohl<br />
um einen Baustein dazu, nämlich um dasjenige Element <strong>der</strong> Pädagogik, aus dem sich in Praxis und<br />
Theorie die an<strong>der</strong>en entfalten. Dies Element wäre im Lichte des oben Erörterten als Verhältnis zu fassen,<br />
nicht als „Ding“. Es geht also seitens <strong>der</strong> Praxis um die Frage nach dem fundamentalen pädagogischen<br />
Verhältnis, das dann seitens <strong>der</strong> Theorie als fundamentale Kategorie zu formulieren wäre.<br />
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ten sei. Aber von welchem Kind aus? Offensichtlich vom lernenden! Das erste Element <strong>der</strong> Pädagogik<br />
wäre also das lernende Kind, nicht das Kind an sich, das kranke und zu heilende Kind, das seinen<br />
Geburtstag feiernde Kind usw. Aber gibt es das bloß abstrakt lernende Kind? Muss es nicht vielmehr<br />
einen Inhalt lernen? Und lernt das Kind nicht um des für wichtig gehaltenen Inhaltes wegen? Also ließe<br />
sich doch vom Kind abstrahieren und <strong>der</strong> Lerngegenstand zum Element erheben. Aber gibt es ihn<br />
außerhalb von Lerntätigkeit? Und gibt es diese wie<strong>der</strong>um ohne Kind? Und wo bleibt das Lernziel, auf<br />
das hin die Lerntätigkeit sich orientiert?<br />
Wir haben jetzt schon die Auswahl zwischen „Kind“, „Lernen“, „Lerntätigkeit“, „Lerninhalt“ und „Lernziel“,<br />
wenn wir den einfachsten und grundlegendsten Erscheinungen <strong>der</strong> Pädagogik auf die Spur kommen<br />
wollen. Dabei kreisen wir immer <strong>noch</strong> um eine ganz bestimmte Altersstufe, nämlich um die <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendlichen, blenden das Lernen <strong>der</strong> Erwachsenen aus o<strong>der</strong> gehört <strong>der</strong> Erwachsene nicht in den<br />
pädagogischen Prozess, wenn er beispielsweise eine Fremdsprache o<strong>der</strong> das Auto fahren erlernt?<br />
Natürlich doch! Pädagogik somit lediglich auf Kin<strong>der</strong> zu beziehen und vom Kind aus zu begründen ist<br />
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verwechselt wird.<br />
Somit ist vielleicht die Blickrichtung falsch, und wir müssen vom Wi<strong>der</strong>part des einen Inhalt lernenden<br />
Kindes o<strong>der</strong> Erwachsenen ausgehen, dem Lehrpersonal, o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> Organisation des Lernens,<br />
letztlich den entsprechenden Institutionen? Aber eine Lehrerin o<strong>der</strong> ein Lehrer existieren doch nur<br />
um des Lernens eines an<strong>der</strong>en willen. Von ihnen aus kann doch Pädagogik nicht begründet werden.<br />
Aber vielleicht aus dem Lerngeschehen heraus, dem Unterricht? Denn in ihm spielt sich doch alles ab,<br />
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dem, was „Element“ genannt werden könnte! Außerdem wäre mit „Unterricht“ jede an<strong>der</strong>e Form des<br />
bewussten Lernens und sich Entwickelns ausgeschlossen, etwa die Unterweisung durch Eltern o<strong>der</strong><br />
das Selbstlernen des Erwachsenen. Bleibt die Schule als erstes Element <strong>der</strong> Pädagogik: Ist sie <strong>der</strong><br />
Schlüssel zum Verständnis des Pädagogischen? Diese Frage stellen heißt, sich sofort die Komplexität<br />
dieser Institution und ihren Bezug auf bloß eine bestimmte Altersklasse ins Bewusstsein rufen:<br />
„Schule“ kann somit nicht das erste Element des pädagogischen Prozesses sein.<br />
Ein Frage- und Antwortspiel wie das gerade geübte könnte nun endlos fortgesetzt werden. Wahrscheinlich<br />
käme man immer wie<strong>der</strong> zum Ausgangspunkt zurück, drehte sich also im Kreis. Betrachtet man das<br />
Spiel genauer, fällt auf, das einzelne „Dinge“ wie „Kind“ o<strong>der</strong> „Lehrerin/Lehrer“ verstummen, wenn man<br />
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