Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen
Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen
Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
entwickeln, die über eine Unterrichtsstunde hinausreichen, mich mit Prinzipien, mit Wegenetzen und<br />
�����������������������������������������������������������<br />
ihren unterschiedlichen Lebensbedingungen und Interessen kennenzulernen und ernstzunehmen, ihre<br />
Entwicklung zu beobachten und Produkte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> als Ausdruck ihrer Arbeit unter den jeweils gegebenen<br />
Bedingungen zu erkennen.<br />
Auf dieser Basis werden Theorien über Bildung, über kindliche Entwicklung, über Didaktik und Methodik<br />
als Erklärungsmodelle, als Orientierungspunkte und als strategische Landkarten für die Ausbildung<br />
pädagogischer Kompetenz bedeutungsvoll, aber zugleich auch kritisierbar, wenn sie den eigenen<br />
Entdeckungen wi<strong>der</strong>sprechen. Pädagogische Theorien verlieren ihre mythische Qualität und gewinnen<br />
Ernstcharakter für die Herausbildung <strong>der</strong> eigenen subjektiven Theorien, mit denen es vielleicht möglich<br />
wird, das Referendariat kritisch zu überstehen. Denn dort kennzeichnet guten Unterricht lei<strong>der</strong> immer<br />
<strong>noch</strong> die möglichst getreue Abarbeitung einer Vorausplanung für den Schulrat verbunden mit gravierenden<br />
Einschränkungen für die Lernenden.6) So beginnt auch heute die zweite Ausbildungsphase<br />
allzu oft mit dem Hinweis: „Nun vergessen Sie erstmal alles, was Sie auf <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> gelernt haben“.<br />
Damit wird zwar vor<strong>der</strong>gründig auch die Praxisferne des Studiums verurteilt, <strong>der</strong> Spruch verachtet jedoch<br />
bei näherer Betrachtung vor allem im Studium gewonnenen Verän<strong>der</strong>ungswillen.<br />
Freinet praktisch im Studium - 2 Beispiele<br />
Wenn also Schulpraktiker und sogar Kultusminister o<strong>der</strong> Hochschulrektoren mehr Praxisbezug<br />
im Studium for<strong>der</strong>n, dann ist damit <strong>noch</strong> nicht gesagt, wie denn dieser Praxisbezug konkret aussehen<br />
kann. Die einen denken an eine stärkere Anpassung <strong>der</strong> universitären Lehre an die heutige<br />
schulische Praxis und wähnen sich damit beson<strong>der</strong>s realitätsnah. Die an<strong>der</strong>en wünschen sich unter<br />
dem Deckmäntelchen von Evaluation und Strukturverän<strong>der</strong>ung vor allem Sparmaßnahmen. Es<br />
bleibt meistens bei <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach mehr Praxisbezug im Lehramtsstudium von einigen wenigen<br />
Modellversuchen (z.B. in Bielefeld und Siegen) einmal abgesehen. Auch <strong>der</strong> von mir beschriebene<br />
Zusammenhang im Sinne von Verän<strong>der</strong>ungslernen bliebe ohne Umsetzungsbeispiele abstrakt und<br />
für an<strong>der</strong>e wenig zugänglich. Deshalb werde ich im folgenden Kapitel zwei Versuche beschreiben,<br />
die in meinen Seminaren in Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern durchgeführt wurden. Sie<br />
stellen nur eine sehr beschränkte Auswahl dessen dar, was heute unter Freinetpädagoginnen und<br />
-Pädagogen an Hochschulen diskutiert wird. In <strong>der</strong> Diskussion sind außerdem die Erfahrungen <strong>der</strong><br />
Lernwerkstattbewegung aber auch die von Birgitt Brand entwickelten Leittexte zur Freinet-Pädagogik.<br />
7)<br />
Studienprojekte<br />
Als Beispiel für Studienprojekte möchte ich die Arbeit von Studentinnen in meinen Erstunterrichtsseminaren<br />
vorstellen. An <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Osnabrück müssen Studierende für das Lehramt an Grund- und<br />
Hauptschulen mit dem Schwerpunkt Grundschule insgesamt vier Erstunterrichtsseminare belegen.<br />
94