22.11.2012 Aufrufe

Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen

Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen

Immer noch der Zeit voraus - Universität Bremen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Was sind Lernaufgaben?<br />

Sie sind Auffor<strong>der</strong>ungen zu geistigen und körperlichen Handlungen, die zur Fähigkeitsentwicklung des<br />

handelnden Subjekts beitragen. Als Auffor<strong>der</strong>ungen zu solchen Handlungen sind Lernaufgaben un<br />

Grunde Imperativisch gemeint, auch dann, wenn sie selbstgestellte sind, und gleichgültig darum, wie<br />

sie im einzelnen formuliert werden. Genau gesehen, sind Lernaufgaben dienende Imperative, denn sie<br />

wollen das adressierte Subjekt und dessen Fähigkeiten för<strong>der</strong>n und entwickeln nicht die Adressanten<br />

und schon gar nicht das Objekt des Lernens. Sie wollen beispielsweise die sprachlichen Fähigkeiten<br />

eines Kindes entwickeln, nicht die <strong>der</strong> Lehrkraft und schon gar nicht die Sprache selbst. Mit <strong>der</strong> Einheit<br />

von Imperativ und Dienst ist ein die Lernaufgabe bestimmen<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch benannt, <strong>der</strong> letztlich<br />

auf dem Wi<strong>der</strong>spruch zwischen individuellem Bedürfnis und gesellschaftlicher Anfor<strong>der</strong>ung beruht.<br />

Diejenigen Lernaufgaben sind die besten, bei denen <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>spruch zwischen Kind und Aufgabe<br />

sehr klein geworden ist. Sowohl Erfüllung als auch Misslingen des Lernprozesses sind deshalb nicht<br />

nur in den Bedingungen des Lernens o<strong>der</strong> den Stärken o<strong>der</strong> Schwächen einer Lehrkraft angelegt,<br />

son<strong>der</strong>n auch schon in <strong>der</strong> Lernaufgabe selbst sie ist ein wi<strong>der</strong>sprüchliches Phänomen, das Übles<br />

bewirken kann, wenngleich es gut gemeint ist. Dies Gute erfüllt sich in <strong>der</strong> Zukunft des Kindes, wenn<br />

seine Fähigkeiten und seine Persönlichkeit höher entwickelt sind, als in <strong>der</strong>jenigen Gegenwart, von<br />

<strong>der</strong> die Lernaufgabe ausgehen muss. So unterliegt jede Lernaufgabe auch dem Wi<strong>der</strong>spruch zwischen<br />

Gegenwart und Zukunft. Lernaufgaben haben also nicht bloß mit Handlungen, son<strong>der</strong>n mit<br />

Handlungen in <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> und mit gegenwartsfernen Zielen zu tun. Sie enthalten <strong>Zeit</strong>pläne. Dies alles<br />

macht sie zu komplexen Gebilden o<strong>der</strong>, um im Bild zu bleiben: Unser erstes Element <strong>der</strong> Pädagogik<br />

besteht aus Atomen mit Kern und Hülle, und diese wie<strong>der</strong>um ...<br />

Wenn man sich dem Phänomen Lernaufgabe so nähert, wie gerade begonnen, drängt sich die Frage<br />

auf, ob Lernaufgaben nicht so etwas wie ein Ur-Ei <strong>der</strong> Pädagogik sind, denn alle Probleme, Phänomene,<br />

alles Scheitern und alle Erfolge des pädagogischen Prozesses scheinen sich schon an ihnen aufweisen<br />

zu lassen. Auch wenn die obige Skizze keine erschöpfende Phänomenologie <strong>der</strong> Lernaufgabe hat<br />

sein können, darf doch vermutet werden, dass an <strong>der</strong> Lernaufgabe mehr ist, als gemeinhin angenommen<br />

wird.<br />

Theorie und Praxis im pädagogischen Prozess Primat <strong>der</strong> Praxis<br />

��������������������������������������������������������<br />

��������������������������������������������������������������� -<br />

we<strong>der</strong> isolierende Theorien sind, die den Zusammenhang des realen Prozesses ausblenden dem sich<br />

die Praktiker allerdings stellen müssen -, o<strong>der</strong> dass sie additive Theorien sind, welche die berühmten<br />

einzelnen Aspekte <strong>der</strong> Pädagogik den so genannten Nachbarwissenschaften entnehmen und zu einer<br />

pädagogisch gemeinten Summe zusammenfassen. Sie verkennen als Theorien des Einzelnen<br />

entwe<strong>der</strong> den wirklichen Zusammenhang aller ihrer Momente in <strong>der</strong> Praxis, o<strong>der</strong> sie belegen pädagogische<br />

Phänomene mit psychologischen, soziologischen und an<strong>der</strong>en Begriffen. Dies, also ihre<br />

51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!